| # taz.de -- EZB-Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Perfider Quatsch | |
| > Das Bundesverfassungsgericht beschädigt mutwillig den Ruf der EZB – | |
| > allein um sich selbst mit Bedeutung zu umwehen. | |
| Bild: Ein Spiegel der deutschen Gesellschaft? Präsident des Bundesverfassungsg… | |
| Das [1][Urteil des Bundesverfassungsgerichts] ist verstörend. Ihm ist | |
| anzumerken, dass die Karlsruher Richter gaaaaanz wichtig sein wollen – und | |
| dafür gern bereit sind, die Europäische Zentralbank und den Europäischen | |
| Gerichtshof zu beschädigen. | |
| Die Richter hatten zu bewerten, ob die [2][Europäische Zentralbank | |
| Staatsanleihen ankaufen] darf, um die Zinsen nach unten zu drücken. Konkret | |
| ging es dabei um 2,1 Billionen Euro, die die EZB zwischen 2015 und 2019 | |
| ausgegeben hatte, um die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. | |
| Gegen dieses Kaufprogramm hatten die deutschen Richter nicht viel | |
| einzuwenden. Aber einfach nicken wollten sie auch nicht, sondern setzten | |
| sich maximal in Szene. Bedeutungsschwer dekretieren sie, dass die | |
| Kaufprogramme teilweise nicht verfassungsgemäß seien. | |
| Diesem schweren Vorwurf folgte eine erstaunlich lächerliche Begründung: Die | |
| EZB hätte die „Verhältnismäßigkeit“ ihrer Maßnahmen nicht dargelegt. S… | |
| hätte nicht ausreichend begründet, was ihre Beschlüsse für Aktionäre, | |
| Mieter, Immobilienbesitzer, Sparer und Versicherungsnehmer bedeuten würden. | |
| Dieser Vorwurf ist abwegig. Die EZB ist permanent damit beschäftigt, die | |
| makroökonomischen Folgen ihrer Geldpolitik abzuschätzen. | |
| ## Ökonomischer Nationalismus | |
| Im Kern verlangt das Bundesverfassungsgericht also, dass die EZB bei allen | |
| Analysen das Wort „verhältnismäßig“ hineinklebt. Leider ist dieser Quats… | |
| nicht lustig, sondern perfide: Das Bundesverfassungsgericht beschädigt | |
| mutwillig die Reputation der EZB, um sich selbst mit Bedeutung zu umwehen. | |
| Genauso rabiat gehen die Karlsruher Richter mit dem Europäischen | |
| Gerichtshof um, der im Dezember 2018 befunden hatte, dass die EZB-Ankäufe | |
| in Ordnung seien. Dieses Urteil sei „willkürlich“, behauptet das | |
| Bundesverfassungsgericht – und signalisiert damit erneut, dass die oberste | |
| Deutungshoheit in Karlsruhe zu residieren hat. | |
| Das Bundesverfassungsgericht war schon immer ein Spiegel der deutschen | |
| Gesellschaft. Momentan spiegelt es den [3][ökonomischen Nationalismus], der | |
| hierzulande grassiert. | |
| 5 May 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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