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# taz.de -- Alkoholverbot in Hamburg: Schampus statt Kioskbier
> Der Hamburger Senat vertreibt Jugendliche aus Parks und Straßen. Doch das
> Alkoholverbot gilt nicht für alle: In teuren Bars darf man weiter saufen.
Bild: Luxusgelage statt Parkbesäufnis
Die Masse fängt an zu jubeln, als die Polizei das Flutlicht anschmeißt.
„Achtung, es folgt eine Durchsage der Polizei“, schallt es aus den
Lautsprechern und wieder jubeln, grölen und pfeifen [1][tausende
Heranwachsende] im Hamburger Stadtpark. Schön, dass sie das Gebaren der
Ordnungshüter*innen noch mit Humor nehmen können, witzig ist es schon
lange nicht mehr.
Seit einigen Wochen vertreibt der Hamburger rot-grüne Senat Jugendliche
überall dort, wo sie zusammenkommen: In Parks, auf öffentlichen Plätzen, in
Grünanlagen. Also da, wo man sich eben trifft, wenn man nach anderthalb
Jahren Isolation ohne großes Ansteckungsrisiko ein paar Leute sehen will
und kein Geld für die Außengastronomie hat.
Erst verscheuchte die Polizei die Heranwachsenden aus dem Schanzenviertel
mit behelmten Polizist*innen und Wasserwerfern, also nach Schema F. Zu
laut, zu wild sei es zugegangen, in den sanierten Altbauten im
turbogentrifizierten Viertel ruhte man offenbar nicht mehr gut.
Als die Jugendlichen auf andere Orte auswichen, verhängte der Senat
flächendeckende [2][Alkoholverbote im Innenstadtbereich]. Offenbar machte
das Spaßverderben zu später Stunde nicht mal den
Berufs-Spaßverderber*innen von der Polizei Freude. Und wer das Kioskbier
verbietet, spart sich die Wasserwerfer. Um Alkoholkonsum an sich geht es
dabei gar nicht, schließlich darf man sich in Bars und Restaurants nach wie
vor hemmungslos besaufen.
## Solche und solche Konsument*innen
Aber Konsument*in ist nicht gleich Konsument*in, da gibt's solche und
solche. Auf der Seite der Guten: Boomer. Durchgeimpfte potenzielle
Wähler*innen mit Geld für teure Drinks und einem Recht auf Malle. Auf
der anderen Seite: Jugendliche, ungeimpft, in der Regel keine Fuffies im
Club, sondern 50 Cent am Kiosk, dürfen eh noch nicht wählen, wollen auch
gar nicht nach Malle wegen Flugscham.
Und ja okay, sie wollen auch mal Spaß haben, aber in der Pandemie müssen
wir eben alle zusammenhalten. Und das mit dem Alkoholverbot ist doch
eigentlich ganz angenehm, daher Perspektive: bleibt so.
Allerdings muss man sich dann auch nicht wundern, wenn die Jugendlichen,
für die es nirgendwo einen Platz gibt, auch mal mit Flaschenwürfen
reagieren, wenn sie zum hundertsten Mal vertrieben werden. Da nützt auch
das nicht, was der Senat als neuste „Lockerung“ verkauft: Für das Betreten
eines Kreuzfahrtschiffes reicht jetzt ein Schnelltest. Und tanzen ist jetzt
für 250 Personen im abgesperrten Gehege erlaubt. Merkt ihr noch was,
Boomer?
2 Jul 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Katharina Schipkowski
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