| # taz.de -- Fusion Deutsche Wohnen und Vonovia: Resterampe für Berlin | |
| > Die Deutsche Wohnen wirbt bei ihren Aktionär*innen für das | |
| > Übernahmeangebot. Der Jubel der SPD über den Ankauf von 20.000 Wohnungen | |
| > stößt auf Kritik. | |
| Bild: SPD-Wahlkampfauftakt: Matthias Kollatz, Ralf Buch, Michael Zahn, Michael … | |
| Berlin taz | Die Deutsche Wohnen hat am Dienstag bei ihrer | |
| Aktionärshauptversammlung für die [1][Übernahme durch die Vonovia] geworben | |
| und die Aktionär*innen aufgerufen, die Offerte anzunehmen. Konzernchef | |
| Michael Zahn nannte zudem Details zu dem mit der Fusion angekündigten | |
| Verkauf von 20.000 Wohnungen an landeseigene Berliner | |
| Wohnungsbaugesellschaften. Weniger als 12.000 dieser Wohnungen kämen aus | |
| dem Portfolio seines Konzerns – die anderen aus den Beständen von Vonovia. | |
| „Wir verkaufen ausschließlich aus dem sogenannten nichtstrategischen | |
| Portfolio“, sagte Zahn. Dieses beinhalte Wohneinheiten, die die Deutsche | |
| Wohnen langfristig ohnehin nicht bewirtschaften wolle. | |
| Über den Preis gibt es noch keine Klarheit; Kollatz hatte angedeutet, dass | |
| dieser über den 2,1 Milliarden Euro, die für den Rückkauf des Stromnetzes | |
| fällig werden, liegen wird. Die Stadtentwicklungsexpertin der Grünen, | |
| Katrin Schmidberger, forderte im Gespräch mit der taz hingegen eine | |
| „ordentliche Prüfung“ und ein „transparentes Verfahren, wie man zu welch… | |
| Häusern und Werten kommt“. Sie sagte: „Wir können uns nicht nur die | |
| Resterampe geben lassen, wo sie in den letzten 10, 20 Jahre die | |
| Instandsetzung haben liegen lassen.“ Stattdessen sollten sozialräumliche | |
| Kriterien, etwa der Verdrängungsdruck, entscheidend für die Frage sein, | |
| welche Bestände übernommen werden. | |
| Überhaupt ist der Unmut bei Linken und Grünen [2][über die SPD groß], die | |
| den anvisierten Ankauf im Alleingang verkündet und als riesigen Erfolg | |
| verbucht hatte. In einem Schreiben von Bürgermeister Michael Müller und | |
| Finanzsenator Matthias Kollatz, das sich ausschließlich an die Gremien der | |
| Partei richtete, war der Kauf als „Herzstück der Vereinbarung“ – den mit | |
| der Fusion einhergehenden Versprechen von Mietenbegrenzung und Neubau – | |
| bezeichnet worden. Linken-Landeschefin Katina Schubert hatte im Neuen | |
| Deutschland kritisiert: „Wenn das Land Berlin ankauft, ist das nicht die | |
| Angelegenheit einer Partei.“ | |
| Zurück in die Hände der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollen | |
| insbesondere Sozialbausiedlungen der 1970er Jahre geholt werden, wie etwa | |
| am Kottbusser Tor. Vor allem aber sind es Wohngebiete außerhalb des Rings, | |
| wie die High-Deck-Siedlung in Neukölln, die Thermometersiedlung und der | |
| Ernst-Lemmer-Ring in Steglitz-Zehlendorf und das Falkenhagener Feld in | |
| Spandau – genau jene Bezirke, in denen die drei Großen der SPD, Franziska | |
| Giffey, Matthias Kollatz und Raed Saleh kandidieren und die der SPD | |
| gleichwohl als Wählerreservoir dienen. Saleh ließ es sich auch nicht | |
| nehmen, die frohe Botschaft für sein Viertel im Tagesspiegel zu bejubeln. | |
| ## Wahlkampf der SPD | |
| Den Verdacht eines – womöglich teuren – Wahlkampfmanövers auf Kosten der | |
| Wohnungsbaugesellschaften, die sich dafür weiter verschulden müssen, nähren | |
| auch noch andere Punkte. Die Koalitionspartner Linke und Grüne wurden von | |
| der SPD-Spitze erst kurz vor der Verkündungs-Pressekonferenz mit den Chefs | |
| der Konzerne am vergangenen Dienstag überhaupt informiert. Auf dieser | |
| nannte Kollatz einen Zwei-Monats-Zeitraum, in dem der Deal abgewickelt | |
| werden soll – also noch vor der Wahl und der voraussichtlichen Abstimmung | |
| über die Enteignung von privaten Wohnungsbaukonzernen, die die SPD gern | |
