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# taz.de -- Mieterprotest gegen Vonovia in Bremen: Wenn Wohnen zur Last wird
> Mieter:innen von Vonovia-Wohnungen im Bremer Stadtteil Woltmershausen
> protestierten vor dem Bremer Regionalbüro des Konzerns.
Bild: Mehr Ärger als mit dem Abstieg von Werder hat man in Bremen wieder mit V…
Bremen taz | „Die Container stehen seit letztem Jahr vor der Tür“, sagt
Martina Wetterich und meint damit die provisorischen Toiletten und Duschen,
die die Hausverwaltung [1][Vonovia] vor ihrem Haus im Bremer Stadtteil
Woltmershausen aufgestellt hat. Seit über einem Monat wird in der Wohnung
von Wetterich das Bad „modernisiert“. Komfortabler sei es seitdem
keineswegs geworden, sagt sie. Ihr Bad könne sie praktisch gar nicht
richtig benutzen. Zum Duschen und auf die Toilette müsse sie runter in die
Container gehen.
Wetterich hat sich bei der Vonovia beschwert, wieder und wieder, was ein
Schriftwechsel beweist, der der taz vorliegt. Die Vonovia antwortete zwar,
aber ging laut Wetterich nie wirklich auf ihre Beschwerden ein. Jetzt hat
sie genug. Zusammen mit anderen Mieter:innen von Vonovia-Wohnungen hat
sie am Freitag protestiert und ihre Beschwerden und Forderungen direkt zum
Vonovia-Büro in Woltmershausen gebracht.
Zu der angemeldeten Protestaktion ruft die Vernetzung der
Vonovia-Mieter:innen auf, gemeinsam mit der Stadtteilinitiative Pusdorf,
wie der Stadtteil Woltmershausen auch genannt wird. „Jahrelang hat die
Vonovia keinen Cent in die Gebäude investiert“, sagt Wetterich. Sie
vermutet, das liege daran, dass Instandhaltungsarbeiten nicht auf die Miete
umgelegt werden dürfen. Die Vonovia weist den Vorwurf von sich, dass sie
sich nicht um ihre Gebäude kümmern würde. In einem Statement spricht sie
von „Sanierungsmaßnahmen“. Die Kosten trage der Konzern komplett.
Die Maßnahmen, die die Vonovia an den Gebäuden vornehme, würden nur
äußerliche Verbesserungen bewirken, heißt es von Mieter:innenseite. Die
benannten baulichen Mängel in den Wohnungen blieben mehrheitlich bestehen.
Jetzt nehme Vonovia „Modernisierungsmaßnahmen“ vor, die eine Mieterhöhung
möglich machen, sagt Martina Wetterich.
## Protest regt sich
Der Trick ist nicht neu. Vor drei Jahren, so erzählte es im März eine
Mietrechts-Aktivistin der taz, hatten Bewohner von Vonovia-Häusern im
Stadtteil Gröpelingen ebenfalls gegen die nach ihrer Ansicht
undurchsichtige Arbeitsweise des Wohnungsunternehmens protestiert. Die
Bewohner:innen verschiedener Häuser hatten Ähnliches erlebt wie Martina
Wetterich in Woltmershausen. Auch sie mussten teilweise wegen anhaltender
„Modernisierungsmaßnahmen“ auf einer Baustelle leben. Auch damals wurde ein
Forderungskatalog überreicht.
Mit den Mieter:innen hier sei man im persönlichen Austausch, sagt
Panagiota-Johanna Alexiou, Pressesprecherin der Vonovia im Norden. Die
Resonanz in der Mieterschaft darauf sei leider sehr gering gewesen. „Wir
stehen immer für weiteren Austausch zur Verfügung“, sagt Alexiou.
Das Bündnis „Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen“, das die
Protestaktion damals ins Leben gerufen hatte, [2][schloss sich mit 19
weiteren Mietervereinigungen aus ganz Deutschland zusammen]. Das Bündnis
nennt sich „VoNO!via“ und setzt sich gegen intransparente
Nebenkostenabrechnungen und umstrittene Mieterhöhungen des Konzerns ein.
## Wohnriese
Vonovia hat seinen Sitz in Bochum und ist mit rund 400.000 Wohnungen
deutschlandweit das größte private Unternehmen seiner Art in Deutschland.
Vor wenigen Tagen gab der Konzern bekannt, [3][mit dem zweitgrößten
Wohnungsunternehmen, Deutsche Wohnen, fusionieren zu wollen]. So würde der
größte Wohnungskonzern Europas entstehen. In der Stadt Bremen besitzt
Vonovia über 11.000 Wohnungen und kommt so auf einen Anteil von etwa 6,5
Prozent der Wohnungen in Bremen.
Die Forderungen der Mieter:innen aus Woltmershausen, die am Freitag
überreicht wurden, umfassen neben der sofortigen Behebung baulicher Mängel
auch die Einrichtung einer lokalen Kontaktstelle. Diese gebe es bereits,
sagt die Vonovia und weist auf einen Quartiersmanager, einen Objektbetreuer
und eine Regionalleiterin hin, an die man sich als Mieter:in wenden
könne. Der Objektbetreuer sei täglich vor Ort.
Laut Mieter:innen habe das allerdings nicht zur Verbesserung der
Situation geführt. „Wenn man da anruft, dann geht entweder niemand dran
oder die legen auf, wenn es mal etwas ernster wird“, sagt Mieterin
Wetterich. Eine Nummer, die man anrufen könnte, wenn man sich speziell
bezüglich einer Bremer Wohnung der Vonovia beschweren möchte, gibt es
nicht. „Wir müssen jedes Mal in Bochum anrufen“, sagt sie.
Die Vonovia widerspricht: „Wir haben in Bremen mehrere lokale
Ansprechpartnerinnen und –partner“, sagt Alexiou. Die Telefonnummern des
Objektbetreuers und Quartiersmanagers hingen in jedem Hauseingang aus.
## Schriftliche Beschwerde
Geplant war eine persönliche Übergabe von schriftlichen Beschwerden und
Mängelanzeigen an die Vonovia. „Wir wollen damit erreichen, dass Vonovia
konkret reagiert“, sagt Georg Henschel von der Stadtteil-Initiative
Pusdorf. „Wenn sich Betroffene bisher alleine gemeldet haben, wurden sie
meist direkt abgewiesen“, sagt Henschel.
Mit der „Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen“ sei die
Stadtteil-Initiative Pusdorf auch im Austausch, sagt Henschel. Sie habe
sich der „VoNO!via“-Initiative aber noch nicht angeschlossen. „Wenn die
Vonovia auf unsere Aktion heute gar nicht reagiert, dann müssen wir
schauen, welche Schritte wir als nächste unternehmen.“
Bei der Protestaktion am Freitag sei von der Vonovia niemand da gewesen, um
die Unterlagen entgegen zu nehmen, berichtet Martina Wetterich. „Wir haben
geklingelt, aber niemand hat mit uns persönlich gesprochen.“ Den Ordner mit
den Beschwerden habe die Gruppe dann im Briefkasten hinterlassen.
29 May 2021
## LINKS
[1] /Bad-Oldesloer-Politik-gegen-Vermieter/!5766315
[2] /Bremer-Aktivistin-ueber-Vonovia/!5750974
[3] /Fusion-von-Vonovia-und-Deutsche-Wohnen/!5774199
## AUTOREN
Mahé Crüsemann
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