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# taz.de -- BGH-Urteil zu Dieselauto: VW verdient kein Vertrauen
> Ein Rentner klagte gegen VW, das oberste Zivilgericht gab ihm nun recht.
> Ihm ist dafür zu danken, dass er sich nicht zu einem Vergleich überreden
> ließ.
Bild: Der Kläger Herbert Gilbert im Gerichtssaal in Karlsruhe am 25. Mai
Nun ist es rechtskräftig. [1][VW hat seine Kunden „sittenwidrig“ geschädi…
und die Genehmigungsbehörden „arglistig“ getäuscht.] Nun steht der Konzern
endlich an dem juristischen Pranger, an den er schon lange gehört.
Jahrelang hat VW seine manipulierte Abgas-Software als
„Umschalteinrichtung“ verharmlost. Jahrelang sprach man nur von der
„Diesel-Thematik“, ohne rot zu werden. Auch nach dem Urteil findet VW kein
Wort des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung. Das spricht eigentlich
für sich. Dieser Konzern verdient kein Vertrauen mehr.
Es ist dem Rentner Herbert Gilbert zu danken, dass er sich von VW nicht zu
einem goldenen Vergleich überreden ließ, sondern auf einem Urteil des BGH –
dem obersten deutschen Gericht in Zivil- und Strafsachen – bestand.
Jahrelang hatte es VW mit dieser Methode geschafft, obergerichtliche
Urteile zu verzögern und zu verhindern. Das BGH-Urteil erfolgte nun erst
lange nach Ende der Verjährung. Auch deshalb kam es in Deutschland zu
keiner massiven Klagewelle gegen VW.
In den USA hatte VW früh alle Käufer mit Tausenden von Dollar entschädigt.
In Deutschland ließ man sich lieber verklagen. Statt über zwei Millionen
Diesel-Käufer bekommen nun nur rund 370.000 eine Entschädigung, 240.000 von
ihnen hatten [2][im Rahmen der Musterfeststellungsklage] (MFK) des
Verbraucherzentrale Bundesverband geklagt.
Dabei hat die vom Gesetzgeber erst mit Blick auf die Dieselfälle
eingeführte MFK ihren ersten großen Test durchaus bestanden. Sie führte
schneller zu einer Entschädigung als Zehntausende Einzelklagen. Und die im
MFK-Vergleich erreichte Entschädigung von durchschnittlich 15 Prozent des
Kaufpreises ist nicht schlecht, weil die Käufer ja das Fahrzeug behalten
können.
Auch Kläger wie Rentner Gilbert stehen nicht unbedingt besser, weil ihnen
vom rückbezahlten Kaufpreis noch der Gegenwert der Fahrleistung abgezogen
wird. Vor allem aber war die MFK für die beteiligten VW-Käufer ohne
Kostenrisiko. Wer hier nicht mitgemacht hat, war wohl auch nicht wirklich
an der Sache interessiert.
25 May 2020
## LINKS
[1] /BGH-bestaetigt-Schadenersatzanspruch/!5688372
[2] /Autokauf-vor-Diesel-Skandal/!5682789
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
Dieselskandal
Musterfeststellungsklage
Volkswagen
Dieselskandal
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Bundesverfassungsgericht
Subventionen
Automobilbranche
Dieselskandal
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