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# taz.de -- Kulturbetriebe fordern Rettungspaket: Corona bedroht die Berliner C…
> Die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern hat höchste Priorität,
> sagen die Berliner Clubs. Sie fühlen sich aber in ihrer Existenz bedroht.
Bild: Beim feiern kann es eng werden – und das begünstigt die Verbreitung de…
BERLIN taz | „Wir sind alle am Zittern“, beschreibt Dimitri Hegemann,
Betreiber des Tresor, die Lage der Berliner Clubs. Bis zu 30 Prozent
Besucherrücklauf hätten die Berliner Clubs und Musikspielstätten in den
vergangenen Tagen wegen der Corona-Epidemie verzeichnet. Die meisten Clubs
hätten keinen finanziellen Puffer, sagte Hegemann. „Geht das so weiter,
sind viele von uns binnen kurzer Zeit tot.“
Die Berliner Clubcommission, in der 200 Berliner Clubs organisiert sind,
hat sich Mittwoch mit dem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister
gewandt. Sie fordert, kurzfristig einen Rettungsfonds für die von
Umsatzeinbußen betroffenen Clubs und Musikspielstätten einzurichten. Für
den Fall, dass es zu Zwangsschließungen von Clubs „von nur vier Wochen“
komme, solle ein Rettungspaket in Höhe von mindestens 10 Millionen Euro die
Existenz der Clubs sichern.
Am Montag hatten rund 50 Mitglieder der Clubcommission über schnelle
Reaktionen beim Umgang mit der Krise beraten und weitere Maßnahmen
ergriffen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern und Übertragungswege im
Fall einer Infektion schnell zurückverfolgen zu können. In Clubs wie dem
Kitkat seien bereits Umbaumaßnahmen im Eingangsbereich durchgeführt worden.
Handzettel mit Informationen wurden an Gäste verteilt und Kontaktadressen
der Besucher aufgenommen, um beim Hinweis einer Erkrankung eines Besuchers
das Gesundheitsamt unmittelbar informieren und die Kontaktdaten weitergeben
zu können. Des weiteren sei über Social Media informiert worden.
Clubs würden zwar meist von jungen, gesunden Menschen besucht, aber das
Verhindern einer weiteren Ausbreitung des Virus habe [1][höchste Priorität,
um das Gesundheitssystem nicht weiter zu belasten]. Veranstaltungen wie
„Gegen“ oder die „Trauma Bar“ haben sich bereits entschieden, ihre
Veranstaltungen abzusagen oder den Betrieb temporär zu schließen, da
Besucher und Künstler bei bestimmten Clubs und Veranstaltungen aus Regionen
mit hoher Infektionsrate erwartet werden.
Da die Platz- und Lüftungsverhältnisse Auswirkungen auf die Verbreitung des
Virus haben, empfiehlt die Clubcommission zudem, die Gästeauslastung auf 70
Prozent zu reduzieren. Zusätzlich würden erweiterte Hygienemaßnahmen
durchgeführt und auch die Gäste umfassend über ihre Eigenverantwortung
informiert.
Abwegig ist aber auch das Szenario von Zwangsschließungen nicht mehr.
Amtsärzte aus den Bezirken haben laut rbb am Mittwoch in einem Schreiben an
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) gefordert, sämtliche Sport- und
Kulturveranstaltungen ab sofort nicht mehr stattfinden zu lassen. Das gelte
auch für Veranstaltungen in Clubs. Eine einheitliche Lösung für ganz Berlin
sei „unverzüglich erforderlich“.
Die Mehrzahl der bis Dienstagmittag bekannten gewordenen 48 Berliner
Covid-19-Erkrankten hatte sich Ende Februar in zwei Berliner Clubs
infiziert. In der Bar Trompete am Lützowplatz und in „The Reed“ nahe dem
Alexanderplatz.
Die Vorsitzende der Clubkommission, Pamela Schobeß sagte am Mittwoch zur
taz: „Wir sehen das Risiko und wir tragen auch eine gesundheitliche
Verantwortung.“ Aber das wirtschaftliche Risiko müsse abgefedert werden.
Die Clubs seien ein Herzstück von Berlin. Auch einen privaten Rettungsfonds
versuche die Clubkommission zu initiieren, sagte Schobeß.
Die Clubcommission hat bereits Kontakt nicht nur zum Berliner Senat,
sondern auch zu Banken und Crowdfunding-Anbietern aufgenommen, um einen
Rettungsfonds für soziale Härtefälle einzurichten. Wichtig sei, dass diese
Entscheidung schnell gefällt werde, sagt Schobeß.
Schon seit Ende Februar seien die Clubs im Austausch mit Christian Drosten,
dem Chef-Virologen der Charité. Am Mittwoch habe man sich erneut an Drosten
gewandt. „Wir wollen wissen, ob es etwas bringt, wenn die Clubs zwei Wochen
zuzumachen“, sagte Schobeß. „Und ob wir danach weitermachen können.“
Desinfektionsmittel an den Eingängen gehören in etlichen Clubs mittlerweile
zur Ausstattung.
Der Ausfall von Veranstaltungen und der Besucherrückgang trifft nicht nur
die Clubs, sondern auch viele andere kleine und mittelständische
Kulturbetriebe in Berlin. Zum einem sagten internationale Künstler
Veranstaltungen in der Stadt ab, zum anderen stornierten viele
Konzertbesucher ihre Tickets, beklagt die Clubcommission. Das betreffe auch
das Tournee-Geschäft von Bands, so dass unter der Krise nicht nur Clubs,
sondern auch Live-Spielstätten, Labels und Bookingagenturen litten.
12 Mar 2020
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## AUTOREN
Plutonia Plarre
Ulrich Gutmair
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