# taz.de -- SPD wählt Esken und Walter-Borjans: Die Anti-Groko-Spitze | |
> Beim SPD-Mitgliederentscheid gewinnt überraschend das linke Duo Saskia | |
> Esken und Norbert Walter-Borjans. Sie liegen deutlich vor Scholz und | |
> Geywitz. | |
Bild: Auf Willy Brandts Spuren: Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans | |
Berlin dpa/taz | Die GroKo-Kritiker Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken | |
sollen nach dem Willen der Parteimitglieder Vorsitzende der SPD werden. Der | |
frühere nordrhein-westfälische Finanzminister und die Bundestagsabgeordnete | |
aus Baden-Württemberg gewannen die Stichwahl des Mitgliederentscheids mit | |
53,06 Prozent der Stimmen, wie [1][die SPD am Samstag mitteilte]. Ihre | |
Konkurrenten, Vizekanzler Olaf Scholz und die Brandenburger Politikerin | |
Klara Geywitz, kamen lediglich auf 45,33 Prozent. | |
Scholz und Geywitz haben den neuen Parteichefs ihre Unterstützung zugesagt. | |
Die SPD habe mit [2][Norbert Walter-Borjans] und [3][Saskia Esken] nun eine | |
neue Parteiführung und hinter dieser müssten sich alle versammeln, sagte | |
beide nach der Verkündung des Ergebnisses im Willy-Brandt-Haus. Ziel | |
bleibe, die SPD wieder stark zu machen, das sei gemeinsame Sache. | |
Olaf Scholz will trotz der Niederlage beim Mitgliederentscheid um den | |
SPD-Vorsitz Bundesfinanzminister bleiben. Er werde nicht zurücktreten, | |
erfuhr die Deutschen Presse-Agentur aus Parteikreisen. | |
Die Wahlbeteiligung lag bei rund 54 Prozent. Offiziell gewählt ist die neue | |
Doppelspitze damit aber noch nicht. Der Parteitag in der kommenden Woche | |
muss sie noch bestätigen, was allerdings als sicher gilt. | |
Für die Sozialdemokraten endet eine halbjährige Suche nach einer neuen | |
Führung. Im Sommer war die bisherige [4][Parteichefin Andrea Nahles nach | |
internen Machtkämpfen zurückgetreten]. Doch bei der Suche nach ihren | |
Nachfolgern ging es um mehr als nur eine Personalie: Das Mitgliedervotum | |
gilt auch als Vorentscheid für die Zukunft der großen Koalition. | |
In einer Woche will die SPD auf einem Parteitag entscheiden, ob sie das | |
Bündnis mit CDU und CSU verlässt – die neuen Parteichefs werden bei dieser | |
Entscheidung ein gewichtiges Wort mitreden. | |
## Koalitionsvertrag steht zur Debatte | |
Walter-Borjans und Esken wollen zwar keinen überstürzten Ausstieg aus der | |
großen Koalition. Sie wollen aber den Koalitionsvertrag neu verhandeln. Es | |
ist zu erwarten, dass sie den Delegierten auf dem Parteitag eine Reihe von | |
Bedingungen vorschlagen, auf die CDU und CSU in neuen Verhandlungen | |
eingehen sollen. Sie fordern weitere Milliardeninvestitionen in Klima und | |
Infrastruktur sowie einen Mindestlohn von 12 Euro. | |
Zieht die Union nicht mit, wie Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer | |
bereits angedeutet hat, wollen sie der Partei den Ausstieg aus dem Bündnis | |
empfehlen. Dann könnte es im kommenden Jahr Neuwahlen geben oder – | |
zumindest für eine Zeit – eine Minderheitsregierung der Union unter Führung | |
von Kanzlerin Angela Merkel. | |
In den vergangenen Wochen hatten sich Anhänger beider Lager – der | |
GroKo-Kritiker Walter-Borjans und Esken sowie der GroKo-Befürworter Scholz | |
und Geywitz – vor allem in sozialen Medien eine harte Auseinandersetzung | |
geliefert. Parteiprominenz wie die Interims-Vorsitzende Malu Dreyer, | |
Familienminister Franziska Giffey und Außenminister Heiko Maas forderte die | |
Mitglieder deshalb auf, nach der Wahl wieder enger zusammenzustehen. | |
30 Nov 2019 | |
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