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# taz.de -- Wie Hamburg die Maskenpflicht durchsetzt: Maske oder Schal – egal
> Auch in Hamburg gilt in Bussen, Bahnen und Geschäften eine Maskenpflicht.
> Geschäftsinhabern drohen Bußgelder. Es gibt Ausnahmen für
> Beeinträchtigte.
Bild: Mit der Hamburger Maskenpflicht kompatibel: FFF-Maske bei einer Aktion au…
Hamburg taz | Ab heute gilt auch in Hamburg Maskenpflicht. Die
entsprechende [1][Rechtsverordnung] hat der Senat am Freitagabend
beschlossen. In Bussen, Bahnen, Taxis, Mietautos mit Fahrern sowie allen
Geschäften müssen die Hamburger einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Was heißt
das für Menschen, die keine Maske haben oder tragen können?
Angekündigt hatte der Senat die Pflicht am Dienstag. Im NDR-Fernsehen hieß
es daraufhin, allen, die sich nicht daran halten, winke „ab Montag ein
Bußgeld“. Aber so kommt es nun doch nicht, wie die Nachfrage bei der
Gesundheitsbehörde ergab.
Zunächst droht den Geschäftsinhabern, die nicht auf Einhaltung der Pflicht
bei ihren Kunden achten, ein Bußgeld von 500 bis 1.000 Euro. Denn die
sollen Personen ohne Maske nicht reinlassen, sofern diese „nicht glaubhaft
machen“, dass sie zu den Ausnahmen zählen. Das sind Kinder unter sieben
Jahren und Menschen, „die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung
oder Behinderung“ keine Maske tragen können.
Senatssprecher Marcel Schweitzer hatte am Mittwoch im NDR-“Hamburg Journal“
gesagt: „Ab Montag gilt die sogenannte Pflicht. Aber die Kontrolle wird
dann noch etwas später einsetzen.“ Und er beschwichtigte, keiner müsse
„Angst haben, dass er ab Montag ins Gefängnis kommt, nur weil er keine
Maske in der U-Bahn trägt“.
## Polizei soll „unterstützen“
Es sei erst einmal Sache von Einzelhandel und Verkehrsunternehmen, auf das
Einhalten zu achten, so Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag in der
Landespressekonferenz. Sollte es im Nahverkehr größere Probleme mit
Verstößen geben, „dann wird die Polizei das auch unterstützen“.
Mit der Pflicht gefordert sind nicht medizinische FFP2- oder FFP3-Masken,
sondern einfache [2][Mundschutze], die [3][selbst genäht werden] können.
Ärztekammerpräsident Pedram Emami appellierte an die Bürger, diese selbst
genähten Varianten zu nutzen, um den Engpass im Medizinbereich nicht zu
verschärfen.
Der Sprecher des Pneumologenverbands, Michael Barczok, sagt zur
Maskenpflicht: „Ich bin heilfroh, dass dieses Tool jetzt auf den Markt
kommt.“ Er habe angesichts der gelockerten Kontaktbeschränkungen Sorge vor
einer zweiten Infektionswelle. Die einfachen Masken, die an der Seite offen
sind, seien eine gute Lösung für den Alltag. Die dichten FFP2 und
FFP3-Masken indes könnten für Menschen mit schweren Lungenerkrankungen
sogar zum Problem werden, weil in der Maske ein „Totraum“ entstehe und beim
Einatmen zunächst verbrauchte Luft wieder aufgenommen werde.
Das sei für Gesunde kein Problem, für Menschen mit ohnehin eingeschränktem
Lungenvolumen aber schon, weil sie zu viel Kohlendioxid einatmen. Barczok:
„Deshalb sollten Patienten, die eine schwere Lungenerkrankung haben, keine
FFP2-Masken tragen, ohne mit dem Lungenarzt zu sprechen.“ Diese Menschen
sollten derzeit ohnehin nicht einkaufen gehen, sondern sich helfen lassen.
## Befreiung vom Hausarzt?
Es könne auch eine kleine Anzahl von Menschen geben, die sich durch die
Masken psychisch beeinträchtigt sehen und beim Tragen Panik bekommen. „Die
sollten sich vom Hausarzt befreien und eine Bescheinigung aushändigen
lassen können“, sagt der Lungenfacharzt.
Der Senat [4][selbst schreibt], bei jeder Maske solle man testen, ob der
Stoff genug Luft durchlässt. „Falls während des Tragens der Maske
Atembeklemmungen oder Unwohlsein auftreten, sollte die Maske umgehend
entfernt werden.“
Eine taz-Leserin aus Volksdorf berichtet, in ihrer Apotheke gebe es nur die
raren FFP2-Masken – je Stück 9,95 Euro. Andere Leser wollten wissen, ob der
Staat Masken für Hartz-IV-Empfänger bezahlt. Dazu erklärt
Sozialbehördensprecher Martin Helfrich: „Auch Tücher und Schals dienen mit
dem gleichen Nutzen dem Schutzzweck der Mund-Nasen-Bedeckung.“ In anderen
Städten würden diese benutzt. Er gehe deshalb davon aus, dass „überwiegend
kein Bedarf entsteht“.
27 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.hamburg.de/rechtsverordnungen/13876036/2020-04-24-rechtsverordn…
[2] https://www.hamburg.de/zuhause/13858182/masken/
[3] /Atemschutzmasken-zu-Hause-machen/!5673871
[4] https://www.hamburg.de/corona-maske/13858126/verwendung-maske/
## AUTOREN
Kaija Kutter
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Hubertus Heil
Kolumne Macht
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