# taz.de -- „Facebook News“ startet in Deutschland: Mini-„New Deal“ im … | |
> Facebook startet sein journalistisches Angebot „News“ in Deutschland. In | |
> besonderer Rolle dabei ist der Springer-Verlag. Visionär ist das nicht. | |
Bild: Springer ist dabei: Facebook hat jetzt einen eigenen Nachrichtenbereich | |
Berlin taz | Eigentlich wollte Axel Springer bei „Facebook News“ nicht | |
mitmachen. Nun hat der Berliner Medienkonzern am Montag mitgeteilt, dass er | |
doch dabei ist – sogar in besonderer Rolle. Die Info kam kurz bevor | |
Facebook am Dienstag anfing, seine Nachrichtenfunktion in Deutschland | |
auszurollen. | |
„Facebook News“ hat nichts zu tun mit dem bekannten „Newsfeed“, sondern… | |
ein Extrabereich in der Facebook-App, wo Nutzer*innen künftig eine | |
Auswahl an journalistischen Inhalten finden. Das Angebot gab es zuvor schon | |
in den USA und in Großbritannien. Facebook will mit diesem digitalen | |
Nachrichtenbereich das Image abstreifen, eine Schleuder für Lügen und | |
Verschwörungsmythen zu sein. Abgebildet werden können alle Medien, die | |
bestimmte Qualitätsstandards einhalten. Ein Kreis von Partnermedien kann | |
zudem über die Auswahl ihrer Inhalte bei Facebook mitbestimmen. | |
Beim Start gehören dazu die Südwestdeutsche Medienholding, Spiegel, Zeit, | |
FAZ, die Zeitungen der Verlagsgruppen Ippen und Funke sowie die taz*. | |
Facebook untersagt den beteiligten Verlagen vertraglich, Angaben über die | |
Vergütung zu machen. Facebook will sich die internationale Erweiterung von | |
„News“ in den nächsten drei Jahren insgesamt eine Milliarde Dollar kosten | |
lassen. | |
Auch Springer wird mit „Facebook News“ kooperieren. Und nicht nur das – d… | |
Springer-Tochterfirma Upday wird auch diejenige sein, die die Auswahl der | |
Texte in Deutschland kuratiert. Upday betreibt bisher ein News-Angebot auf | |
Samsung-Geräten und kuratierte „Facebook News“ schon in Großbritannien. | |
Facebook betont, dass jedoch nicht Upday bestimme, welche Artikel | |
hervorgehoben werden – sondern Facebook selbst. | |
## Es profitieren die größten Player | |
Der Springer Verlag hatte sich lange zurückhaltend gezeigt, was eine | |
Kooperation mit „Facebook News“ angeht. Springer-Vorstand Mathias Döpfner | |
bevorzugte es, für ein [1][Leistungsschutzrecht] zu lobbyieren, bei dem | |
Facebook pro Text Tantiemen zahlen würde. | |
Für Facebook ist „News“ deshalb auch mehr als eine Aktion gegen Fake News. | |
Der Konzern will durch Investitionen in Journalismus verhindern, dass er | |
gesetzlich gezwungen wird, Verlage für ihren Journalismus zu bezahlen. | |
Entsprechende Anläufe gab es zuletzt mehrfach – neben dem | |
Leistungsschutzrecht auch den Versuch der australischen Regierung Anfang | |
des Jahres, die Plattformen zu einer Medienabgabe zu verpflichten. | |
„Facebook News“ kann also als Entgegenkommen gewertet werden. Letztlich | |
bleibt es aber eine Minimallösung, von der vor allem die größten | |
beteiligten Konzerne profitieren: Facebook, Springer sowie in Australien | |
[2][der Marktführer News Corp aus dem Murdoch-Imperium]. | |
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise des Journalismus sind diese | |
Ansätze wenig visionär: Eine Art journalistischer Mini-„New Deal“ nach den | |
Bedingungen der Plattformen, sowie mit dem Leistungsschutzrecht eine Art | |
altbackene Kopiergebühr. Eine [3][Presseförderung], die den Anforderungen | |
einer digitalisierten Welt gerecht würde, ist dagegen nicht in Sicht. Eine | |
solche würde – staatsfern und unabhängig von den größten Playern – einen | |
Fonds einrichten, in den einzuzahlen man auch Profiteure wie Facebook | |
verpflichten könnte. | |
* Anmerkung der Redaktion: [4][Die taz testet die Kooperation mit Facebook] | |
und lässt im September in der Genossenschaft darüber abstimmen, ob sie | |
weitergeführt wird. | |
18 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kooperation-von-Verlagen-mit-Google/!5747470 | |
[2] /Einigung-im-Streit-von-Google-und-Medien/!5754760 | |
[3] /Gutachen-zur-Pressefoerderung/!5772315 | |
[4] https://blogs.taz.de/hausblog/texte-fuer-die-sozialen-medien/ | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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