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# taz.de -- Kampf ums Rote Rathaus: Die Würfel sind gefallen
> Parteitage von SPD, Linkspartei und Grünen legen sich auf die
> Spitzenkandidaten fest. Franziska Giffey, Klaus Lederer und Bettina
> Jarasch im Rennen.
Bild: Die (alte) Regierungscrew: ab Herbst mache andere den Job, nur Klaus Lede…
Wie zitierte doch jüngst der Nicht-Römer, aber gleichfalls machtorientierte
Markus Söder einen Machthaber früherer Zeiten, Julius Cäsar? „Alea iacta
est“, die Würfel sind gefallen.
Das lässt sich nach dem vergangenen Wochenende nun auch für die
Abgeordnetenhauswahl am 26. September sagen. Kandidaten und Programme
stehen weitgehend fest, [1][Franziska Giffey], [2][Klaus Lederer] und
[3][Bettina Jarasch] sind bei Parteitagen von SPD, Linkspartei und Grünen
von den eigenen Leuten noch mal ausgiebig beklatscht worden. Spätestens ab
jetzt gilt: Außerhalb der eigenen Blase jene begeistern, die der jeweiligen
Partei nicht mehr allzu viel abgewinnen können (vor allem Giffey) oder die
einen noch gar nicht kennen (vor allem Jarasch).
Die im Juni nochmals tagende CDU hingegen – große Umfrageverliererin des
parteiinternen Söder-Laschet-Machtkampfs – kann vorerst nur hoffen, dass
sie genauso stark auch in die andere Richtung mitgerissen wird, falls sich
der Abwärtstrend auf Bundesebene wieder wendet. Sechs Prozentpunkte haben
die Berliner Christdemokraten in der jüngsten Insa-Umfrage weitgehend ohne
eigenes Zutun verloren. Von 22 Prozent auf 16 sind sie abgerutscht, während
die Grünen von 18 Prozent auf 25 stiegen.
Eine Sache fällt bei dieser Umfrage noch mehr ins Auge: Die SPD, die auf
Bundesebene – obwohl es ja nicht bei ihr, sondern bei der CDU einen
Führungsstreit gab – auf nur noch 13 Prozent abgesackt ist, hat in Berlin
gegen den Trend leicht hinzugewonnen und liegt nun bei 19 Prozent. Trotz
pandemiebedingten Ausfalls großer Wahlkampfveranstaltungen scheint sich
allmählich die Bekanntheit und persönliche Beliebtheit von
SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey bemerkbar zu machen. Seit Wochen
tourt die Noch-Bundesministerin in kleinem Stil, aber medienwirksam durch
die Bezirke. Und das zieht offenbar.
## Ein Wettlauf mit der Zeit
Für sie und die Sozialdemokraten wird es ein Wettlauf mit der Zeit: Werden
bis spätestens Ende der Sommerferien genug Menschen geimpft sein, damit
große Wahlveranstaltungen erlaubt sind? Damit Giffey die größtmögliche Zahl
von Menschen erreichen kann? Denn Talkshows und digitale Kandidatenrunden
hin oder her – die Neuköllner Ex-Bürgermeisterin begeistert am meisten im
direkten Kontakt.
Zusätzlich spannend macht die Sache dabei, dass die drei aktuellen
Koalitionspartner mit so unterschiedlichen Ansagen oder zumindest
interpretationsfähigen Äußerungen zu künftigen Bündnissen in den Wahlkampf
gehen. Während die Linkspartei den konservativen Part gibt, nichts ändern
und in jetzigen rot-rot-grüner Zusammensetzung weitermachen will, gibt es
bei den Grünen dafür bloß eine Priorisierung, allerdings unter grüner
Führung.
Eine „Ausschließeritis“ von Optionen lehnt Jarasch nach den Erfahrungen der
Thüringen-Wahl 2020 ab. Giffey erweckte hingegen kürzlich in einem
Interview den Eindruck, sich für ein Bündnis mit CDU und FDP erwärmen zu
können – dem in der aktuellen Umfrage aber drei bis vier Prozentpunkte zu
einer Mehrheit im Parlament fehlen.
Der von dem Bayern Söder zitierte Römer Cäsar hat an anderer Stelle noch
etwas gesagt: „Veni, vidi, vici“, ich kam, sah und siegte. Während das
Sätzchen mit den Würfeln für alle passt, wird diese Worte am 26. September
mit Blick auf das Rote Rathaus nur einer oder – mutmaßlich – eine sagen
können.
30 Apr 2021
## LINKS
[1] /Berliner-SPD-kroent-Spitzenkandidatin/!5762653
[2] /Berlins-Linke-diskutiert-Wahlprogramm/!5768502
[3] /Parteitag-der-Berliner-Gruenen/!5762635
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Abgeordnetenhauswahl 2021
Bettina Jarasch
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