# taz.de -- Polizeigewalt in Frankreich: Gummiknüppel statt Tränengas | |
> Landesweite Proteste gegen Polizeigewalt werden von einem massivem | |
> Polizeiaufgebot überschattet. In Paris schlagen Beamte auf | |
> Demonstrierende ein. | |
Bild: 5.000 Polizeikräfte standen am Samstag in Paris 5.000 Demonstrierenden g… | |
PARIS taz | Tausende haben in mehreren Städten Frankreichs am dritten | |
Samstag in Folge gegen Polizeigewalt und das geplante, [1][verschärfte | |
Sicherheitsgesetz] demonstriert. Mit 5.000 Beamten laut der Pariser | |
Polizeipräfektur hatte es in der Hauptstadt ebenso viele Uniformierte auf | |
der Straße gegeben wie Demonstrierende laut offizieller Zählung. | |
Doch in Paris ging die Polizei gleich zu Beginn ganz massiv gegen die | |
Kundgebung vor – laut den Demonstrierenden ohne Vorwarnung und ohne | |
ersichtlichen Grund. Die „Ordnungshüter“ hatten offenbar die Anweisung | |
erhalten, mit präventiven Interventionen die Bildung von Schwarzen Blöcken | |
um jeden Preis zu verhindern. | |
Dafür nahmen die Beamten in Kauf, das Bild von mit Knüppeln auf die | |
Anwesenden schlagenden „Flics“, und die Vorwürfe der [2][ausufernden | |
Polizeigewalt] der vergangenen Wochen, zu bestätigen. | |
Der Innenminister Gérald Darmanin sprach von einem Erfolg des | |
Polizeieinsatzes, weil es dieses Mal dank einer offensiven Taktik gelungen | |
sei, die „Randalierer“ an Sachbeschädigungen und Plünderungen in den | |
Pariser Geschäftsstraßen zu hindern. [3][Am 5. Dezember] waren in Paris am | |
Rande einer Demonstration Autos in Brand gesteckt, sowie Geschäfte | |
geplündert und verwüstet worden. | |
## Trommeln trotz Kopfwunde | |
Dem Innenminister und dem Präfekten Didier Lallement wurde deswegen | |
Ohnmacht gegenüber den vorsätzlich gewalttätigen Schwarzen Blöcken | |
vorgeworfen. Und so wurde vor der Demonstration am 12. Dezember ein Maximum | |
von Anwesenden kontrolliert und Verdächtige in Gewahrsam genommen. Laut | |
Innenministerium wurden insgesamt 142 Personen festgenommen. | |
Statt Tränengas und Granaten verließ sich die Polizei vermehrt auf die | |
direkte Intervention mit dem traditionellen Gummiknüppel. Das Ergebnis ist | |
nicht weniger brutal als der sonst übliche massive [4][Einsatz von Reizgas | |
und Granaten], die seit mehr als zwei Jahren regelmäßig bei so genannte | |
„Ordnungseinsätzen“ bei Demonstrierenden schwere Verletzungen verursachen. | |
Da dies vorerst noch nicht gesetzlich verboten ist – wie dies aber | |
Innenminister Darmanin fordert –, liefern zahlreiche Journalist:innen und | |
Augenzeug:innen auf Twitter Fotos und Videos dieser Interventionen. So | |
publizierte der Online-Reporter Rémy Buisine auf dem [5][Live-Kanal Brut | |
ein Video], in dem zu sehen ist, wie ein junger Mann, der ihm kurz zuvor | |
ein Interview gab, von der Polizei geprügelt wird. | |
Sein einziges Vergehen soll es gewesen sein, dass er auf seiner Trommel den | |
Takt angab. Aus einer Kopfwunde blutend trommelt er danach weiter. | |
13 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Sprecherin-von-RSF-ueber-Gesetz-in-Frankreich/!5730314 | |
[2] /Polizeigewalt-in-Frankreich/!5731885 | |
[3] /Proteste-in-Frankreich/!5736760 | |
[4] /Gewalt-in-Frankreich/!5731031 | |
[5] https://twitter.com/RemyBuisine/status/1337841159901765633 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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