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# taz.de -- Diskussion um Hamburger Denkmal: Ruine soll Volkseigentum werden
> Trotz diverser Ultimaten hat sich die Eigentümerin um eine Stabilisierung
> der Schilleroper gedrückt. Zur Not müsse enteignet werden, sagt die
> Linke.
Bild: Was nicht denkmalgeschütz ist, wird schon abgerissen: Schilleroper im Ap…
Hamburg taz | Das [1][Drama um die Schilleroper] auf St. Pauli nähert sich
einem neuen Höhepunkt. Weil die Eigentümerin deutlich gemacht hat, dass sie
den einmaligen historischen Zirkusbau am liebsten abreißen würde und sich
den Sanierungsaufforderungen der Stadt beharrlich widersetzt hat, schlägt
die Linke jetzt ein letztes Mittel vor: Der Senat soll die Eigentümerin
enteignen. Einen dahin gehenden Antrag bringt die Fraktion am heutigen
Mittwoch in die Bürgerschaft ein.
Die Schilleroper ist einer von ganz wenigen noch erhaltenen festen
Zirkusbauten aus dem 19. Jahrhundert in Europa. Der Rundbau aus
Stahlträgern steht seit 2012 unter Denkmalschutz. 2013 entschied das
Hamburgische Oberverwaltungsgericht, dass er nicht abgerissen werden darf.
Doch statt das Gebäude zu sanieren, deckte es die [2][Schilleroper Objekt
GmbH] notdürftig mit Planen ab und schmiedete Pläne für Neubauten an diesem
attraktiven Standort gleich beim Neuen Pferdemarkt.
Mehrfach versuchten der Senat und der Bezirk Mitte, die Eigentümerin dazu
zu bringen, das Gebäude wenigstens gegen einen weiteren Verfall zu sichern.
Das Gezerre endete im Juni mit einem Vergleich. Demnach ist „die Sicherung
der Konstruktion der Schilleroper durch die Eigentümerin bis zum 31.
Dezember 2020 auszuführen“. Auch darin war wieder eine „letzte“ Frist bis
Ende März enthalten.
Inzwischen ist die Eigentümerin aktiv geworden. Sie hat begonnen, die nicht
denkmalgeschützten [3][Randgebäude der Schilleroper abzureißen], deren
Wände sich schon bedenklich neigten. Die „[4][Schiller-Oper-Initiative]“,
die sich für das Gebäude einsetzt, witterte einen „Abriss durch die
Hintertür“.
Ähnliche Befürchtungen hegt die Linke in der Bürgerschaft. Nach den neuen
Baumaßnahmen in den vergangenen Wochen bestehe nun Einsturzgefahr. „Wenn
die Eigentümerin ihrer Pflicht zum Erhalt des Denkmals nicht nachkommt,
muss die Stadt das öffentliche Interesse nun endlich durchsetzen – notfalls
auch mit einer Enteignung“, sagt der Abgeordnete Norbert Hackbusch. Statt
sich weiterhin auf der Nase herumtanzen zu lassen, müsse die Stadt
durchgreifen.
## Eigentum verpflichtet
Viele geschichtsträchtige Orte seien für neue, oft sehr gleichförmige
Gebäude geopfert worden, bedauert die Linke. „Die Schilleroper ist markant
und ein Stück Hamburger Geschichte.“ Laut dem Hamburgischen
Denkmalschutzgesetz ist die Enteignung „zur Erhaltung eines gefährdeten
Denkmals“ zulässig. Diese Vorschrift beruht wiederum auf dem
verfassungsrechtlichen Gebot „[5][Eigentum verpflichtet“ des
Grundgesetzes].
Als Vorbild nennt die Linke das Schloss Reinhardsbrunn in Thüringen, dessen
Eigentümer vor kurzem von einer links geführten Landesregierung enteignet
wurde. Die Hamburger Linke bittet den Senat, bis Ende Juni zu prüfen, ob
die Schilleroper enteignet werden kann.
Ob es dazu kommt, ist auch deshalb offen, weil sich die Eigentümerin aus
Sicht des Senats zuletzt etwas kooperativer gezeigt hat. „Die
Eigentümerschaft zeigt derzeit Bereitschaft und Willen, gemäß
denkmalrechtlicher und baurechtlicher Genehmigung, selbst zur Stützung der
denkmalgeschützten Stahlkonstruktion tätig zu werden“, teilte die
Kulturbehörde mit.
Dabei offenbart die Behörde ein gewisses Misstrauen: Die Abbrucharbeiten
der nicht denkmalgeschützten Anbauten müssen von einem durch das
Denkmalschutzamt bestimmten Sachverständigen begleitet werden. Außerdem
baut die Behörde vor für den Fall, dass die Investorin wieder mauert.
„Parallel bereitet die Stadt Hamburg grundsätzlich weiterhin die
Ersatzvornahme vor“, heißt es von der Behörde.
4 May 2021
## LINKS
[1] /Denkmalschutz-versus-Investoreninteresse/!5730430
[2] https://www.schilleroper.com/impressum/
[3] /Teilabriss-der-Schilleroper-beschlossen/!5757260
[4] https://schilleroper-ini.blogspot.com/
[5] https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_14.html
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Stadtentwicklung Hamburg
Denkmalschutz
Investoren
Enteignung
Eigentum
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Stadtplanung
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