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# taz.de -- Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga: Im Dienst der Menschheit
> Der Fußball setzt auf eine Sonderbehandlung. Darüber ließe sich trefflich
> streiten. Stattdessen wird über Kicker mit Masken debattiert.
Bild: Fototermin mit Maskenpflicht: Die Bayernspieler Joshua Kimmich und Javi M…
Eigentlich sollte man sich nicht mehr darüber wundern, dass um jede
Schnapsidee, die rund um den Profifußball artikuliert wird, eine Debatte
entbrennt, von der die Teilnehmer dann auch noch denken, sie sei wichtig.
Eigentlich. Aber wie soll man reagieren, wenn einen der eigene
Arbeitsminister, Hubertus Heil, mit dicken Lettern aus der Boulevardpresse
mit dem Satz anschreit: „Ich halte Spiele mit Masken für nicht
vorstellbar.“ Ach was?
Der heiße Scheiß, der an diesem Wochenende zum Thema [1][„Wiederaufnahme
der Bundesliga“] verhandelt wurde, war doch tatsächlich eine Anmerkung in
einem internen Schreiben im Bundesarbeitsministerium, in der das
DFL-Konzept auf arbeitsschutzrechtliche Vorschriften hin geprüft worden
ist. Statt also über die Sonderbehandlung von Profis durch prophylaktische
Tests auf das Coronavirus zu debattieren, wurde über eine Maskenpflicht auf
Bundesligaplätzen gestritten. Wer ein Verschwörungstheorie-Gen in sich
trägt, muss zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um ein perfekt
inszeniertes Ablenkungsmanöver handelt.
Man darf jedenfalls gespannt sein, welche absonderlichen Ideen noch
ernsthaft diskutiert werden, bevor der Ball wieder rollen darf. Wie wäre es
mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern bei Zweikämpfen? Es findet sich
bestimmt ein Schiedsrichter, der sich in aller nun wahrlich nicht gebotenen
Ernsthaftigkeit darüber beklagen wird, dass das nur schwer zu überprüfen
ist.
So wie es der ehemalige Fifa-Referee und ebenfalls ehemalige
CDU-Bundestagsabgeordnete Bernd Heynemann beim Thema Spielermaske getan
hat. Der hat über die Bewegtbildschleuder der Bild-Zeitung über noch gar
nicht formulierte Durchführungsbestimmungen schwadroniert, nach denen das
Verrutschen der Maske geahndet werden müsse. Das führe dann dazu, dass ein
Spiel neun Stunden dauert. Oje.
## Infektiöse Areosole
Derweil machen sich bestimmt schon nimmermüde Kritiker des Videobeweises
warm für heiße Diskussionen über vom VAR aberkannte Tore nach Verletzung
des Abstandsgebots. Wird eine wie auch immer kalibrierte Linie an der
Stiefelspitze gezogen oder am Spielermund, von dem aus infektiöse Aerosole
ihren Angriff auf den Spielbetrieb in der Liga starten könnten?
Es werden bestimmt noch jede Menge Säue durchs Fußballland getrieben, bevor
die Bundesliga wieder angepfiffen wird. Schließlich geht es, wie es
Augsburgs Trainer Heiko Herrlich formuliert hat, um das „Überleben einer
ganzen Branche“. Für [2][Hans-Joachim aka Aki Watzke], den Vorstandschef
von Borussia Dortmund, ist ebenfalls klar: „Es geht ja hier um die Rettung
des Fußballs.“ Und wie meinte Limo Leipzigs ehemaliger Trainer Ralf
Rangnick? Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs sei aus psychologischer
Sicht „für die gesamte Menschheit“ wichtig. Was Rangnick eigentlich derzeit
beruflich mache, mag man sich nach dieser Einlassung fragen. Nun ja, er ist
„Head of Sport and Development Soccer“ bei einem international
erfolgreichen Getränkehersteller. Kopf, nun ja.
Derweil salbadert ein Zukunftsforscher namens Tristan Horx davon, dass der
Fußball sich neu justieren und entschleunigen wird. Was den jungen Mann
(26) zu dieser Aussage qualifiziert, außer seinen biologischen und
geschäftlichen Beziehungen zu Matthias Horx, Oona Horx-Strathern und Julian
Horx, mit denen er zusammen die „Zukunftsinstitut Horx GmbH“ bildet, weiß
man nicht so recht. Wovon man aber ausgehen darf: Die Entschleunigung des
Fußballs macht „Junior-Futurist“ ([3][www.horx.com]) Tristan Horx nicht am
Spieltempo fest. Einen neuen Günter Netzer wird es also auch nach Corona
nicht geben im deutschen Fußball. Könnte sich dazu nicht auch mal jemand
äußern? Der Sportminister vielleicht? Oder wenigstens Gerhard Delling?
In echt: Wenn es die Liga wirklich schafft, Öffentlichkeit und Politik von
einer baldigen Aufnahme des Spielbetriebs zu überzeugen, dann wird
gespielt, wie Fußball eben gespielt wird. Aber was tun, damit nicht allzu
große Jubelfeiern ausbrechen, wenn das Titelrennen entschieden ist? Dafür
gibt es eine bewährte Lösung: Bayern wird Meister.
26 Apr 2020
## LINKS
[1] /Wiederaufnahme-der-Bundesliga/!5678308
[2] /Vereinsbosse-ueber-Fussball-nach-Corona/!5672800
[3] https://www.horx.com/ueber-uns-about-us/
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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