| # taz.de -- Rechtsextreme Terrorgefahr: Kein Ende der Eskalation in Sicht | |
| > Die vom Bundesgerichtshof verfügten Haftbefehle zeigen: Es gibt keine | |
| > Entwarnung bei der rechtsextremen Bedrohung. | |
| Bild: Einer der Festgenommenen wird von Polizisten mit zum Bundesgerichtshof ge… | |
| Es ist ernst. Zwölf Männer hat die Bundesanwaltschaft festnehmen lassen, | |
| [1][zwölf Rechtsextremisten]. Männer, die sich über Monate in Chats | |
| hochschaukelten, in ihren Hass auf liberale Politiker, auf Geflüchtete, auf | |
| Muslime. Die sich teils in Bürgerwehren organisierten und schließlich mehr | |
| wollten: Waffen, Gewalt, einen Bürgerkrieg. Terror. | |
| So sieht es die Bundesanwaltschaft. Und wie es bisher ausschaut, hat sie | |
| dafür gute Gründe. Die Festgenommenen waren zwar keine langjährigen | |
| Szenekader wie die Neonazis der zuletzt verbotenen „Combat 18“-Gruppe. Aber | |
| auch diese Männer waren [2][offenbar fest zur Gewalt entschlossen]. Sie | |
| suchten aktiv nach Waffen, hatten einige schon in Besitz, schmiedeten Pläne | |
| bei persönlichen Treffen. Immer wieder bestärkten sie sich gegenseitig, in | |
| den Kampf gegen das System treten zu wollen, dafür bis nach „Walhalla“ zu | |
| gehen. Und das waren nur Äußerungen in der offenen Kommunikation. | |
| Das zeigt, welche Gefahr diesem Land weiterhin von rechtsaußen droht. Es | |
| ist daher ein gutes Zeichen, dass die zwölf Terrorverdächtigen nun | |
| festgenommen sind. Denn lange Zeit schauten die Sicherheitsbehörden vor | |
| allem auf islamistische Bedrohungen, Entschlossenheit gegen die | |
| rechtsextreme Szene fehlte – wie etwa das jahrelange Treiben von Combat 18 | |
| zeigt. Zuletzt aber schwenkte der Blick auch nach rechts. Zuständiges | |
| Personal in den Behörden wird ausgebaut, die rechtsextreme Szene | |
| systematischer durchkämmt, die Zahl der rechtsextremen Gefährder | |
| hochgestuft. Auch einer der jetzt Festgenommenen soll als solcher geführt | |
| worden sein. In diesem Fall lief offenbar alles glatt: Die Gefahr wurde | |
| früh erkannt und rechtzeitig ausgeschaltet. | |
| Der Fall zeigt aber auch: Es gibt keine Entwarnung bei der | |
| [3][rechtsextremen Bedrohung]. Denn das Problem ist: Es gibt viele solcher | |
| Personen wie die Festgenommenen, da draußen in Deutschland. Hochgeputschte | |
| der seit 2015 geführten Debatte über die Geflüchteten. Menschen, die sich | |
| in Online-Parallelwelten versammeln, die Verschwörungen wittern und in | |
| einen Hass steigern, in dem am Ende überall „Volksverräter“ lauern. | |
| Der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke liegt erst ein | |
| gutes halbes Jahr zurück, der versuchte Anschlag auf die Synagoge in Halle | |
| mit zwei erschossenen Passanten noch kürzer. Und in Sachsen erwarten acht | |
| Männer bald ihr Urteil, die als „Revolution Chemnitz“ ebenfalls Anschläge | |
| geplant haben sollen. Trotzdem gibt es in der rechtsextremen Szene kein | |
| Innehalten. Das beweisen nicht zuletzt die jetzigen Festnahmen. Es wird | |
| sich immer weiter aufgestachelt. Das Ende der Eskalation ist offenbar noch | |
| nicht erreicht. Die Behörden und diese Gesellschaft dürfen in ihrer | |
| Wachsamkeit und Gegenwehr deshalb nicht nachlassen. Es ist ernst. | |
| 16 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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