# taz.de -- Schaufensterausstellungen in Berlin: Trägerstoff des Restlichen | |
> Kunst umsonst und draußen: Der Kunstverein Neukölln zeigt mit | |
> „#bisaufweiteres“ Ausstellungen im Fenster zur Straße. Neu dabei ist | |
> Birgit Hölmer. | |
Bild: Können überall auftauchen: Birgit Hölmers „cuts“. Hier: „Cut Tem… | |
Für die neue Reihe #bisaufweiteres im [1][Kunstverein Neukölln] bespielen | |
Künstler*innen in Solo-Schaufensterausstellungen den Raum in der Mainzer | |
Straße mit raumgreifenden Installationen. Diese sind so arrangiert, dass | |
sie durch die Schaufenster zur Straße zu sehen sind oder diese sogar direkt | |
mit einbeziehen. Frisch eröffnet hat gerade [2][„#bisaufweiteres 2: Cut | |
Temporare Mainzer 42“] von [3][Birgit Hölmer]. | |
In Hölmers Arbeit verwandeln sich die Scheiben von Guckfenstern zu Trägern. | |
Hölmer arbeitet für ihre „cuts“ mit Klebestreifenresten aus einer | |
Druckerei, wie sie beim Zuschneiden von Aufklebern entstehen. | |
Vernachlässigtes Restliches also, das sonst vom Tisch gefegt wird. Dass | |
sich auf den dünnen, langen Streifen aber starke Farben tummeln und Spuren | |
grafischer Muster abzeichnen, fängt Hölmer mit ihrem Blick auf und kleidet | |
das Material in neuer Erscheinung, indem sie die gesammelten Streifen aus | |
dem Stegreif zu unterschiedlichen Formationen komponiert. | |
Wo die OP art Komplementärkontraste nutzte, um optisches Flimmern und | |
3-D-Effekte zu erzeugen, ist es bei Hölmer das oft unsichtbare Glas, das es | |
ihren Arrangements ermöglicht, als Zylinderumriss oder in a-geometrischen | |
Anordnungen vor dem Auge zu schweben. Das kann beim Vorbeigehen auch schon | |
mal den Eindruck zerkratzter Scheiben erwecken oder solcher, die ernsthafte | |
Sprünge haben. Anziehend ist es allemal. Und lässig. | |
Traditionell versieht Hölmer die Fenster leer stehender Ladenlokale in der | |
Stadt mit ihren „cuts“, spontan und ohne Vorwarnung. Man kann ihnen also | |
zufällig begegnen oder sie später auf [4][birgithoelmer.blogspot.com] | |
nachvollziehen. In diesem Archiv urbaner Interventionen finden sich „cuts“ | |
aus der Bornholmer Straße, der Leipziger Straße und der Hermannstraße oder | |
solche, die 2017 am Alexanderturm auf den Scheiben auftauchten. | |
Für die von Rebekka Liebmann konzipierte Ausstellung im Kunstverein | |
hingegen hat Hölmer ganz bewusst den Ruf angenommen, das Glas der | |
Vereinsräume planvoll in Bewegung zu versetzen. Glücklicherweise folgt sie | |
manchmal solchen Einladungen. Gerade jetzt, wo wir suchend und fragend | |
durch die Straßen irren, hilft es zu wissen, an welche Außenfenster wir den | |
Blick heften können. | |
5 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kunstverein-neukoelln.de/ | |
[2] https://www.kunstverein-neukoelln.de/ausstellung/aktuell/ | |
[3] https://www.instagram.com/birgit_hoelmer/?hl=de | |
[4] http://birgithoelmer.blogspot.com/ | |
## AUTOREN | |
Noemi Molitor | |
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