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# taz.de -- Rapperin Sookee geht auf Abschiedstour: Feminismus wurde ein Busine…
> Die feministische Künstlerin Sookee mag keinen mehr Rap machen – sondern
> Musik für Kinder. Zum Abschied appelliert sie an „soziale
> Nachhaltigkeit“.
Bild: Gut im (Festival-)Geschäft, aber keine Lust mehr darauf: Sookee beim Ber…
Die selbsterklärte [1][„Quing of Berlin“] dankt ab. Vor wenigen Tagen hat
die Rapperin Sookee [2][auf Instagram bekannt gegeben], ihre
HipHop-Karriere beenden zu wollen. Seit fast 15 Jahren macht Nora Hantzsch,
wie Sookee wirklich heißt, Musik zwischen Grime, Trap, Boom-Bap oder auch
Pop mit feministischen Lyrics und Beats, die ihr in der Vergangenheit
häufig politisch gleichgesinnte Kolleg*innen wie Danger Dan von der
Antilopen Gang bastelten.
Eine Ausnahmeerscheinung ist sie dabei – obwohl sie mit Künstler*innen wie
Kobito eine kleine, dezidiert linke „Zeckenrap“-Szene hinter sich hatte –
immer geblieben. Zwar feierten sie viele als Antidot zum grassierenden
Mackertum im Deutschrap. In der Kritik stand Sookee aber nicht nur bei
Rechten und Traditionalisten, die ein Problem mit einer feministischen,
antikapitalistischen Rapperin hatten. Auch von links wurden ihre Tracks, in
denen „queere Tiere“ oder die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges auftauchen,
[3][hier und dort als zu akademisch bezeichnet]. Das ist viel Gegenwind für
eine einzelne Person.
Trotzdem gibt Sookee nicht dem Rap-Geschäft die Schuld am Ende ihrer
Karriere, sondern dem Geschäft im Allgemeinen, der kapitalistischen
Verwertungslogik. „Feminismus ist ein Business geworden“, schreibt Sookee
in ihrem Post. Ihre Utopie von einer emanzipatorischen Kultur sei drauf und
dran, davon verschlungen zu werden, noch bevor sie es überhaupt vom Kokon
zum Schmetterling geschafft habe.
## Keine Lust mehr, die ewige Antagonistin zu sein
Sie wolle sich nicht mehr einer Industrie zur Verfügung zu stellen, die
ihre Antagonistin braucht, sagt Sookee im Interview mit dem
„Deutschlandfunk“ – „und ich habe kein Interesse mehr daran, mich
irgendwelchen Bausas, GZUZs und sonst irgendwelchen durchgeknallten
Turbokapitalisten, die auch nur Spielbälle im Spiel anderer
Turbokapitalisten sind, mit meinen Energien zur Verfügung zu stellen.“
Ein Problem, dem sich auch andere Kolleginnen stellen müssen – wenn sie
sich überhaupt in der Antagonistinnen-Rolle sehen. Mit Künstlerinnen wie
[4][Haiyti], Loredana, Shirin David und den Ex-SXTN-Mitgliedern Juju und
Nura sind zwar aktuell viele Künstlerinnen im Rap erfolgreich; Sookees
ästhetischen und inhaltlichen Ansatz verfolgen alle Genannten nicht. In
ihrer jungen Tradition stehen eher die Musikerin, Autorin und trans
Aktivistin FaulenzA oder die Rapperin Lena Stoehrfaktor, die schon ähnlich
lange wie Sookee im Geschäft ist.
Aber noch bleibt Sookee ihren Fans erhalten: Ihr Farewell wird ein Abschied
auf Raten. Anfang 2020 geht sie auf eine letzte Tournee. Und auch Musik
will sie weiterhin machen: Unter dem Alias Sukini veröffentlichte sie mit
„Schmetterlingskacke“ jüngst ein [5][Album mit Kindersongs], dem weitere
folgen sollen. Sookees Abschied endet mit einem Appell an „soziale
Nachhaltigkeit“: Statt sich für die gute Sache zugrunde zu richten, statt
trotz Erschöpfung weiterzumachen, will sie lieber verfolgen, was ihr gut
tut. Ob einen Sookees Musik erreicht oder nicht – ihr Abschied aus Prinzip
ist ein eigensinniges, wahrhaftiges Statement, ein Plädoyer dafür, nicht
auf Verschleiß zu fahren.
16 Dec 2019
## LINKS
[1] /Sookee/!t5293600
[2] https://www.instagram.com/p/B5r9_B9ooES/
[3] /Rapperin-ueber-Gesellschaftskritik/!5390015
[4] /Rapperin-Haiyti/!5604356
[5] /Sookee-aka-Sukini-rappt-fuer-Kinder/!5627055
## AUTOREN
Julia Lorenz
## TAGS
HipHop
Sookee
Feminismus
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