| # taz.de -- Öffentliches Feiern in Hamburg: Tanz im Gehege | |
| > Für den Stadtpark gibt es das nächste Alkoholverbot in Hamburg. Dafür hat | |
| > der Senat das Tanzen unter freiem Himmel erlaubt. Zumindest theoretisch. | |
| Bild: Tanzen erlaubt: In Hamburg nun unter freiem Himmel | |
| Hamburg taz | Tanzen stadtweit erlaubt, Trinken im Stadtpark verboten: Der | |
| rot-grüne Senat hat am Dienstag die nächsten Öffnungsschritte im Zuge der | |
| Coronabeschränkungen bekannt gegeben. So können nun Tanzveranstaltungen mit | |
| bis zu 250 Menschen unter freiem Himmel und unter Auflagen stattfinden. | |
| Doch unter die Öffnungen – und im Gegenzug für die Tanzerlaubnis – hat si… | |
| auch ein Verbot gemischt: Der Stadtpark, der an den vergangenen Wochenenden | |
| vor allem Jugendlichen als Treffpunkt diente, wird ihnen faktisch genommen. | |
| Hier gilt an den Wochenenden ein Alkoholverbot, wie Bürgermeister Peter | |
| Tschentscher und Innensenator Andy Grote (beide SPD) bekannt gaben. Das | |
| Clubkombinat zeigt sich angesichts der Tanzerlaubnis nur mäßig erfreut. | |
| Es sei ja eine „ganz besondere Debatte“ darüber entstanden, was sich [1][an | |
| den vergangenen Wochenenden im Stadtpark abspielt]e, sagte Tschentscher am | |
| Dienstag. Viele, überwiegend jugendliche Menschen, die nicht so viel Geld | |
| für Barbesuche haben, trafen sich dort in großer Zahl. | |
| Innerhalb kurzer Zeit entstand ein neues Ritual: Mit dem Einbruch der | |
| Dunkelheit beleuchtete die Polizei die Wiese mit Scheinwerfern, ermahnte | |
| tanzende Menschen, die Abstandregeln einzuhalten – und als das nicht | |
| fruchtete, räumte sie den Park mit Gewalt. Dabei eskalierte die Lage und | |
| Flaschenwürfe folgten. | |
| ## Welcher Park kommt als nächstes? | |
| „Es waren vorbereitete und verabredete Eskalationen“, analysierte Grote am | |
| Dienstag – ganz so, als habe man es hier mit konspirativem Terror zu tun. | |
| „Dabei hat jeder ja Verständnis, wenn sich junge Menschen treffen und auch | |
| mal was trinken“, sagte Grote. Aber so, [2][mit verletzten | |
| Polizist:innen], könne es nun mal nicht weitergehen. | |
| Ab 21 Uhr bis in die frühen Morgenstunden jedenfalls darf an den kommenden | |
| Freitagen und Samstagen nichts Alkoholisches mehr in Hamburgs | |
| meistbesuchtem öffentlichen Park getrunken oder gar mitgebracht werden. | |
| Dass die Jugendlichen nun in den nächsten Park ausweichen, glaubt Grote | |
| nicht. Dabei geschah genau das in den vergangenen Wochen und Monaten: Immer | |
| mehr Parks und öffentliche Plätze – ob auf St. Pauli, in der Sternschanze, | |
| in St. Georg oder im Jenischpark – wurden mit einem Alkoholverbot belegt, | |
| und jedes Mal entstanden neue Treffpunkte – im Stadtpark kumulierte es | |
| dann. „Es ist überhaupt nicht die Strategie, mit Verboten | |
| hinterherzuarbeiten, wo sich Jugendliche treffen“, sagte Grote auf | |
| Nachfrage jedenfalls. | |
| ## Clubkombinat: Wenig Clubs haben Außenflächen | |
| Die Reaktion bei den Clubbetreiber:innen über die nun gewährten | |
| Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel ist gemischt. „Das ist sicherlich | |
| ein kleiner erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Thore Debor vom | |
| Clubkombinat, der Vereinigung von Musikclubs, Party- und | |
| Konzertveranstaltern. | |
| Große Hoffnungen verbindet er mit diesem Schritt aber nicht: In welchem | |
| Umfang es tatsächlich auch Veranstaltungen geben werde, ist nämlich unklar. | |
| Das Clubkombinat hatte schon zuvor kritisiert, dass | |
| [3][Außenveranstaltungen den Clubs kaum etwas bringen], da die wenigsten | |
| Außenflächen haben. | |
| Wir als Senat sind nicht in die Rolle als Tanzveranstalter gegangen“, | |
| entgegnete Tschentscher darauf am Dienstag – da müssen sich die | |
| Veranstalter schon selbst was einfallen lassen. Es gebe ja auch private | |
| Parkplätze, die genutzt werden könnten. Und Andy Grote sagte, ihm würden | |
| allein schon auf St. Pauli eine ganze Menge Plätze einfallen, auf denen | |
| künftig an der frischen Luft getanzt werden könnte. Konkret wurde er aber | |
| nicht. „Vielleicht kann uns Herr Grote die Plätze noch verraten“, entgegnet | |
| Debor. | |
| Hinzu kommt: „Andere gesetzliche Regelungen gelten selbstverständlich | |
| weiterhin“, sagte der Innensenator. Konkret bedeutet das: Lärmschutzregeln | |
| müssen eingehalten werden. Und auf St. Pauli, wo es eine große Clubdichte | |
| gibt, müssen die Läden weiterhin um 23 Uhr schließen. | |
| Immerhin brauchen die künftigen Gäste dann keine Schnelltests mehr, die | |
| höchstens 24 Stunden alt sein durften. Die allgemeine Gültigkeit von | |
| Antigenschnelltests hat der Senat von 24 auf 48 Stunden erweitert. | |
| 30 Jun 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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