| # taz.de -- Mutmaßlicher Rechtsterrorist vor Gericht: Franco A. gesteht Waffen… | |
| > Der Ex-Offizier gibt zu, dass er drei weitere Waffen illegal besaß, | |
| > darunter ein Sturmgewehr. Mit Anschlagsplänen habe das aber nichts zu tun | |
| > gehabt. | |
| Bild: Franco A. vor Beginn der Verhandlung am Oberlandesgericht Frankfurt am Di… | |
| Frankfurt a. M. taz | Der wegen der Vorbereitung einer schweren | |
| staatsgefährdenden Gewalttat [1][angeklagte Bundeswehroffizier Franco A.] | |
| hat den illegalen Besitz von drei weiteren Waffen eingeräumt. Unter diesen | |
| Waffen sei auch das von der Bundeswehr verwendete Schnellfeuergewehr G3 | |
| gewesen, sagt A. vor dem Strafsenat des Oberlandesgerichtes in Frankfurt am | |
| Main. Franco A. sagte weiterhin, er habe sich der Waffen „entledigt“ und er | |
| wolle „über den weiteren Verbleib nichts sagen.“ | |
| Franco A. hatte sich 15 Monate lang als syrischer Geflüchteter ausgegeben. | |
| Die Ermittler werfen A. vor, er habe diese Identität benutzen wollen, um | |
| unter falscher Flagge einen Terroranschlag zu begehen, der den Hass | |
| gegenüber Geflüchteten weiter anstacheln sollte. | |
| Sein Doppelleben war aufgeflogen, als er im Februar 2017 am Wiener | |
| Flughafen festgenommen wurde. Er hatte bei einem vorherigen Besuch dort | |
| eine Pistole in einer Toilette versteckt, die jedoch von einer Putzkraft | |
| entdeckt wurde. Die Polizei installierte daraufhin eine Falle, die A. | |
| auslöste, als er versuchte, sich die Waffe wieder zu beschaffen. | |
| Diese Pistole mit sieben Schuss Munition war bisher die einzige Waffe, | |
| deren Besitz die Ermittler Franco A. zweifelsfrei nachweisen konnten. Auch | |
| A. selbst hat dies eingestanden. Für den Besitz des G3 und Waffen der | |
| Marken Browning und Landmann Preetz gab es keine wasserdichten Belege. Umso | |
| relevanter ist das Eingeständnis im Prozess. Darauf folgten Wortgefechte | |
| zwischen dem Vorsitzenden Richter und Franco A., in dem der Richter Zweifel | |
| an der Glaubwürdigkeit zentraler Aussagen von A. äußerte. | |
| ## Was wollte A. bei der Amadeu-Antonio Stiftung? | |
| Franco A. hatte keine Erlaubnis, die von ihm am Donnerstag genannten Waffen | |
| privat zu besitzen. Auf mehrfache Nachfragen des Gerichts, seit wann er | |
| diese Waffen besessen habe, wollte oder konnte sich Franco A. erst nicht | |
| erinnern, sagte aber dann, dies sei spätestens Mitte 2016 der Fall gewesen. | |
| Auf diese Weise kam auch heraus, dass Franco A. diese drei Waffen besaß, | |
| als er im Sommer 2016 in der Tiefgarage des Gebäudes auftauchte, in dem die | |
| in Berlin ansässige Amadeu-Antonio Stiftung ihren Sitz hat. Die Stiftung | |
| setzt sich unter anderem gegen Rechtsextremismus und Rassismus ein. | |
| Franco A. blieb bei seiner Darstellung, er habe das Gebäude aufgesucht, um | |
| mit Anetta Kahane, der Vorsitzenden der Stiftung, zu reden. Zwei Frauen | |
| hätten ihm gesagt, Kahane wäre nicht da. Daraufhin sei er in die Tiefgarage | |
| gegangen, um sie eventuell dort abzupassen. | |
| Der Name von Kahane steht auf einem Zettel, der bei Franco A. gefunden | |
| wurde, zudem finden sich dort die Namen anderer Personen des öffentlichen | |
| Lebens wie der des heutigen Bundesaußenministers Heiko Maas (SPD) und der | |
| der Grünen-Politikerin Claudia Roth. Die Bundesanwaltschaft hält diese | |
