# taz.de -- Berliner SPDlerin zu neuen Parteichefs: „Nicht so überraschend“ | |
> Die Entscheidung für Walter-Borjans und Esken war eine gute Wahl, sagt | |
> die Berliner SPD-Politikerin Maja Lasić. Man erwarte nun „linke Akzente“. | |
Bild: War auch für Nowabo und Esken: Maja Lasić, SPD-Abgeordnete | |
taz: Frau Lasic, haben Sie sich schon erholt von der Schrecksekunde am | |
Samstag? | |
Maja Lasic: Wieso, was für ein Schreck? | |
Dass die Groko-Gegner Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken die Wahl zum | |
SPD-Vorsitz gegen Olaf Scholz und Klara Geywitz gewinnen würden, war eine | |
Überraschung. | |
Das war nicht so überraschend. Es war klar, dass das Ergebnis knapp in die | |
eine oder die andere Richtung ausfallen würde. Ich selbst habe für | |
[1][Walter-Borjans und Esken] gestimmt. | |
Wie sehen das die GenossInnen im Landesverband. Haben Sie sich schon | |
ausgetauscht? | |
Es gibt die Enttäuschten, und es gibt die, die jubeln. Da stehen wir in | |
Berlin vor der gleichen Herausforderung wie die SPD im Bund: Wir haben eine | |
sehr heterogene Mitgliederschaft. Aber ich würde sagen mit Blick auf den | |
Berliner Landesverband: tendenziell eher Zustimmung. Es gibt den Wunsch | |
nach einer neuen Doppelspitze, die deutlich linke Akzente setzt und die es | |
schafft, die ganze SPD dabei mitzunehmen. Ersteres wird das neue Duo sicher | |
tun. Ob sie auch letzteres schaffen, wird der Parteitag am kommenden | |
Wochenende zeigen. | |
Ist denn der Bruch der Groko eine Idee, die die Partei nun möglichst | |
schnell umsetzen sollte? | |
Das ist nicht so eindeutig zu beantworten. Und da wird der Bundesparteitag | |
die Quadratur des Kreises hinbekommen müssen: Da gibt es den linken Teil | |
der SPD, der zwingend aus der Groko will. Aber eben auch die andere Hälfte | |
der Partei, die für diese Legislatur keinen Bruch der Koalition will. | |
Wäre der konsequente Schnitt nicht glaubhafter, wenn man tatsächlich den | |
vielbeschworenen Aufbruch möchte? | |
Ich persönlich hielte es für falsch, wenn sich der Bundesparteitag so | |
entscheiden würde. Was wir brauchen: Die Schärfung einer klaren | |
SPD-Position mit einem harten linken Profil, das auch kompatibel für die | |
Mitte ist. Dafür brauchen wir die Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl und | |
keine vorgezogenen Neuwahlen. Ich würde von einer knallharten Linie | |
abraten, und nach allem, was ich wahrnehme, haben die beiden das auch nicht | |
vor. | |
Was bedeutet eine linke Doppelspitze für den Berliner Landesverband, der ja | |
auch traditionell links tickt: Definitiv Rückenwind für eine aus | |
bundespolitischer Sicht geradezu radikale Mietenpolitik, oder? | |
Ja, da gibt es in der Tat einige Blöcke, wo es jetzt spannend wird, und wo | |
Berlin auch einiges angeschoben hat. Mietenpolitik ist dezidiert eines der | |
Themen. Uns fehlen bisher ganz klar linke Akzente auf Bundesebene, und da | |
hoffen wir, dass sich das ändern wird. | |
Zum Beispiel beim Schutz von Gewerbemieten, wo das Land nicht viel | |
ausrichten kann und Berlin deshalb auch eine Bundesratsinitiative auf den | |
Weg gebracht hat? | |
Ja, zum Beispiel. Wir warten auch auf eine linkere Position in der | |
Steuergerechtigkeitsfrage, [2][Stichwort Vermögenssteuer]. Und auch beim | |
Mindestlohn und beim Thema Tariftreue gibt es vieles, das von der | |
Bundespolitik angegangen werden muss. | |
Und Montag trifft man sich in der Partei und diskutiert das Ergebnis mit | |
Blick auf den Parteitag? | |
Ja. Wir denken jetzt vor allem an das nächste Wochenende. Das wird die | |
Maßgabe setzen für die nächsten Schritte. Ich denke, in einer Woche werden | |
wir alle klüger sein. | |
1 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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