Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Polizeieinsätze gegen Partys in Hamburg: Spot an, Knüppel frei
> Gegen feiernde Jugendliche setzt der Hamburger Senat ganz auf Repression,
> erst in den Ausgehvierteln, nun im Stadtpark. Ein Angebot macht er nicht.
Bild: Deeskalation auf Hamburgisch: Lichtmast der Polizei im Hamburger Stadtpar…
Es ist vollbracht: Hamburgs Senat hat ein neues Ritual geschaffen. Auch an
diesem Wochenende trafen sich [1][wieder tausende Jugendliche] auf der
großen Stadtparkwiese. Die Polizei beleuchtete die Szenerie mit
Scheinwerfern, entdeckte gemeinsam tanzende Menschen, ermahnte sie, die
Abstandregeln einzuhalten – und als das nicht fruchtete, räumte sie den
Park mit Gewalt.
Wie jede Woche eskalierte die Lage, flogen Flaschen. Wieder meldete die
Polizei Verletzte und es zählte niemand die verletzten Jugendlichen. Wieder
hagelte es Anzeigen. Das ganze einmal am Freitag und einmal am Samstag, bei
einer Corona-Inzidenz von 9,347. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich im
Stadtpark überhaupt ein frisch infizierter und deshalb nicht
diagnostizierter Mensch aufhält, dürfte weit unter 0,1 Prozent liegen.
Etabliert hat der Senat dieses Ritual, indem er die jungen Menschen [2][von
überall dort vertrieben] hat, wo sie sich vorher trafen: Aus St. Pauli, dem
[3][Schanzenviertel], vom Altonaer Balkon, aus [4][Ottensen], vom
Winterhuder Kai. Ebenfalls mit Polizeigewalt, und, wie man dachte, noch
viel raffinierter: Mit einem Alkoholverkaufsverbot ab 14 Uhr.
Die erste Lehre für die Politik ist, dass das wohl doch nicht so ein
raffiniertes Instrument ist, zumindest nicht zum Schutz vor
Coronainfektionen. Allenfalls zum Schutz der Anwohner:innen inzwischen
aufgewerteter Viertel vor Lärm und Dreck. Die Jugendlichen kümmert es
nämlich herzlich wenig, wenn es vor Ort nichts zu trinken gibt. Sie nehmen
sich Vorräte mit. Es gehört nicht viel dazu, sich vorzustellen, dass das
nicht kistenweise Bier sein wird, sondern eher harter Alkohol. Und dass das
dem „Hochkochen“ der Stimmung förderlich ist.
## Wird das Tanzen an der frischen Luft entkriminalisiert?
Wenn der Senat diese Woche darüber spricht, ob er das Tanzen an der
frischen Luft entkriminalisiert, kann man nur hoffen, dass die Ergebnisse
nicht auf sich warten lassen, bis die Ferien und der Sommer vorbei sind –
oder bis die Delta-Variante das ganze Land, zumindest aber die ungeimpfte,
junge Bevölkerung im Würgegriff hat.
Dann wäre für die Jugend ein weiterer Sommer verloren. Und
Polizist:innen würden weiterhin in einem sinnlosen Konflikt verheizt,
den sie nicht gewinnen können. Aber vielleicht zieht die Stadt auch einfach
wie bei „Planten un Blomen“ einen soliden Stahlzaun rund um den Stadtpark.
28 Jun 2021
## LINKS
[1] /Raeumung-von-feiernden-Jugendlichen/!5777384
[2] /Jugendliche-muessen-endlich-feiern-duerfen/!5776320
[3] /Jugendliche-muessen-endlich-feiern-duerfen/!5776320
[4] /Polizei-vertreibt-feiernde-Jugendliche/!5774651
## AUTOREN
Jan Kahlcke
## TAGS
Polizei Hamburg
Stadtpark
Party
Hamburg
Tanzverbot
Polizei Hamburg
Polizei Hamburg
Schwerpunkt Coronavirus
Polizei Hamburg
Alkoholverbot
Hamburg Schanzenviertel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Polizeiausbildung in Hamburg: Es mieft im Neubau
Am Montag wurde die Grundsteinlegung eines Neubaus der Hamburger
Polizeiakademie gefeiert. Das Geld hätte man auch besser investieren
können.
Polizeigewalt in Hamburg: Faustschlag gegen Jugendlichen
Nach der Veröffentlichung eines Videos sorgt ein Hamburger Polizeieinsatz
für Diskussionen. Ein Beamter prügelt darin auf einen Jugendlichen ein.
Öffentliches Feiern in Hamburg: Tanz im Gehege
Für den Stadtpark gibt es das nächste Alkoholverbot in Hamburg. Dafür hat
der Senat das Tanzen unter freiem Himmel erlaubt. Zumindest theoretisch.
Räumung von feiernden Jugendlichen: Wenn die Polizei zur Party kommt
In Hamburg und Bremen feierten Jugendliche am Wochenende ausgelassen. Die
Polizei reagierte in Bremen zurückhaltend, in Hamburg eskalativ.
Hamburg bekämpft öffentliches Feiern: Die neuen Trinkregeln
In Hamburg werden Orte, an denen junge Menschen Alkohol trinken, zu
„Hotspots“ erklärt und von der Polizei geräumt – aber Kneipen dürfen
öffnen.
Jugendliche müssen endlich feiern dürfen: Right to party
Die Jugend hat unter Corona am meisten gelitten. Jetzt muss sie jung sein
und entsprechend leben dürfen, statt schon wieder gegängelt zu werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.