| # taz.de -- EU-Gipfel in Brüssel: Mitgliedsländer im Streit | |
| > Mehrere Länder blockieren die geplanten Beitrittsverhandlungen zur | |
| > EU-Osterweiterung. Auch beim Budget gibt es Meinungsunterschiede. | |
| Bild: Da waren sie noch ein Herz und eine Seele. Beim Thema EU-Osterweiterung s… | |
| Brüssel taz | Die Europäer gehen tief zerstritten in die kritischen Wochen | |
| rund um den Brexit und den Start der neuen EU-Kommission. Beim EU-Gipfel in | |
| Brüssel konnten sich die 28 Mitgliedsländer nicht auf die geplante neue | |
| Erweiterungsrunde auf dem Westbalkan einigen. Auch beim künftigen EU-Budget | |
| gehen die Meinungen weit auseinander. | |
| „Wir haben leider keine Einigung erzielt“, sagte Bundeskanzlerin Angela | |
| Merkel nach dem Abschluss des Gipfels am Freitag. Mehrere EU-Länder, allen | |
| voran Frankreich, hatten sich gegen den [1][geplanten Startschuss für | |
| EU-Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Nord-Mazedonien] gesträubt. „Das | |
| bedaure ich sehr“, betonte Merkel. | |
| Die Erweiterung auf dem Westbalkan sei von hoher „geopolitischer | |
| Bedeutung“, so die Kanzlerin. Deutschland und die meisten anderen EU-Länder | |
| wollten damit Reformen belohnen und den beiden Ländern eine klare | |
| EU-Perspektive geben. Andernfalls könnten sie sich Russland, China oder der | |
| Türkei zuwenden, so die Sorge. | |
| Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron legte jedoch sein Veto ein. Die EU | |
| müsse zunächst ihre Hausaufgaben machen und das Beitrittsverfahren neu | |
| ordnen, so Macron. Es sei nicht zielführend, den Kandidaten Hoffnungen zu | |
| machen, wenn die EU selbst noch nicht bereit zur Aufnahme neuer Länder sei. | |
| Zudem fehle eine Strategie für den Balkan. | |
| Der Streit konnte auch nach mehrstündiger hitziger Debatte nicht beigelegt | |
| werden. Die Verweigerung sei ein „schwerer historischen Fehler“, | |
| kritisierte der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. | |
| „Ich stehe dazu, anderer Meinung zu sein“, erklärte dagegen Macron. Die EU | |
| funktioniere schon mit den derzeit 27 Mitgliedern (ohne Großbritannien) | |
| nicht gut. Es sei daher falsch zu glauben, mit noch mehr Mitgliedern werde | |
| der Zusammenhalt besser werden. | |
| ## Streit wird vertagt | |
| Keine Einigkeit zeichnet sich auch beim künftigen [2][EU-Budget] ab 2021 | |
| ab. Die EU-Kommission fordert, den Haushalt auf 1,11 Prozent der | |
| Wirtschaftsleistung zu erhöhen, um den Austritt Großbritanniens zu | |
| kompensieren und neue Programme etwa zum Klimaschutz zu finanzieren. Doch | |
| bei der ersten Aussprache auf Chefebene gingen die Meinungen weit | |
| auseinander. | |
| Deutschland will den Finanzrahmen auf 1,0 Prozent begrenzen und zudem noch | |
| die bisher gewährten Rabatte behalten. Demgegenüber fordern vor allem die | |
| Osteuropäer eine deutliche Erhöhung des EU-Budgets. Auch die künftige | |
| EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sprach sich für eine | |
| Aufstockung aus, wie sie Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) | |
| vorgeschlagen hat. | |
| Der Streit wurde auf den nächsten EU-Gipfel im Dezember vertagt. Dann soll | |
| der finnische EU-Vorsitz einen ersten konkreten Kompromiss-Vorschlag | |
| vorlegen. In Brüssel geht man jedoch davon aus, dass eine Entscheidung erst | |
| 2020 fällt – womöglich erst im zweiten Halbjahr, wenn Deutschland den | |
| halbjährlich rotierenden EU-Vorsitz übernimmt. Das letzte Wort hätte dann | |
| Merkel. | |
| Die Kanzlerin sprach von schwierigen Verhandlungen. Sie bekannte sich aber | |
| auch zum Programm ihrer künftigen Sparringspartnerin von der Leyen. Beim | |
| Gipfel habe es „große Zustimmung“ für die Pläne gegeben, künftig mehr f… | |
| Klimaschutz und Digitalisierung zu tun, sagte Merkel. Allerdings bleibt | |
| nach dem EU-Gipfel unklar, wie sie finanziert werden sollen. | |
| 18 Oct 2019 | |
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| Eric Bonse | |
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