| Personen für potenzielle Anschlagsziele. Als der Vorsitzende Richter | |
| nachfragte, wo die Waffen zu diesem Zeitpunkt waren, sagte Franco A: | |
| „Woanders. Nicht in Berlin.“ | |
| ## Die Waffen will A. als Krisenvorsorge verstanden wissen | |
| Das Gericht versuchte durch Nachfragen auch herauszufinden, wo Franco A. | |
| das G3 und die anderen beiden Waffen gelagert hat. Er sagte, er habe Teile | |
| der Waffen im Keller seines Wohnhauses in Offenbach gelagert. Und: | |
| „Normalerweise lagert man Waffen und Munition nicht zusammen“ | |
| In eben jenem Keller hatten die Ermittler über 1.000 Schuss Munition und | |
| Sprengsätze gefunden. Franco A. war es wichtig, festzustellen, dass „75 | |
| Prozent der Munition nicht lethal“ waren. Die Sprengsätze sind zudem meist | |
| solche für Übungs- und Vernebelungszwecke. Damit bleiben allerdings noch | |
| über 200 Schuss tödliche Munition. Unter diesen Patronen waren, wie A. am | |
| Donnerstag zugab, auch solche für das G3. | |
| Zu den Gründen für das Horten von Waffen und Munition sagte A., er habe im | |
| Wesentlichen das Zuspitzen zweier Krisen befürchtet und sich darauf | |
| vorbereiten wollen: Erstens einen Konflikt zwischen westeuropäischen | |
| Staaten und Russland. Zweitens einen Konflikt mit vom Islamischen Staat | |
| angeheuerten islamistischen Kämpfern. A. zitierte im Gerichtssaal | |
| Pressetexte unter anderem des Spiegel und des britischen Telegraph, um zu | |
| belegen, dass seine Befürchtungen nach der Ankunft vieler Geflüchteter aus | |
| Syrien in Deutschland und Westeuropa weit verbreitet waren. | |
| Um sich auf solche Krisen vorzubereiten, habe er sich auch der Chatgruppe | |
| Süd angeschlossen. Diese Gruppe war [2][Teil eines Netzwerks], in dem sich | |
| unter anderem auch Soldaten und Polizisten zusammenfanden, um sich auf den | |
| Tag X vorzubereiten. Gegründet hat dieses Netzwerk der ehemalige KSK-Soldat | |
| André S., Deckname Hannibal. | |
| ## A. scheint andere zu schützen | |
| Der Vorsitzende Richter fragte nach, ob Franco A. die Sichtweisen von | |
| damals immer noch teile. A. sagte, das könne er in dem Maße nicht mehr, | |
| weil sich die Voraussagen nicht bewahrheitet hätten, aber völlig ausgeräumt | |
| seien seine Befürchtungen auch heute nicht. | |
| Die Waffen will Franco A. „teilweise vor Wien, teilweise danach“ wieder | |
| losgeworden sein, also vor seiner Festnahme auf dem Flughafen. Was damit | |
| geschehen sei, könne er nicht sagen. „Wollen Sie nicht oder können Sie | |
| nicht“, fragte der Vorsitzende Richter. A. antwortete, er wolle nicht. | |
| Die Aussagen von Franco A. könnten drauf hinweisen, dass er versucht, | |
| andere Personen, die Waffen für ihn beschafft haben, zu schützen. Das gilt | |
| auch für die Pistole vom Flughafen, die er in Wien beim Pinkeln in einem | |
| Busch gefunden haben will. Diese Erklärung steht jedenfalls im | |
| Vernehmungsprotokoll der österreichischen Polizei, das der taz vorliegt. | |
| Vor Gericht versucht A. eine Wiederholung dieser Erklärung zu vermeiden. Er | |
| gibt vor Gericht auch zu, dass diese Schilderung unglaubwürdig erscheint, | |
| er führt aber auch nicht aus, wie er sonst zu der Pistole gekommen ist. Die | |
| Bundesanwaltschaft glaubt, er habe sie in Paris gekauft und nach Wien | |
| gebracht, um dort eventuell einen Anschlag unter seiner falschen Identität | |
| als syrischer Geflüchteter zu begehen. | |
