| # taz.de -- Existenzsorgen wegen Corona: Die Epidemie macht arm | |
| > Geschlossene Museen, Kneipen, Theater: Gerade Honorarkräfte, Minijobber | |
| > oder Solo-Selbstständige verlieren ihre Jobs. Für viele ist das | |
| > existenziell. | |
| Bild: Café am Bikini Berlin: Auch wer von Jobs in Gastronomie oder Einzelhande… | |
| Murat C., der Chef des Veranstaltungsorts „Villa Neukölln“ an der | |
| Herrmannstraße, bangt seit der angeordneten Schließung am 14. März um seine | |
| Existenz. Rücklagen, um die Miete zahlen zu können, habe er kaum: „Die | |
| Miete ist das größte Problem vieler Betreiber. Für Krankenkassenbeiträge | |
| oder das Finanzamt kann man eine Stundung beantragen, aber bei der Miete | |
| kommt es auf den Vermieter an.“ | |
| Informationen über mögliche finanzielle seien intransparent und schwer | |
| zugänglich. Informationen bekomme er nur über die Clubcommission, den | |
| Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter. | |
| Dass die Schließung noch länger andauern könnte, bereitet C. Sorgen, einen | |
| Kredit aufzunehmen schließt er aber aus: „Falls es länger dauern sollte, | |
| ist unsere Existenz gefährdet. Es bringt aber auch nichts, sich mit einem | |
| Kredit zu verschulden, den man später monatelang wieder zurückzahlen muss.“ | |
| „Die Realität ist, dass kleine Gewerbetreibende kaum Rücklagen haben“, sa… | |
| ein Rechtsanwalt einer Kanzlei in Berlin-Mitte, die eine Beratungs-Hotline | |
| für Betroffene eingerichtet hat. Rücklagen, die für einen Monat reichten, | |
| seien oft schon viel. Und Solo-Selbstständigen, die auf Honorarbasis | |
| arbeiteten – wie Yogalehrer*innen oder Künstler*innen – brächen nun teils | |
| sämtliche Einnahmen weg. „Und noch gibt es kein Hilfsprogramm“, so der | |
| Anwalt. | |
| Gewerbetreibende der Gastronomie, die Mitarbeiter beschäftigen, hätten die | |
| Option auf Kurzarbeitergeld, das die Arbeitgeber*innen allerdings | |
| vorstrecken müssten. „Es muss aber auch damit gerechnet werden, dass es in | |
| großem Umfang Kündigungen geben wird“, so der Berater. | |
| Armin H. arbeitet als Werkstudent in der Zukunftsausstellung Futurium. Nach | |
| dem Corona-Shutdown wurde seine Arbeit auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. H. | |
| ist auf die Stelle angewiesen, Rücklagen hat er nicht – und ein Ersatzjob | |
| etwa in der Gastronomie ist derzeit auch ausgeschlossen. Jetzt sei | |
| strukturelle Hilfe nötig, fordert er: „Ich bin ja kein Einzelfall.“ | |
| Auch freie Künstler*innen wie etwa die Autorin und Poetry-Slammerin Jacinta | |
| Nandi stehen nun vor weniger Arbeit, da öffentliche Veranstaltungen | |
| wegfallen. Es seien „schwierige Zeiten für Freiberufler*innen“, sagt Nandi, | |
| und fordert einen solidarischen Umgang „mit all denen, die nun ihre Miete | |
| nicht mehr zahlen können“. Auch die Einnahmen von Jesko Habert, | |
| Veranstalter des Kiezpoeten-Kollektivs, fallen zunächst komplett weg. | |
| Bereits jetzt habe er ungefähr 5.000 Euro Umsatzeinbußen. | |
| Das Kiezpoeten-Kollektiv plant nun einen Onlinestream, der frei zugänglich | |
| sein soll. Zum Abstimmen über die Auftretenden brauche man dann aber ein | |
| Ticket. Auf der Website gibt es bereits Kiezpoeten-Support-Tickets zu | |
| kaufen. Mit den Einnahmen will das Kollektiv die Berliner Poetry-Slam-Szene | |
| unterstützen. | |
| 18 Mar 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Alissa Geffert | |
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