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# taz.de -- Die neue SPD-Spitze ist links: Versöhnen statt spalten
> Die Wahl von Esken und Walter-Borjans ist ein historischer Einschnitt.
> Der SPD drohen Turbulenzen, wenn sie irreale Forderungen durchprügeln.
Bild: Links wird gefeiert: Walter-Borjans und Esken jubeln, Geywitz und Scholz …
Das Votum für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ist ein historischer
Einschnitt. Denn es gehört zur DNA der Sozialdemokratie, dass die Basis am
Ende immer murrend der Führung folgt. Doch die SPD-Basis glaubt den
Glaubenssätzen des Weiter-so und den rituellen Beschwörungen der
Verantwortungsethik nicht mehr.
[1][Diese Wahl] ist aber weniger eine für Esken und Nowabo und deren
besonders glanzvolle Performance. Sie ist ein deftiges Misstrauensvotum
gegen das Parteiestablishment, das komplett Scholz & Geywitz stützte. Dass
die Wahlbeteiligung bescheiden war, zeigt, wie erschöpft die Partei ist.
Aber das verblasst angesichts der zentralen Frage: Es ist klar, was die
SPD-Basis nicht mehr will, aber schwer zu erkennen, was sie will. Was kommt
jetzt?
Machtpolitisch zieht am Horizont ein Konflikt auf, der die SPD in schwere
Turbulenzen stürzen kann. Wenn die neue Parteispitze mit dem Bruch der
Groko schnell ernstmacht, droht ein Kampf zwischen Parteiführung und
Bundestagsfraktion, bei dem es keine Gewinner, aber bestimmt eine
Verliererin geben wird: die gesamte SPD. Nichts würde der desorientierten
Union besser ins Konzept passen als eine Sozialdemokratie, die sich
wochenlang über der Frage zerlegt, ob und wann sie die Regierung verlässt.
Raus aus der Groko ist jetzt die falsche Forderung. Esken und Nowabo müssen
ihre ziemlich vollmundig formulierten Ansprüche – 12 Euro Mindestlohn
sofort, ein neues Klimapaket, massive Investitionen, Schluss mit der
schwarzen Null – schnell herunterdrosseln.
## Beim Neuen ist Augenmaß wichtig
Die SPD-Basis hat mit dieser ziemlich überraschenden Wahl der neuen linken
Spitze das nötige Signal schon gesetzt. Sie will etwas Neues. Esken und
Nowabo verkörpern die überfällige Wende der SPD, die Sehnsucht nach einer
anderen Politik. Aber gerade beim Neuen ist Augenmaß wichtig.
Dies ist nur dann eine Chance für eine renovierte Sozialdemokratie, wenn
zweierlei geschieht: Scholz und das Parteiestablishment müssen ihre
Niederlage wirklich und nicht nur rhetorisch akzeptieren, besser noch:
verstehen. Die neue linke Führung darf nicht hektisch Machtkämpfe
anzetteln.
Fakt ist: 45 Prozent haben sie nicht gewählt. Auf dem Parteitag einen
irrealen Forderungskatalog für Verhandlungen mit der Union durchzuprügeln,
ist keine gute Idee. Diese neue Führung sollte den Spruch von
Walter-Borjans' Vorbild Johannes Rau beherzigen: Versöhnen statt spalten.
Sonst kann aus dem Aufbruch schnell ein Abbruchunternehmen werden.
30 Nov 2019
## LINKS
[1] /SPD-waehlt-Esken-und-Walter-Borjans/!5645410
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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