# taz.de -- Bundesgerichtshof zur Mietpreisbremse: Keine Haftung für Mietpreis… | |
> Müssen Länder überhöhte Mieten erstatten, wenn die Mietpreisbremse | |
> fehlerhaft umgesetzt wurde? Nein, entschied der BGH in einem | |
> Grundsatzurteil. | |
Bild: Mieter scheiterten mit ihrer Klage gegen das Land Hessen wegen überhöht… | |
KARLSRUHE taz | Die Bundesländer haften nicht, wenn die | |
[1][Mietpreisbremse] aufgrund von Regierungsfehlern regional unwirksam war. | |
Betroffene Mieter können von den Ländern deshalb keine Erstattung der | |
überhöhten Miete verlangen. Das entschied jetzt der Bundesgerichtshof (BGH) | |
in einem Grundsatzurteil. | |
Die Mietpreisbremse wurde im März 2015 von der großen Koalition auf | |
Bundesebene eingeführt. Sie soll den Anstieg der Miethöhe bei | |
Neuvermietungen bremsen. Die Landesregierungen können demnach „Gebiete mit | |
angespannten Wohnungsmärkten“ festlegen. In diesen Gebieten darf die Miete | |
zu Beginn eines neuen Mietverhältnisses die ortsübliche Vergleichsmiete | |
höchstens um zehn Prozent übersteigen. Ausnahmen gelten unter anderem für | |
Neubauten. | |
In vielen Bundesländern gab es jedoch Probleme bei der Umsetzung der | |
Mietpreisbremse. Entgegen der gesetzlichen Vorgabe wurden die | |
Landesverordnungen, die die Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt | |
festlegten, ohne Begründung veröffentlicht. Diese Verordnungen wurden von | |
Gerichten dann aber als rechtswidrig und damit unanwendbar eingestuft. | |
Teilweise wollten die Regierungen dabei nur Geld sparen. Sie hatten | |
kommerzielle Firmen mit Gutachten über die Wohnungsmärkte beauftragt, dann | |
aber nur Lizenzen für die interne Verwendung gekauft. So konnten betroffene | |
Vermieter nicht nachvollziehen, nach welchen Kriterien die Wohnungsmärkte | |
untersucht worden waren. | |
## Ein Paar aus Frankfurt klagte | |
Inzwischen haben viele betroffenen Bundesländer neue Verordnungen | |
beschlossen und mit Begründung veröffentlicht. Damit gilt die | |
Mietpreisbremse nun zumindest in den meisten Ballungsräumen. Doch wer | |
haftet für die Zwischenzeit? Hunderttausende Mieter konnten sich zeitweise | |
nicht auf die Mietpreisbremse berufen und mussten deshalb teilweise zu hohe | |
Mieten bezahlen. | |
Ein Paar aus Frankfurt klagte gegen das Land Hessen und verlangte, dass das | |
Land 221,43 Euro überhöhte Miete pro Monat ersetzt. Der Rechtsdienstleister | |
Conny ([2][ehemals wenigermiete.de]) trieb das Verfahren durch die | |
Instanzen, um ein Grundsatzurteil zu erreichen. | |
Doch wie schon in den Vorinstanzen hatte Conny auch beim BGH keinen Erfolg. | |
Eine Staatshaftung für die fehlerhaften Rechtsverordnungen sei nicht | |
möglich, erklärte der Vorsitzende Richter Ulrich Herrmann. Die | |
Amtshaftungsregeln setzen voraus, dass ein Amtsträger eine Amtspflicht | |
verletzte, die er „einem Dritten gegenüber“ hat. Gemeint seien damit | |
Einzelpersonen oder überschaubare Personenkreise. | |
„Gesetze und Verordnungen dienen jedoch der Allgemeinheit“, betonten nun | |
die BGH-Richter, „und nicht konkreten Personen“. Deshalb ist laut BGH eine | |
Amtshaftung für fehlerhafte Gesetze und Verordnungen ausgeschlossen. Ändern | |
könne dies nur der Gesetzgeber, nicht die Gerichte. Gegen das BGH-Urteil | |
sind keine Rechtsmittel mehr möglich. | |
28 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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Sebastian Scheel | |
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