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# taz.de -- Workshop-Reihe „Viva la Vulva“: Lasst uns über Vulven reden!
> Vulva, Mumu, Scheide? Es herrscht viel Unwissenheit über das weibliche
> Genital. Zwei Sexualpädagoginnen wollen junge Frauen nun aufklären.
Bild: Feminist*innen wollen die Vulva enttabuisieren
„Ich habe einen Schniepi und du … du hast da Haut.“ – Als Taina Engineer
von dem Gespräch mit dem kleinen Jungen erzählt, müssen alle lachen. Obwohl
der Grund für die Sprachlosigkeit des Jungen ein ernstes Thema ist.
„Kindern fehlen die Wörter, um weibliche Genitalien richtig zu benennen.“
Auf dem Teppich liegen Zeichnungen von verschiedenen Vulven, behaart und
unbehaart, manchmal sind die inneren Schamlippen gut sichtbar, manchmal
nicht. In der Mitte stehen Tee und Kekse. Die beiden Sexualpädagoginnen
Taina Engineer und Nina Schernus leiten zum zweiten Mal die Workshop-Reihe
„Viva la Vulva“ des [1][Feministischen Frauengesundheitszentrums in
Berlin]. Das Ziel: eine gesundheitliche Selbsthilfe für junge Frauen.
In der ersten Sitzung soll es um die Tabuisierung der Vulva gehen.
„Muschi“, „Möse“, „Lustgrotte“, „Scheide“ – die Teilnehmerin…
Begriffe, die im Alltag oft als Synonyme für weibliche Genitalien verwendet
werden. Die klingen nicht nur abschätzig, sondern sind teils auch falsch.
Genauso wie die meisten Abbildungen in Biologiebüchern.
„Die Klitoris wird da gern mal weggelassen“, sagt Schernus, „ist ja nicht
wichtig für die Fortpflanzung.“ Genau da liegt das Grundproblem, sind sich
alle einig: Die weibliche Sexualität und Lust spielen im Patriarchat nun
mal keine Rolle. Da muss frau sich eben selbst helfen – im Selbststudium.
Also Filzstifte raus und mithilfe eines Querschnitts erst einmal alle Teile
des weiblichen Genitals beschriften. Das ist wie eine kleine Zeitreise
zurück in den Biologieunterricht. Es tauchen die schambehafteten Gefühle
von damals auf, man könne etwas Falsches sagen, etwas nicht wissen. Schnell
wird klar: Niemand weiß so richtig, was diese Vorhofdrüse da soll. Sie kann
sich entzünden? Und tennisballgroß anschwellen? An diesem Abend wird immer
wieder deutlich, wie viel man nicht weiß über das weibliche Genital.
## Feminismus oder Mainstream?
Star des Abends ist die [2][Klitoris] beziehungsweise ein lebensgroßer
3-D-Druck von ihr. „Wunderschön“, ruft eine Teilnehmerin. Das möchte sie
sich auf ein T-Shirt sprayen lassen. Der Rest ist begeistert.
Vor allem in feministischen Kreisen, aber auch im Mainstream erlebt die
Vulva ein Revival als Kunstobjekt, ob als Kette, Tasche, Sticker oder
Notizbuch: Die Vulva ist Trend. Davon profitieren auch große Markenlabels
und andere patriarchale und kapitalistische Institutionen, die eigentlich
schuld sind an der Tabuisierung und Verdrängung der Vulva.
„Kritisch sehe ich den Hype ohne Kritik“, sagt Schernus, „Aufmerksamkeit
ja, aber bitte mit Inhalt und nachhaltig.“ Genau das wollen die beiden
Frauen mit ihren Workshops erreichen. In vier weiteren Sitzungen sprechen
sie auch über Gesundheit und Menstruation. Und leiten eine
Selbstbetrachtung, so richtig mit Spiegel, wie in den 70er Jahren. Denn
viele Frauen wissen gar nicht, wie sie „da unten“ eigentlich aussehen.
12 Sep 2019
## LINKS
[1] https://www.ffgz.de/
[2] /Kulturwissenschaftlerin-ueber-Klitoris/!5564998&s=vulva/
## AUTOREN
Lisa Winter
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