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# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Que(e)r durch die Kunstgeschich…
> Im Lockdown dürfen die Berliner Galerien offen bleiben. Sehr sehenswert
> ist derzeit die feministische Kunst von Nadira Husain und Zoë Claire
> Miller.
Bild: Installationsansicht „Bastard Mystical Pragmatism“, © Nadira Husain …
Irgendwo muss man ja anfangen mit dem Sturz des Patriarchats. Zum Beispiel
mit der Formel „Hindu-Gottheit Krishna = die Farbe Blau = die Schlümpfe“.
Diese schneidige Gleichstellung von Religion [1][und Comic taucht] immer
wieder auf in den Malereien von Nadira Husain, Inderin und Französin und
seit vielen Jahren zu Hause in Berlin.
Husain und Zoë Claire Miller begehen gerade in der Tiergartener Galerie PSM
in [2][der gemeinsamen Ausstellung] „Bastard Mystical Pragmatism“ so einige
ästhetische Hierarchiebrüche. Das Blau von Schlumpf und Krishna aus der
hybriden Bilderwelt Nadira Husains ist in den Räumen von PSM quasi
Covid-Virus-artig von der Spezies Malerei auf die Spezies Skulptur
übergesprungen: Jetzt bevölkern blaue Schildkröten aus Ton den Boden der
Galerie.
Und sie hinterlassen auf den polyphonen Bildern an der Wand nur noch eine
Silhouette, aus der wiederum das feine Ornament des handgefertigten
indischen Kalamkari-Stoffs als Malgrund hervorscheint. Trotz ihrer dicht
gedrängten Malereien zeigt Husain ihre Arbeit bei PSM in einem geradezu
orthodoxen Ausstellungsarrangement: ein Bild je weiße Wand, Tonvasen in
exakter Reihung auf einem Tisch.
## Überall weibliche Körperteile
Aus dieser musealen Inszenierung preschen slapstickartig ihre krausen
Bildmotive hervor, die Boops, die Laugenbrezel, die Elefanten im Stil
historischer Mogul-Miniaturen als Embryos mit Nabelschnur oder ihre zu
einer Masse verschlungenen Körper. Fernöstliche Mystik, fränkischer Alltag
und allgegenwärtige weibliche Körperteile fügen sich zu einer
hierarchielosen Ikonografie zusammen.
Körperteile konstituieren auch die Keramikarbeiten der in Berlin lebenden
US-amerikanischen Künstlerin Zoë Claire Miller. [3][In ihrer
feministischen], que(e)r durch die Kunstgeschichte streifenden Symbolik
wird der Penis zum ständigen Hindernis, Beine, Arme oder Brüste hingegen zu
architektonischen Elementen.
Mit einer szenischen Installation (Hey, da dringt ein Poklatscher als
Halbrelief aus der Wand hervor!) platziert Miller die Besucher:innen der
Galerie inmitten einer geschlechtlichen Konfliktzone: zwischen männlichem
Korpsgeist und weiblicher Solidarität.
11 Nov 2020
## LINKS
[1] /Interview-mit-Comiczeichner-Ralf-Koenig/!5703202
[2] /Berliner-Kunsttipps-der-Woche/!5725997
[3] /Kunstausstellung-Bonds-in-Berlin/!5704499
## AUTOREN
Sophie Jung
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Feministische Kunst
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