| scheitern sehen will. | |
| Schmidberger kündigte an, sich noch diese Woche mit den Spitzen der Partei | |
| zu beraten und danach einen umfangreichen Fragenkatalog an die SPD zu | |
| schicken. „Wir unterschreiben keinen Blankocheck“, sagte sie. Bei jedem | |
| Grundstückkauf von mehr als drei Millionen Euro müsse das Parlament | |
| beteiligt werden, so Schmidberger, dies, oder ein entsprechendes Gremium | |
| der Koalition, brauche es auch hier. Ihre Devise: „Wir wollen, dass es | |
| verantwortungsvoller Ankauf wird.“ | |
| Für Vonovia soll der Verkauf der Wohnungen einen Teil der Gesamtkosten der | |
| Fusion von 18 Milliarden Euro decken. Zusätzlich plant der Konzern das | |
| Emittieren neuer Aktien und die Herausgabe von Anleihen. Das Angebot für | |
| die 150.000 Wohnungen der Deutsche Wohnen, bei dem pro Aktie 53 Euro | |
| geboten werden, bezeichnete Michael Zahn als fair. Es liege deutlich über | |
| dem Aktienkurs der vergangenen drei Monate, sagte er am Dienstag. | |
| Durch den Zusammenschluss entstünde „Europas größter | |
| Wohnimmobilienkonzern“, der notwendige Investitionen besser schultern | |
| könne. „Wir müssen Antworten finden im Hinblick auf die fortlaufende | |
| Regulierung, die wir auch in Zukunft erwarten dürfen“, sagte Zahn. Mit der | |
| Einverleibung des Deutsche Wohnen-Bestandes käme Vonovia auf 550.000 | |
| Wohnungen. | |
| 1 Jun 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Fusion-von-Vonovia-und-Deutsche-Wohnen/!5774199 | |
| [2] /Senat-dealt-mit-Immobilienfirmen/!5771075 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
| ## TAGS | |
| R2G Berlin | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| SPD Berlin | |
| Deutsche Wohnen | |
| Vonovia | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| Vonovia | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| R2G Berlin | |
| Mieten Bremen | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| Michael Müller | |
| Immobilienbranche | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen: Höchste Konzentration | |
| Der Bochumer Konzern Vonovia wird durch die Übernahme des einstigen | |
| Konkurrenten Deutsche Wohnen Europas größtes Immobilienunternehmen. | |
| Übernahme Deutsche Wohnen durch Vonovia: Für einen Euro mehr | |
| Vonovia startet den nächsten Versuch zur Übernahme der Deutschen Wohnen. | |
| Pro Aktie werden nun 53 Euro geboten, ein Erfolg scheint möglich. | |
| Ankauf von 20.000 Wohnungen durch Berlin: Nicht alle jubeln | |
| Eine Projektgruppe soll die 20.000 Wohnungen prüfen, die das Land von | |
| Deutsche Wohnen und Vonovia ankaufen soll. Abgeordnete sind wenig | |
| begeistert. | |
| Senat dealt mit Immobilienfirmen: Der Druck der Straße wirkt | |
| Die Vonovia will die Deutsche Wohnen übernehmen, die Berliner SPD jubelt. | |
| Doch die Forderung nach Vergesellschaftung ist damit nicht vom Tisch. | |
| Mieterprotest gegen Vonovia in Bremen: Wenn Wohnen zur Last wird | |
| Mieter:innen von Vonovia-Wohnungen im Bremer Stadtteil Woltmershausen | |
| protestierten vor dem Bremer Regionalbüro des Konzerns. | |
| Konzernfusion auf dem Wohnungsmarkt: Wohnen bleibt Renditeobjekt | |
| Die umstrittene Deutsche Wohnen geht im Immobilienkonzern Vonovia auf. | |
| Trotz einiger Kompromisse bleibt die Hauptmisere bestehen. | |
| Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen: Hochzeit der Miethaie | |
| Vonovia kauft ein, verspricht Mieten in Berlin zu begrenzen und Wohnungen | |
| an die Stadt zu verkaufen. Die SPD freut's, Mietervertreter finden das | |
| naiv. | |
| Fusion von Deutsche Wohnen und Vonovia: Zahlen werden die Mieter:innen | |
| Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will die Nummer zwei | |
| Deutsche Wohnen übernehmen. Für Bewohner:innen wäre kaum Gutes zu | |
| erwarten. |