# taz.de -- Wiederaufnahme der Frauen-Bundesliga: Bedingte Solidarität | |
> Die DFL lässt sich für Zahlungen an die Frauenliga feiern. Dabei wird das | |
> Geld nur ausgezahlt, wenn der Spielbetrieb auch dort fortgesetzt wird. | |
Bild: Könnte schon bald vor Geistern spielen: Manon Klett von SC Sand | |
Solidarität ist eines der Worte der Stunde. Die Jungen und Kerngesunden | |
sollen sich solidarisch verhalten den Gefährdeten und Alten gegenüber. Auch | |
wenn der Wert des Lebens an der Moralbörse ein wenig unter Druck geraten | |
ist, so wird doch immer an das gesellschaftliche Wir appeliert, wenn es um | |
die Corona-Krise geht. | |
Ein lautes Wir hat auch die Deutsche Fußballliga DFL in die Welt gerufen | |
und einen Solidartopf mit 7,5 Millionen Euro gefüllt. Der sollte den Klubs | |
der Frauen-Bundesliga sowie denen der Dritten Liga zugute kommen. 300.000 | |
Euro bekommen alle Vereine, die selbständig organisiert und keine | |
Abteilungen von Mitgliedern der DFL sind. Netter Zug der DFL, sollte man | |
meinen. | |
Man hat es auch gemeint, bis bekannt geworden ist, dass die Ausschüttung | |
des Geldes, das aus einem 20-Millionen-Corona-Topf, den die deutschen | |
Champions-League-Teilnehmer Bayern München Borussia Dortmund, Bayer | |
Leverkusen und RaBa Leipzig gefüllt haben, an Bedingungen geknüpft ist. | |
Damit sollen Testkits gekauft werden, um Spielerinnen und Spieler | |
prophylaktisch auf das Virus testen zu können. | |
In einer Mitteilung des DFB, über den das Geld verteilt wird, heißt es dann | |
noch: „Die weiteren Ausschüttungen werden dann anteilig nach jedem | |
durchgeführten Spieltag an die partizipierenden 25 Klubs der beiden | |
DFB-Spielklassen erfolgen.“ Aha. Das Geld fließt also nur, wenn der | |
Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. | |
## Gekaufte Geisterspiele | |
Am Freitag haben die Klubs der Frauenfußball-Bundesliga beschlossen, ihre | |
Klubs wieder kicken zu lassen. Ein Hygiene-Konzept, das dem der | |
Männerprofis aus den ersten beiden Bundesligen ähnelt, soll bei der | |
Genehmigung von Geisterspielen durch die Politik und die zuständigen | |
Gesundheitsbehörden helfen. Dadurch enstehende zusätzlichen Kosten für | |
unabhängig von Bundesligisten agierende Klubs wie den SC Sand oder die SGS | |
Essen werden aus dem Solidarfonds bezahlt. | |
Mit der Entscheidung der Frauenliga, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, | |
ist der Profifußball einen Makel losgeworden. Ob es gesellschaftlich zu | |
verantworten ist, dem Milliardenbusiness Männerfußball eine [1][gesonderte | |
Behandlung] zuteil werden zu lassen, war in den vergangenen Tagen eine heiß | |
diskutierte Frage. | |
Jetzt kann die DFL auf die Frauenliga zeigen und sagen: seht her, wir sind | |
nicht die einzigen. Und die Frauenbundesliga wird wahrlich niemand als | |
Milliardengeschäft bezeichnen. Die DFL hat die Entscheidung für den | |
Weiterbetrieb der Frauenliga durch Zahlungen aus dem Coronafonds der | |
Champions-League-Teilnehmer also finanziell unterfüttert. Als | |
uneingeschränkte Solidarität wird das wohl niemand bezeichen. | |
In der Dritten Liga der Männer wird auch kein Klub von der Solidarität der | |
DFL mehr schwärmen, seit klar ist, dass der sogenannte Solidartopf einzig | |
und allein zur Deckung von Sonderausgaben, die bei der Durchführung von | |
Geisterspielen anfallen, verwendet werden soll. Bis der DFB am Montag die | |
Klubs darüber in Kenntnis gesetzt hat, waren diese davon ausgegangen, dass | |
das Geld nicht zweckegbunden ist. | |
So hatte es DFL-Boss Christian Seifert in seiner [2][unvergesslichen | |
Demutshow] am Donnerstag vergangener Woche auch gesagt. In der Folge war | |
die DFL für ihre Fürsorge den Frauen und dem Unterbau der DFL gegenüber | |
einhellig gelobt worden. Am Tag darauf war Seifert als Mitglied des | |
DFB-Pärsidiums dabei, als die Bedingungen für die Auszahlung verhandelt | |
wurden. | |
„Was hat der Fußball falsch gemacht?“ Diese Frage formulierte Seifert bei | |
der Video-PK nach der vergangenen DFL-Sitzung und taz so, als wundere sich | |
über den miesen Ruf seines Business. Es ist herlich gelacht worden darüber. | |
Zu Recht. | |
1 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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