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# taz.de -- Petition der Woche: Einmal noch SXTN live erleben!
> Das HipHop-Duo SXTN hat feministische Themen in den oft misogynen
> Deutschrap gebracht. 2018 löste sich SXTN auf. Eine Petition fordert ein
> Comeback.
Bild: SXTN, die Rapperinnen Juju (Judith Wessendorf) und Nura (Nura Habib Omer)
Eine Bandtrennung ist für Fans sehr schmerzhaft. Voller Hilflosigkeit
schaut man zu, wie sich die eigenen Idole bekriegen, sich furchtbare Dinge
an den Kopf werfen. Die wohl bekannteste Auflösung der jüngeren
Musikgeschichte war [1][das Auseinandergehen von Oasis]. Die Britpop-Band
fiel immer wieder auf durch Skandale – meistens ausgelöst durch die beiden
exzentrischen Frontsänger, die Gallagher-Brüder.
Aber auch der Deutschrap hatte seine großen Trennungen: Der Rosenkrieg
zwischen [2][Kool Savas und Eko Fresh], der zwei legendäre Disstracks
hervorbrachte. Die Trennung von [3][Bushido und Aggro Berlin], die bis
heute juristisch nachwirkt (Stichwort Abou-Chaker-Prozess).
Und dann die leise Auflösung [4][des weiblichen Rapduos SXTN], bestehend
aus den Rapperinnen Nura und Juju, die Ende 2018 erfolgte. Man habe sich
auseinandergelebt, wolle sowohl in der Musik als auch privat getrennte Wege
gehen, hieß es damals. Ganz ohne Beef, ganz ohne Drama.
Über vier Jahre später hält SXTN-Fan Pascal Eisenbarth die Sehnsucht nach
dem Duo nicht mehr aus. [5][Eine Million Unterschriften will er für eine
Petition auf change.org sammeln] – für ein letztes gemeinsames Konzert von
Juju und Nura. Das kommt gut an, die ersten Reaktionen in den Kommentaren
lauten: „Sxtn das beste Team<3“ oder „SXTN..das würde meinen depressiven
Arsch retten“.
Knapp einen Monat nach Start der Petition haben knapp 21.000 Menschen
unterschrieben. Das zeigt, dass SXTN noch relevant sind – was sicher daran
liegt, dass sie damals ein Novum in der Deutschrap-Szene waren. Und trotz
vieler neuer erfolgreicher weiblicher MCs hat seither niemand die Lücke
geschlossen, die sie hinterlassen haben.
## Die Vorreiterinnen
Als junge Frauen im machistisch geprägten HipHop-Umfeld zu bestehen, war
nicht leicht. Doch mit ihrer harten und unmissverständlichen Art brachte
man (oder besser „Mann“) dem 2014 gegründeten Duo in der Szene schnell
Respekt entgegen. Ganz selbstverständlich übertrugen SXTN Mitte der
Zehnerjahre feministische Themen in den von toxischen Männlichkeitsidealen
geprägten Battle-Rap.
Dabei spielten sie mit frauenfeindlichen Klischees und hielten so der
Deutschrap-Szene den Spiegel vor. Eine misogyn konnotierte Beleidigung wie
„Fotze“ wurde von SXTN zur stolzen Selbstbezeichnung in ihrem Partysong
[6][“Fotzen im Club“] umgedeutet.
Der Autor dieses Textes ist nie ein großer SXTN-Fan gewesen, erinnert sich
aber nun daran, dass die Band Frauen in seinem Umfeld etwas bedeutet hat.
Frauen, die eigentlich nicht viel Deutschrap gehört haben.
Den Song „Fotzen im Club“ werden DJs wohl auch in zwanzig, dreißig Jahren
noch spielen und junge Frauen werden ihn selbstbewusst mitgrölen. Dass das
noch mal bei einem SXTN-Konzert passiert: eher unwahrscheinlich.
Die Agentur von Nura und Juju – die teilen sie sich noch – erklärte, man
wolle sich aktuell zu der Petition nicht äußern. Es herrscht wohl weiter
Eiszeit zwischen den beiden Rapperinnen.
Oasis bekamen übrigens angeblich über 100 Millionen Dollar für eine Reunion
geboten. Ob SXTN bei einem solchen Angebot schwach werden würden? Nun,
vielleicht wollen sie ja auch für kein Geld der Welt zurück in die
Vergangenheit. Aber: Sag niemals nie. Es fehlen nur noch gut 975.000
Unterschriften zur anvisierten Million.
16 Oct 2022
## LINKS
[1] /Oasis-ueberraschen-mit-ueberragendem-Album/!5174608
[2] https://www.musikexpress.de/kool-savas-und-eko-fresh-begraben-ihren-jahreal…
[3] /Das-Ende-von-Aggro-Berlin/!5164676
[4] /Berliner-Rap-Duo-SXTN/!5342093
[5] https://www.change.org/p/das-letzte-sxtn-konzert
[6] https://www.youtube.com/watch?v=wC1rUAsnSdY
## AUTOREN
Jannis Holl
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