| # taz.de -- Proteste gegen BER-Eröffnung: Direktflug in die Klimakrise | |
| > Während der Flughafen BER mit viel Verspätung eröffnet, wird draußen | |
| > protestiert. Hunderte Demonstranten fordern Beschränkungen für die | |
| > Fliegerei. | |
| Bild: Protest zur Eröffnung des Flughafens BER | |
| Berlin/Schönefeld taz | Auf einer Kundgebung vor dem Terminal 1 des neuen | |
| Flughafens stehen um 10 Uhr erst ein paar Dutzend sehr junge Menschen im | |
| Nieselregen; dazu viel Presse und ein paar Grüppchen von Polizist*innen. | |
| Pinguine sind keine zu sehen, dabei hatte die Gruppe „Am Boden bleiben“ | |
| angekündigt, mit als Pinguinen verkleideten Klimaaktivist*innen [1][den BER | |
| zu blockieren]. | |
| Drei von ihnen, sie nennen sich Paul, Kanone und Kiwi, haben eine | |
| Bezugsgruppe gebildet. Kiwi ist mit seinen 22 Jahren der Älteste und | |
| streift sich schon mal sein Pinguinkostüm über; Paul ist erst 17 Jahre alt. | |
| „Ich mache mit, weil wir immer schneller auf die Klimakrise zurasen und mit | |
| diesem Flughafen mit großer Wahrscheinlichkeit das 1,5-Grad-Ziel nicht | |
| einhalten werden“, sagt Paul. Kanone ist extra aus ihrem Dorf angereist. | |
| „Mit der Eröffnung wird unsere Zukunft und die unserer Kinder mit Füßen | |
| getreten“, ist sie überzeugt. „Nichts zu tun ist einfach keine Option!“ | |
| Schließlich setzen sich die mittlerweile an die hundert Aktivist*innen in | |
| Bewegung mit der passenden Parole: „We are unstoppable – another world is | |
| possible!“. Vor dem [2][Eingang des neuen Abflugterminals 1] ist eine | |
| zweite Kundgebung von einer Bürgerinitiative angemeldet. Die Anwohner*innen | |
| bezeichnen den BER als „Sündenfall“, ein Mann posiert im Priesterkostüm. | |
| Die Aktivist*innen von „Am Boden bleiben“ haben sich inzwischen in ihre | |
| Pinguin-Kluft geworfen, weil „die coolsten Vögel am Boden bleiben“ und | |
| haben sechs große, silberfarbene Würfel aufgeblasen, auf denen „#NO BER“ | |
| steht. „Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Und wann wollen wir es? Jetzt!“ | |
| rufen sie laut. Zwei Aktivisten von Robin Wood seilen sich von einem | |
| Vordach ab, zwei weitere werden daran von der Polizei gehindert. In der | |
| Eingangshalle des Terminals 1 hat sich plötzlich eine andere Gruppe von | |
| etwa 80 Menschen auf den Boden gesetzt und blockiert eine Rolltreppe. Die | |
| Polizei lässt sie gewähren, versperrt aber den Zugang für Pinguine und | |
| andere verdächtig aussehende Personen. Insgesamt zählt Sprecherin Lena | |
| Tucnak, eine der Sprecherinnen der Gruppe, 250 Pinguine. | |
| ## Die Eröffnung sei der größte Skandal | |
| Am Mittag treffen auch die Demonstrant*innen ein, die zu Fuß aus Schönefeld | |
| oder mit dem Rad aus Tempelhof gekommen sind. Um 14 Uhr ist die nun auf | |
| über 700 Menschen angewachsene Menge wieder zurück auf dem schmucklosen | |
| Vorplatz und lauscht der Abschlusskundgebung. „Der größte BER-Skandal ist, | |
| dass im Jahr 2020 mitten in der Klimakrise ein neuer Flughafen eröffnet | |
| wird“, wettert eine Sprecherin. Eine andere Rednerin fordert, Inlandsflüge | |
| abzuschaffen, eine Vielfliegerabgabe und die [3][Besteuerung von Kerosin]. | |
| Gleichzeitig landet der erste Flieger – aus Tegel, was die | |
| Kundgebungsteilnehmer*innen besonders empört. Drinnen wird der Flughafen | |
| nun offiziell eröffnet. | |
| Kanone ist mittlerweile etwas erschöpft, freut sich aber über das „klare | |
| Zeichen“, das sie gesetzt hätten. Die Politiker*innen sollten sehen, „dass | |
| wir für unsere Zukunft kämpfen und dass fliegen keine Technologie der | |
| Zukunft ist.“ „Leider“, ergänzt Paul ironisch, „wollte die Polizei nic… | |
| mit uns arbeiten, sondern eher gegen uns“. Diese zieht am Nachmittag eine | |
| „sehr positive Zwischenbilanz“ der Aktionen. Da weiß sie noch nicht, dass | |
| sich Aktivisten von [4][Extinction Rebellion] auf dem Flughafen Schönefeld, | |
| der jetzt „Terminal 5“ heißt, an ein Flugzeug angeklebt haben. | |
| Um 17.30 Uhr beendet „Am Boden bleiben“ ihre Aktion. Lena Tucnak zieht ein | |
| positives Fazit. Sie hätten es geschafft, an einer Stelle zu blockieren und | |
| „sichtbar zu stören“. Ziel ihrer Aktion sei es schließlich gewesen, „die | |
| Debatte um die Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs anzuregen und so eine | |
| Reduktion des Flugverkehrs zu bewirken“. | |
| 31 Oct 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Darius Ossami | |
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