# taz.de -- Gruppenschau in Berlin: Freier Markt statt Gott | |
> Die Ausstellung „Freedom & Independence“ der Galerie Ebensperger | |
> beschäftigt sich mit Konzepten von Freiheit – und ihren Widersprüchen. | |
Bild: Still aus Bjørn Melhus’ Film „Freedom & Independence“ (2014) | |
„Reason, Individualism, Capitalism“. Unerbittlich lässt „Randi“ die Ge… | |
knallen. Randi ist die Hauptperson in Bjørn Melhus’ Kurzfilm „Freedom & | |
Independence“ und so etwas wie die Reinkarnation Ayn Rands (1905–1982) samt | |
schwarzem Gouvernantenkleid, Dollarkette und strengem Gesichtsausdruck. | |
Rand, deren Buch „Atlas Shrugged“ in den USA als Bibel des neoliberalen | |
Kapitalismus gilt, lässt als überzeugte Atheistin den freien Markt anstelle | |
Gottes treten. In Melhus’ SciFi-Dystopie, in der der Künstler alle Rollen | |
selbst übernimmt, treffen Rands mantrahaft vorgetragene Weisheiten auf | |
evangelikal geprägte Zitate aus Hollywood-Blockbustern. | |
Teile des Films wurden in einer ehemaligen Aussegnungshalle in Wedding | |
gedreht, wo sich nun die [1][Galerie Ebensperger] befindet. So schließt | |
sich der Kreis: „Freedom & Independence“ ist Dreh- und Angelpunkt einer | |
Gruppenausstellung, die sich über die Galerieräume und eine Wilmersdorfer | |
Altbauwohnung erstreckt. | |
## Nihilistisch oder hoffnungsfroh | |
Die Arbeiten schlängeln sich dabei an Konzepten von Freiheit, noch mehr | |
aber an religiösen bis quasireligiösen, oft zweifelhaften Überzeugungen | |
entlang. Da ist etwa Tim Etchells, dessen Neonleuchtschrift „Live Like | |
There Is No Tomorrow“, je nach Beleuchtung nihilistisch oder hoffnungsfroh, | |
den kontradiktorischen Charakter des Films widerspiegelt. | |
John Bock steuerte unter anderem eine neue, Nase wie Augen betörende | |
Installation für ein Kämmerchen bei Ebensperger bei, die auf die Figur des | |
berüchtigten Wanderpredigers „Rasputin“ Bezug nimmt – der dann gleich no… | |
über allem thront in Form eines Gemäldes von Otto Muehl. Von seinen Bildern | |
gibt es noch einige mehr zu entdecken in der Meinekestraße. | |
Dort geht die Geisterstunde mehr oder weniger fröhlich weiter: Melhus | |
selbst überwacht die Toilette. Gleich ein ganzer Raum ist dem als Werner | |
Herzogs „Kaspar Hauser“ bekannt gewordenen Schauspieler, Straßenmusikanten | |
und eben auch faszinierend eigenwilligen Künstler Bruno Schleinstein | |
gewidmet. Lea Draegers „ökonomische Päpste“ lassen grüßen, wie auch die | |
vielen weiteren Werke, für deren Erwähnung hier der Platz zu knapp ist. Mit | |
das Beste: Nach Anmeldung (siehe Kasten) können diese 24/7 angeschaut | |
werden. | |
13 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] http://ebensperger-rhomberg.net/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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