# taz.de -- Denkmalschutz-Streitfall Schilleroper: Bald nur noch ein Gerippe | |
> Die Schilleroper auf St. Pauli wird bis auf ihr denkmalgeschütztes | |
> Stahlskelett abgerissen. Darunter soll ein Platz entstehen, daneben | |
> Wohnhäuser. | |
Bild: Ein Bagger zerkleinert Abrissmaterial in einer Spezialschaufel: Schillero… | |
Hamburg taz | Ein turmhoher Kranarm lässt eine Arbeitsbühne knapp über dem | |
Dach der [1][Schilleroper] schweben. Arbeiter verankern die Plattform mit | |
Seilen. Dann beginnen sie, die schmalen Bretter der Dacheindeckung | |
wegzureißen. Nachdem die Nebengebäude in den vergangenen Monaten entfernt | |
worden sind, hat jetzt die Skelettierung des 130 Jahre alten runden | |
Zirkusbaus begonnen. Schon jetzt kann man quer durch das Gebäude | |
hindurchsehen. | |
Was hier passiert, geschieht zwar auf Veranlassung der Eigentümerin, aber | |
unter Begleitung eines vom Denkmalschutzamt bestellten Sachverständigen – | |
um nicht zu sagen eines Aufpassers. Denn um das Objekt, eine von ganz | |
wenigen erhaltenen festen Zirkusbauten aus dem 19. Jahrhundert in Europa, | |
gibt es seit Jahren Streit. Die Eigentümerin würde gerne Tabula rasa machen | |
und ohne das lästige Gerippe neu bauen. Der Senat und die [2][Anwohner-Ini | |
Schilleroper] pochen auf den Denkmalschutz, den das Oberverwaltungsgericht | |
2013 bestätigte. | |
2017 versuchte die aktuelle Eigentümerin „[3][Schilleroper Objekt GmbH]“ | |
den Denkmalschutz zu kippen, kam damit aber nicht durch – nicht zuletzt, | |
weil sich die Bürgerinitiative gegen die Pläne wehrte. Mehrfach versuchte | |
der Senat, die Eigentümerin dazu zu bewegen, das Gebäude wenigstens gegen | |
einen weiteren Verfall zu sichern. Doch die ließ [4][ein Ultimatum ums | |
andere] verstreichen. Dann beantragte sie, die einsturzgefährdeten | |
Nebengebäude abreißen zu dürfen. | |
Die laufenden Bauarbeiten dienen laut der Kulturbehörde dazu, die | |
denkmalwürdige Substanz zu erhalten. „Nicht aussteifende Dach- und | |
Wandvserschalungen“ würden abgebaut. „Damit wird die Stahlkonstruktion | |
entlastet, weil durch Wind und Regen kein zusätzliches Gewicht mehr auf ihr | |
lastet“, teilt die Behörde mit. Anschließend solle das Stahlgerippe durch | |
eine Stützkonstruktion in der Mitte vor dem Einsturz bewahrt werden. „Am | |
Stahlgerüst wird nur von Hand gearbeitet“, versichert die Eigentümerin auf | |
ihrer Homepage. | |
## Die Eigentümerin beantwortet keine Fragen | |
Die Objektgesellschaft will zwar am Telefon keine Auskunft geben. Dafür | |
gibt sie auf der Internetseite vage Hinweise zu ihren Plänen. Demnach soll | |
unter dem Gerüst des Zirkusbaus ein öffentlicher Platz mit Durchgängen in | |
drei Richtungen entstehen. | |
Drumherum sollen Häuser für seniorengerechtes, generationenübergreifendes | |
Wohnen errichtet werden. Im Erdgeschoss sind kleine Läden vorgesehen, ein | |
intergeneratives Fitnesscenter, Büros für einen ambulanten Pflegedienst, | |
für ITler und Werbeagenturen. „Wir möchten die Schilleroper wieder zu einem | |
belebten und bunten Ort machen“, verspricht die Firma. Das Grundstück liegt | |
gleich hinter der Lerchenwache im Szenekiez und ist damit sehr attraktiv. | |
Die Pläne, mit denen die Investorin bisher an die Öffentlichkeit getreten | |
war, sahen drei neue Häuser vor. Neben einer an die Gestalt des Zirkusbaus | |
angelehnte Rotunde mit Arbeitsstätten und einem Hof als Treffpunkt sollen | |
zwei sieben- und zehngeschossige Wohnhäuser entstehen. Weil der Zirkusbau | |
ohnehin schon so marode sei, ergebe der Schutz des Denkmals wenig Sinn. | |
Mittlerweile scheint sich die Eigentümerin mit der Erhaltung des | |
Stahlskeletts abgefunden zu haben. Einen Bauantrag hat sie aber noch nicht | |
eingereicht. | |
Um das Unternehmen soweit zu bringen, hat der Senat eine Stange Geld | |
ausgegeben, wie aus einer parlamentarischen Anfrage des fraktionslosen | |
Abgeordneten Detlef Ehlebracht hervorgeht: 73.000 Euro für ein | |
Sicherungskonzept, 10.000 Euro für die baufachliche Begleitung und das | |
Projektmanagment. „Zudem sind dem Denkmalschutzamt seit der | |
Unterschutzstellung 2012 rund 19.000 Euro an Personalkosten für die | |
Sachberarbeitung entstanden“, heißt es in der Senatsantwort. | |
12 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Unter-Denkmalschutz/!5071677 | |
[2] https://schilleroper-ini.blogspot.com/ | |
[3] https://www.schilleroper.com/was-passiert-mit-der-schilleroper/ | |
[4] /Diskussion-um-Hamburger-Denkmal/!5765360 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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