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# taz.de -- Rechtsextreme Reservisten: Zuflucht im Bundestag
> Ein Burschenschafter mit Verbindung zu rechtsextremer Preppergruppe
> arbeitet für die AfD-Fraktion. Ein Mitglied wollte dort einen Job.
Bild: Camouflage im Bundestag
Berlin taz/dpa | Ein Bundeswehr-Reservist und Mitglied von Chatgruppen
rechtsextremer Burschenschafter aus Sachsen und Sachsen-Anhalt hat bei der
AfD-Bundestagsfraktion Anschluss gefunden. Nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur ist das Mitglied der Leipziger Burschenschaft Germania
Mitarbeiter der Fraktion geworden und war dort noch in dieser Woche
beschäftigt. Im Mai war er bei der Erstellung eines Positionspapiers der
Fraktion zum Umgang mit der Corona-Pandemie beteiligt. [1][Vor zwei Wochen
hatte die taz die rechtsextremen Umtriebe aufgedeckt.]
„Zu Angelegenheiten, die Mitarbeiter betreffen, äußere ich mich
grundsätzlich nicht öffentlich“, antwortete Fraktionsvize Sebastian
Münzenmaier auf die Frage, ob der ehemalige Mitarbeiter der
AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt bis heute für die Bundestagsfraktion
arbeite.
[2][Nach Recherchen der taz] wollten die Mitglieder einer 2015 gegründeten
Gruppe an einem Tag X „Zuflucht“ in einem Dorf in Nordsachsen suchen und es
laut Chats unterwerfen. Die Männer der Gruppe sind Reservisten der
Bundeswehr, einer war jüngst im Corona-Krisenstab eines Landkreises
eingesetzt.
In ihrer Facebook-Chatgruppe haben sie unter anderem über private
Bewaffnung und einen möglichen „Rassenkrieg“ diskutiert. Die Mitglieder
trainierten auch Schießen, [3][unter anderem in einer Schießhalle], die zu
diesem Zeitpunkt keine Betriebserlaubnis hatte. Die Staatsanwaltschaft
Leipzig prüft inzwischen, [4][ob sie Ermittlungen aufnimmt].
## Umstürzlerische Überlegungen
Bei dem Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion soll es sich um Hannes R.
handeln. Er war nicht Mitglied der „Zuflucht“-Gruppe, aber eng mit ihr
verbunden. Ebenso hat er Kontakt zum neurechten Strippenzieher Götz
Kubitschek. In einer Chatgruppe der Burschenschaft schrieb R. im Herbst
2015 über Kubitschek: „Götz baut übrigens bereits an paramilitärischen
Verbänden.“ Dieser dementiert das und weitere Anhaltspunkte konnten dazu
nicht gefunden werden.
Hannes R. selbst schrieb im Chat von der Überlegung, „ein neues
Zeitfreiwilligenregiment aufzubauen“. Das Vorbild dieser Umsturzromantik
ist das Zeitfreiwilligenregiment Leipzig, das 1920 gegen die Kommunisten
kämpfte.
Auch Michael S. aus der rechtsextremen „Zuflucht“-Preppergruppe – ebenfal…
Reservist und Burschenschafter – soll sich laut dpa um eine Tätigkeit im
Bundestag bemüht haben. Nach Angaben aus AfD-Parteikreisen ist er aber
aktuell nicht dort beschäftigt. Bis Herbst 2019 arbeitete auch er für die
AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt.
## Der MAD befasst sich mit den Vorfällen
Auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) ist mit den Vorfällen befasst.
„Wir haben die Berichterstattung wahrgenommen und prüfen die darin
geschilderten Sachverhalte gemeinsam mit dem Bundesamt für
Verfassungsschutz in der Arbeitsgemeinschaft Reservisten“, sagte ein
Sprecher der dpa. „Einige der thematisierten Personen sind bereits
dauerhaft ausgeplant. Alle anderen identifizierbaren Personen werden,
solange die Prüfung andauert, nicht zu Reservedienstleistungen
herangezogen.“
In der Vergangenheit hatten mehrfach Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion
für öffentliche Debatten gesorgt. Das bekannteste Beispiel ist der
[5][rechtsextreme Bundeswehroffizier Maximilian T.], der aufgrund von
Verbindungen zum [6][wegen Rechtsterror angeklagten Franco A.] und als
zeitweiliges Mitglied einer Prepperchatgruppe des [7][„Hannibal“-Netzwerks]
aufgefallen ist. Maximilian T., der in Sachsen-Anhalt Vorstandsmitglied der
vom Verfassungsschutz beobachteten „Jungen Alternative“ ist, hat im
Bundestag eine Nebenbeschäftigung als Mitarbeiter des
AfD-Verteidigungspolitikers Jan Nolte.
19 Jun 2020
## LINKS
[1] /taz-Recherche-zu-rechtsextremen-Preppern/!5690721
[2] /taz-Recherche-zu-rechtsextremen-Preppern/!5688563
[3] /Rechtsextreme-Prepper/!5688193
[4] /taz-Recherche-ueber-Rechtsextreme/!5689425
[5] /Rechte-Bedrohung-im-Bundestag/!5667859
[6] /Mutmasslicher-Rechtsterrorist/!5640312
[7] /Schwerpunkt-Hannibals-Schattennetzwerk/!t5549502/
## AUTOREN
Sebastian Erb
Christina Schmidt
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