| Franco A. versuchte am Donnerstag, die Richter:innen des Strafsenats | |
| davon zu überzeugen, er habe Waffen und Munition allein in Vorbereitung auf | |
| eine der von ihm geschilderten Krisen gehortet und nicht für Anschläge. | |
| Seine Anwälte schritten auch bei verbalen Scharmützeln mit dem Vorsitzenden | |
| Richter kaum ein, um ihren Mandanten zu schützen. Als der Vorsitzende | |
| Richter Franco A. fragte, ob die drei Waffen und die vergleichsweise wenige | |
| tödliche Munition nicht zu wenig sei, um eine Invasion von Islamisten | |
| abzuwehren und eher dafür geeignet, einen Anschlag durchzuführen, sagte A. | |
| beispielsweise: „Für einen Anschlag brauche ich doch nur eine Pistole.“ | |
| 10 Jun 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Franco-A-im-Prozess/!5767842 | |
| [2] /Schwerpunkt-Hannibals-Schattennetzwerk/!t5549502 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Schulz | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Franco A. | |
| Rechtsextremismus | |
| Gerichtsprozess | |
| Rechtsextremismus | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Bundeswehr | |
| KSK | |
| Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
| Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
| Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verdacht auf rechtsextreme Gruppierung: Ermittlungen auch gegen Reservisten | |
| Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen mehrere | |
| Bundeswehrreservisten. Sie sollen eine „rechtsextreme Wehrsportgruppe“ | |
| gegründet haben. | |
| Terrorismus-Prozess gegen Franco A.: Was eine Pistole erzählen kann | |
| Franco A. soll rechte Anschläge geplant haben. Im Prozess gegen den | |
| Bundeswehroffizier wird eine Schusswaffe zu einem aufschlussreichen | |
| Beweisstück. | |
| Gerichtsverfahren gegen Franco A.: Vom Offizier zum Geflüchteten | |
| Franco A. plante mutmaßlich rechten Terror und hatte als vermeintlicher | |
| Syrer einen Schutzstatus. Der Prozess gegen ihn zeigt, wie das möglich war. | |
| Franco A. im Prozess: Donnerwetter im Gericht | |
| Im Prozess um die mutmaßlich geplanten Terroranschläge redet der | |
| rechtsextreme Bundeswehroffizier Franco A. viel und sagt doch wenig. | |
| Skandal um rechte Lieder und Übergriff: Soldaten aus Litauen abgezogen | |
| Bundeswehrsoldaten sollen auf Nato-Mission rechte Lieder gesungen haben, | |
| auch sexualisierte Gewalt gab es wohl. Das Verteidigungsministerium holt | |
| die Einheit nun zurück. | |
| Rechtsextremismus beim KSK: Mit Reformen ist es nicht getan | |
| Die Bundeswehr hält an ihrer Eliteeinheit fest. Doch kleinere Veränderungen | |
| beim KSK werden dessen Problem mit Rechtsextremismus kaum beseitigen. | |
| Mutmaßlicher Rechtsterrorist vor Gericht: Teilgeständnis von Franco A. | |
| Franco A. räumt den Besitz einer Pistole, von über tausend Patronen | |
| Bundeswehrmunition und Sprengkörper ein. Erstmals spricht er auch über | |
| sich. | |
| Mutmaßlicher Rechtsterrorist vor Gericht: Eine knappe Einlassung | |
| Franco A. hat am Dienstag ausgesagt – schweigt aber zum Kernvorwurf. Ein | |
| Kamerad muss ebenso vor Gericht, bei ihm wurde Sprengkörper gefunden. | |
| Franco A. im Prozess: Er inszeniert sich als Opfer | |
| In Frankfurt am Main hat der Prozess gegen den mutmaßlichen | |
| Rechtsterroristen Franco A. begonnen. Die Verteidigung setzt auf | |
| Verschwörungserzählungen. |