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# taz.de -- Australischer TV-Spot zu Menstruation: Wir wollen Blut sehen
> In Australien wird in einem Werbespot für Binden erstmals Blut gezeigt.
> Die vielen Beschwerden zeigen, wie stigmatisiert Menstruation noch immer
> ist.
Bild: Blut auf einer Binde? „Igitt“, denken einige, dabei ist es die Regel
Aus einem Reagenzglas tropft dunkelrotes Blut. Eine Frau steht unter der
Dusche, etwas Blut vermischt sich mit den Wassertropfen auf ihrer Haut und
läuft den Oberschenkel herunter. Hände, die sich vor [1][Schmerzen in die
Oberschenkel oder die Bettkante krallen] – diese Szenen stammen nicht aus
dem neusten Tarantino-Film, sondern aus [2][einem australischen
TV-Werbespot für Binden der Marke Libra], der Frauen während ihrer
Menstruation zeigt. Er ist eine Anlehnung an die Kampagne #BloodNormal, die
2017 von der Schwesterfirma Essity in Großbritannien gestartet wurde.
Als in einer Szene ein Mädchen auf der Toilette ihre Binde austauscht,
sieht man erst ein verpixeltes Bild bevor das Blut darunter sichtbar wird.
Darüber steht geschrieben: „Warum ist es inakzeptabel, Periodenblut zu
zeigen?“ Am Schluss der Appell: „Perioden sind normal, sie zu zeigen,
sollte das auch sein.“
Das sahen einige der Zuschauer*innen jedoch anders. Seit der TV-Premiere
erreichten die australische Regulierungsbehörde 600 Zuschriften mit
Beschwerden über den „widerlichen“ und „erniedrigenden“ Werbespot. Er
zwinge Eltern, ihren Kindern eine Erklärung abzugeben.
Außerdem sei es zu jeder Tageszeit falsch, Mädchen blutend zu zeigen, so
die Kritik. Kriegsfilme, Actionthriller und Rumgeballer scheinen eine
Ausnahme zu sein, da ist es völlig in Ordnung, blutende Mädchen als Opfer
von meist körperlicher und sexualisierter Gewalt zu zeigen – gern auch
während der Primetime. Aber Blut auf der Binde? Oder ein roter Tampon? Das
geht vielen scheinbar zu weit.
Die australische Regulierungsbehörde sah das glücklicherweise anders und
wies alle Beschwerden ab. Mit der Begründung, dass der Spot die
Gleichstellung und Enttabuisierung der Menstruation fördere. Trotzdem
bleibt ein bitterer Beigeschmack.
Denn obwohl es mittlerweile zahlreiche [3][Aktionen, Bücher und Kunstwerke]
gibt, die dem Stigma Menstruation etwas entgegensetzen wollen, zeigen die
Reaktionen, dass es noch nicht abgebaut ist. Frauen tauschen Tampons aus,
als würden sie mit Drogen dealen, und in der Krankmeldung werden die
Unterleibsschmerzen zur Migräne. Die Menstruation ist etwas Intimes,
darüber spricht man nicht – schon gar nicht im Fernsehen.
Menstruation, das heißt für viele Schmerzen im Unterleib, Pickel im Gesicht
und Blut in der Unterhose. Und zwar rot oder braun, nicht hellblau oder
violett. Wie sollen Mädchen und Frauen einen selbstbewussten Umgang mit
ihrem Körper und ihrer Menstruation kennenlernen, wenn diese in der Werbung
aus Granatapfelkernen, Glitzerpailletten oder babyblauer Farbe besteht?
21 Sep 2019
## LINKS
[1] /Workshop-Reihe-Viva-la-Vulva/!5622529
[2] https://www.youtube.com/watch?v=108gaP2rTas
[3] /Tabuthema-Menstruation/!5429999
## AUTOREN
Lisa Winter
## TAGS
Menstruation
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Tabu
Australien
Schwerpunkt Brexit
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