# taz.de -- Gutachen zur Presseförderung: Wie es gehen könnte | |
> Die Grünen haben ein Gutachten zur Presseförderung vorgestellt. Es | |
> empfiehlt, verschiedene journalistische Modelle an Bord zu holen. | |
Bild: Die Presseförderung ist gescheitert – reine Digital-Angebote wären le… | |
Die geplante Presseförderung des Bundes ist eben [1][krachend baden | |
gegangen], da springen ausgerechnet die Grünen in die Bresche. Während die | |
220 Millionen-Euro-Segnung für klassische Verlage schon an einfachen | |
juristischen Formalfehlern scheiterte, kommt ein am Mittwoch vorgestelltes | |
Gutachten im Auftrag der Bundestags-Grünen zu dem Schluss, dass da sehr | |
wohl etwas geht – wenn man es denn richtig anstellt. | |
Dreh- und Angelpunkt des vom Mainzer Medieninstitut verfassten Papiers ist | |
die Kombination von Bundes- und Länderzuständigkeiten. Vereinfacht gesagt | |
könnte der Bund nämlich durchaus Gelder bereitstellen, der „Vollzug der | |
Förderung“, wie es im Gutachten heißt, würde aber durch die Länder | |
erfolgen. „Wir brauchen einen Austausch der Bundes- mit der Länderebene“, | |
sagt Margit Stumpp, medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der | |
Grünen. „Unser Ansatz unterscheidet sich von dem der Bundesregierung, in | |
dem es ja nicht um journalistische Vielfalt ging, sondern um einen | |
finanziellen Ausgleich für die Verlage, die durch die Einführung des | |
Mindestlohns Probleme bei der Zeitungszustellung haben.“ | |
Ohnehin sehen die Grünen längst nicht nur die klassischen Zeitungshäuser in | |
Sachen Rettung des Lokaljournalismus am Zug. Dass die vom | |
Bundeswirtschaftsministerium geplante Förderung nur Zeitungs- und | |
Zeitschriftenverlagen sowie Anzeigenblättern zugute kommen sollte, wurde | |
hinter vorgehaltener Hand selbst von der Bundespolitik kritisiert. Die | |
Krautreporter hatten deshalb sogar mit [2][einen Klage wegen | |
Verfassungswidrigkeit gedroht]. | |
Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht empfehlen Prof. Dr. Matthias | |
Cornils, Direktor des Mainzer Medieninstituts, Junior-Professorin Dr. Leyla | |
Dogruel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und | |
Mitarbeiter*innen in ihrem Gutachten, alle an Bord zu holen: „Neben | |
existierenden Angeboten der Lokalpresse sollen auch Angebote (…) gefördert | |
werden, die auf alternativen Geschäfts-, und Finanzierungsmodellen | |
(non-profit, Online only) basieren“. | |
## Keine Einzelkämpfer*innen | |
Das leider arg fachlich geschriebene Gutachten empfiehlt, den Schwerpunkt | |
der Förderung auf eine „kriterienbasierte Produktionsunterstützung“ zu | |
legen. Gemeint sind damit zusätzliche Mittel für lokale Redaktionen und | |
mehr Leute. Dafür müssen die Angebote einen Kriterienkatalog erfüllen, bei | |
dem zum Beispiel der Anteil der redaktionellen Eigenleistung, das | |
Geschäftsmodell, und die Einhaltung professioneller Standards eine Rolle | |
spielen. | |
Reine Einzelkämpfer*innen-Modelle sollen ausgeschlossen sein. Das Gutachten | |
schlägt vor, nur solche Angebote zu berücksichtigen, die mindestens | |
Personal in Größenordnungen von zwei vollen Stellen haben, auch wenn die | |
auf mehrere Schultern verteilt sind. „Das braucht es schon, wenn man das | |
irgendwie Redaktion nennen will“, so Leyla Dogruel bei der | |
Gutachten-Präsentation. | |
Wer gefördert wird und wie das Geld verteilt wird, dass soll eine | |
staasferne, neutrale Organisation regeln. Dass die Grünen damit die | |
Landesmedienanstaten meinen, darf bezweifelt werden. Zusätzliche | |
„Förderbausteine“ sollen ein zeitlich befristeter Innovationsfonds sein, | |
der sowohl den digitalen Umbau bei bestehenden Angeboten, aber auch | |
Neugründungen und Markteintritte fördern soll. | |
Dazu kommt eine „Produktionsprojektförderung“, die konkrete journalistische | |
Projekte unterstützt. Da hier „die Gefahr interessengeleiteter | |
Einflussnahmen trotz eines staatsfern besetzten Vergabegremiums und | |
meinungsneutraler Qualifikationskriterien nicht gänzlich ausgeräumt werden“ | |
kann, empfehlen die Gutachter*innen „diese Förderlinie nachrangig zu | |
betrachten und mit geringeren (…) Mitteln“ auszustatten. | |
Spannend wird nun der nächste Schritt. Denn die konkrete Umsetzung der im | |
Gutachten skizzierten, fachtheoretischen Möglichkeiten wird es in sich | |
haben. „Das Gutachten ist natürlich noch kein Konzept“, sagte so auch | |
Stumpp. Mit Blick auf die aktuellen Wahlprognosen könnte es aber durchaus | |
sein, dass die Grünen im Herbst mal besser eines parat haben sollten. | |
16 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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