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# taz.de -- Ende der Prohibition in Hamburg: Senat kippt Billigbier(verbot)
> Der Hamburger Senat hebt das Alkoholverbot auf – das kommt überraschend,
> denn mit Infektionsschutz hatte es ohnehin nichts zu tun.
Bild: Schlimme Zustände im Schanzenviertel im vergangenen Sommer. So soll es d…
Hamburg taz | Auf diese gute Nachricht sollte man anstoßen, und zwar mit
irgendetwas Hochprozentigem, zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens mitten im
Schanzenviertel oder auf St. Pauli. Halleluja, die [1][Prohibition für das
Fußvolk] hat ein Ende! Ab dem 4. März kann man wieder auf der Straße
trinken, der Senat hebt das Alkoholverbot und das Alkohol-Mitführverbot in
sogenannten „Hotspots“ auf, also überall dort, wo es Spaß macht. Das ist
gut und kommt sogar ein bisschen überraschend.
Auch wenn in Hamburg und anderen Bundesländern jetzt nach und nach fast
alle Coronamaßnahmen fallen, hatten viele nicht daran geglaubt, dass der
Senat das Alkoholverbot im öffentlichen Raum zurücknehmen würde. Sinnvoll
war die Maßnahme, die verhinderte, dass man an der frischen Luft trank
statt in engen Bars, ja von Anfang an nicht.
Als im Sommer die Infektionszahlen sanken, wurde das Verbot sogar noch
verschärft und die Prohibitionszone von den innerstädtischen Partyvierteln
auf so ziemlich jeden Hundepiss-Grünstreifen innerhalb der Stadtgrenzen
ausgeweitet. Die Bezirke tauschten die Schilder, die auf das Verbot
hinwiesen, von anfänglichen provisorischen Papp-Aufstellern gegen fest
installierte Metallschilder aus – die schienen für die Ewigkeit ausgelegt.
Der Senat habe nur auf eine Gelegenheit gewartet, ein Problem zu
verdrängen, das mit der Pandemie nichts zu tun hat: dass die Leute in
Amüsierviertel gehen, um sich zu amüsieren, und dass das mit einer gewissen
Lautstärke einhergeht. [2][So schrieben wir es auch in der taz] – und lagen
damit offenbar falsch.
## Auch viele Gastronom*innen fanden das Verbot bekloppt
Der Schluss lag auch deshalb nahe, weil die Lobby der Gastronom*innen
dem Senat schon lange aufs Dach steigt, weil sie das Cornern stört – also
das Konsumieren von Kioskgetränken vor und neben den Bars. Mit dem
Billigalkoholverbot schienen gleich mehrere Probleme gelöst: Die Kiosk-
und Lidl-Klientel macht in den engen Szenevierteln Platz für die
Cremant-Klientel – und die Anwohner*innen können wieder in Ruhe ihren
teuer bezahlten Rausch ausschlafen – eine Win-win-Situation! Dennoch fanden
es auch viele Gastronom*innen [3][einfach bekloppt, dass die Leute
nicht mehr mit Bier in der Hand durch die Straßen schlendern konnten].
Was im Rathaus jetzt zum Umdenken geführt hat? Die plötzliche Einsicht,
dass Menschen, die nicht acht Euro für einen Aperol-Spritz ausgeben wollen,
genau so viel Spaß im innerstädtischen Raum haben dürfen wie die
Schanzen-Schickeria, wird es wohl nicht gewesen sein.
Vielleicht dann doch eher die Sehnsucht nach dem wirklichen, echten Ende
der Pandemie. Und der Reiz zu verkünden, dass jetzt auch echt fast alle
Maßnahmen aufgehoben werden – und nicht immer noch so ein unangenehmes
Alkoholverbot im öffentlichen Raum hinterhernuscheln zu müssen. Was auch
immer der Grund war – die Pandemie hat uns auch gelehrt, die Möglichkeiten
zu nutzen, solange sie bestehen. Von daher: Prost!
2 Mar 2022
## LINKS
[1] /Alkoholverbote-in-Hamburg/!5780254
[2] /Hamburg-bekaempft-oeffentliches-Feiern/!5774689
[3] /Kneipen-und-Alkoholverbot-auf-St-Pauli/!5774711
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Alkoholverbot
Hamburg
soziale Ungleichheit
Alkohol
Alkoholmissbrauch
Kolumne Angezapft
Grüne Berlin
Geht's noch?
Schwerpunkt Coronavirus
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