| # taz.de -- Kritik an einseitigen Pressesubventionen: Wehrhaftes Digitalmedium | |
| > Die Presseförderung des Bundes bervorzugt Printmedien. Das Onlinemedium | |
| > „Krautreporter“ findet das verfassungswidrig – und droht, zu klagen. | |
| Bild: Besonders fördern will der Bund nicht nur gedruckte, sondern auch auflag… | |
| Mit 220 Millionen Euro will die Bundesregierung in den kommenden Jahren | |
| [1][die „digitale Transformation“ der Zeitungsverlage fördern]. Anfang Juli | |
| vergangenen Jahres hatte der Bundestag in seinem zweiten Nachtragshaushalt | |
| überraschend beschlossen, so die kriselnden Presseverlage zu retten. | |
| Für Entrüstung sorgten die Bedingungen, an die diese Subventionen geknüpft | |
| sein sollen. Das Bundeswirtschaftsministerium will die Presseförderung an | |
| die Auflage der Zeitungen und Zeitschriften koppeln. Je höher die Auflage, | |
| desto mehr Geld soll der Verlag bekommen. Der Deutsche Journalisten-Verband | |
| kritisierte das im vergangenen Jahr. | |
| Das Onlinemedium Krautreporter, das sich 2014 durch Crowdfunding gründete | |
| und mit Abonnenten finanziert, hält das für verfassungswidrig. In einem | |
| Brief an seine Mitglieder kündigte Krautreporter am Mittwoch an, | |
| juristische Schritte einzuleiten. Über den Anwalt und Verfassungsrechtler | |
| Wolfgang Spoerr wurde Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier | |
| aufgefordert, „es zu unterlassen, Fördergelder zu bewilligen und | |
| auszuzahlen“, heißt es in dem Schreiben. | |
| Denn obwohl die Pläne des Wirtschaftsministeriums auf eine „digitale | |
| Transformation“ abzielen, hingen sie doch sehr am Gedruckten. Im aktuellen | |
| Modell für die Presseförderung wird das Geld nach dem Gießkannenprinzip | |
| verteilt. Wer eine hohe Reichweite und Auflage hat, erhält Subventionen. | |
| „Nur Verlage, die drucken, werden gefördert. Wir und viele andere rein | |
| digitale Medien werden benachteiligt“, sagt Krautreporter-Vorstand Leon | |
| Fryszer der taz. Die Förderung greife also in den freien Wettbewerb der | |
| Medien und somit in die Pressefreiheit ein. „Das sollte sie nicht.“ | |
| ## Erfahrungen aus Skandinavien | |
| Bereits im November 2020 hatte Krautreporter sich mit anderen Onlinemedien | |
| zusammengeschlossen und [2][einen Aufruf] gegen die Presseförderung | |
| formuliert. Darin kritisierten sie, dass das Konzept des Bundes zu einer | |
| Wettbewerbsverzerrung führe, „auf Kosten von digitalen Publishern“. Auch | |
| damals hieß es schon: Der Bund setze auf alte Strukturen, Digitalangebote | |
| gingen dafür leer aus. Dabei müsste digitale Innovation Förderungsgrund | |
| sein, nicht die Auflage. | |
| Christopher Buschow, Medienwissenschaftler an der Bauhaus-Universität | |
| Weimar, [3][kritisierte im November in der taz] das Konzept des | |
| Wirtschaftsministeriums als „vertane Chance“. Das Modell schaffe es nicht, | |
| „Qualität und Innovation zu fördern“. | |
| Buschow verwies auf das Beispiel Skandinavien. Seit Jahren gibt es dort | |
| intensive und vielfältige Förderprogramme. In Schweden etwa geht [4][ein | |
| Drittel der Fördergelder allerdings an relativ auflagenstarke Blätter]. Für | |
| kleinere Medien bleibt immer weniger übrig. Lokalzeitungsredaktionen | |
| mussten deshalb bereits schließen oder sich verkleinern. | |
| Wie könnte nun aber der kriselnden Presse geholfen werden, wenn nicht durch | |
| staatliche Förderungen? | |
| ## Bis vor Gericht | |
| Buschow sieht das Problem nicht in den staatlichen Hilfen, sondern in ihrer | |
| Ausrichtung. Subventionen müssten offen sein für „journalistische | |
| Start-ups, Einzelpersonen und Verbünde“. | |
| Auch Krautreporter ist nicht gegen jegliche Förderung. Sie selbst | |
| finanzieren sich unter anderem mit Fördersummen, die sie auf ihrer Website | |
| transparent machen. Im Falle der Presseförderung aber sieht es die | |
| Publikation als Pflicht, sich „gegen diese Verletzung der Pressefreiheit“ | |
| zu wehren. Man werde nicht zusehen, „wie die ohnehin privilegierten | |
| Druckverlage zusätzlich mit hunderten Millionen von Steuergeldern bedacht | |
| werden“. | |
| Sollte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bis zum 20. April der | |
| Aufforderung von Krautreporter nicht nachgekommen sein, will das Medium vor | |
| Gericht gehen. | |
| 8 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Subventionen-fuer-Presse/!5721181 | |
| [2] https://medium.com/arbeitskreis-digitale-publisher/gegen-eine-wettbewerbsve… | |
| [3] /Medienwissenschaftler-ueber-Pressesubventionen/!5722250 | |
| [4] /Zeitungskrise-in-Schweden/!5650498 | |
| ## AUTOREN | |
| Erica Zingher | |
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