# taz.de -- Seenotrettung in Corona-Zeiten: Länder verweigern weiter Aufnahme | |
> Die „Alan Kurdi“ wartet mit rund 150 Menschen auf eine Lösung. Derweil | |
> hat ein spanisches Schiff vor Malta 43 Schiffbrüchige geborgen. | |
Bild: Geflüchtete auf einem Rettungsschiff kurz vor Valetta | |
Berlin taz/dpa/epd | Das spanische Rettungsschiff „Aita Mari“ hat vor der | |
Küste von Malta 43 Menschen aus einem sinkenden Boot geborgen. Laut der NGO | |
Salvamento Marítimo Humanitario (SMH) sind unter ihnen eine schwangere | |
Frau, ein Kind sowie sechs Menschen, die wegen Flüssigkeitsmangels | |
vorübergehend bewusstlos geworden seien. | |
Die „Aita Mari“ war zwecks Wartung auf dem Weg nach Spanien, als die | |
Nachricht kam, dass mindestens drei Flüchtlingsboote vor Malta in Seenot | |
geraten seien. Mit einer Minimalbesatzung machte sie deshalb kehrt und | |
entdeckte das Schlauchboot am Montag. Die Rettungsaktion ging kurz vor | |
Mitternacht zu Ende. | |
Malta verweigert die Aufnahme der Geretteten. Die Minimalbesatzung versorge | |
die Migranten bis dahin „so gut wie möglich“, hieß es von SMH. Die | |
Wetterverhältnisse würden aber immer schlechter. Malta hat laut SMH die | |
Entsendung eines Hubschraubers mit einem Arzt und Hilfsmaterial | |
zugesichert. | |
Vor einigen Tagen hatten Italien und Malta ihre Häfen wegen der Coronakrise | |
für die privaten Seenotretter geschlossen. | |
## Zwei Boote erreichen Italien aus eigener Kraft | |
Allerdings erreichten zwei Schlauchboote aus eigener Kraft Italien. Am | |
Ostermontag gingen Medienberichten zufolge 77 Menschen in der | |
sizilianischen Provinz Syrakus an Land. Schon am Sonntag war ein | |
Schlauchboot mit 100 Menschen angekommen. Unter diesen gibt es nach | |
Behördenangaben einen Corona-Fall. Es ist äußerst ungewöhnlich, dass solche | |
Boote die Fahrt von Libyen bis nach Italien schaffen. | |
Am Dienstag war weiter unklar, was mit den [1][rund 150 Menschen an Bord | |
der „Alan Kurdi“ der deutschen NGO Sea-Eye] geschieht. Diese sollten nach | |
Angaben des sizilianischen Regionalpräsidenten Nello Musumeci für eine | |
Corona-Quarantäne auf die Fähre „Azzurra“ der Reederei GNV gebracht werde… | |
„Wir haben weiter keinerlei Information“, sagte Sea-Eye-Sprecher Julian | |
Pahlke. Das Schiff liege vor Trapani in internationalen Gewässern und | |
warte. | |
Die italienische Küstenwache wies indes Berichte verschiedener NGOs zurück, | |
[2][nach denen am Osterwochenende ein Boot mit 85 Menschen gesunken ist]. | |
Das von einem Flugzeug der EU-Grenzschutzagentur Frontex entdeckte leere | |
Schlauchboot sei sehr wahrscheinlich von den libyschen Behörden im Meer | |
belassen worden, nachdem diese die „Migranten an Bord in Sicherheit | |
gebracht“ hätten, erklärte die Küstenwache am Montag. | |
Auf den Frontex-Aufnahmen seien weder Leichen noch auf dem Wasser treibende | |
Gegenstände zu sehen, die auf einen kürzlichen Schiffbruch hinwiesen, hieß | |
es in der Erklärung weiter. Der maltesische Minister für europäische und | |
außenpolitische Angelegenheiten, Evarist Bartolo, erklärte auf Facebook, | |
vor der Küste Maltas sei kein Boot gesunken: Offenbar sei dies mit dem von | |
Frontex entdeckten „leeren und zerrissenen Schlauchboot“ verwechselt | |
worden. | |
## Auch Libyen hat Häfen wegen Corona geschlossen | |
Für die Annahme, das Boot mit den 85 Menschen sei von den Libyern | |
zurückgeholt worden, gibt es indes keine Bestätigung. Auch Libyen hat seine | |
Häfen wegen Corona offiziell für Flüchtlinge geschlossen. | |
Maltas Regierungschef Robert Abela hat die Haltung seiner Regierung | |
verteidigt. „Diese Entscheidung hat nichts zu tun mit Rassismus oder der | |
Hautfarbe.“ Man habe in der Gesundheitskrise keine Kapazitäten für eine | |
Seenotrettung weit draußen auf dem Meer und müsse entscheiden zwischen der | |
Gesundheit vor Ort und anderen Dingen, sagte er in einem TV-Interview. | |
14 Apr 2020 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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