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# taz.de -- Kolumne Mithulogie: „Vulvalippen“ in den Duden!
> Der Duden, Ärzt*innen und Lehrer*innen sprechen von Schamlippen. Das muss
> aufhören: Es gibt keinen Grund, sich für seine Genitalien zu schämen!
Bild: Viva la vulva statt Viva la Scham
Heute schon über Genitalien geredet? Ja (dann beim nächsten Absatz
weiterlesen). Nein (dann beim nächsten Absatz weiterlesen). Vielleicht
(okay, möglicherweise ist diese Kolumne nicht für Sie, aber vielleicht
sollten Sie gerade deshalb beim nächsten Absatz weiterlesen).
Es gibt nämlich ein schönes neues Wort, das sich so anhört als wäre es ein
schönes altes Wort. Während das alte so veraltet klingt, als müsse es
dringend ins Museum der ausrangierten Worte. Die Rede ist von den
Schamlippen. Wieso schämen? Weshalb also weiterhin Schamlippen sagen? Warum
nicht ein lustvolleres Wort?
Zum Glück hat die [1][Journalistin Gunda Windmüller] eines vorgeschlagen.
Es sind die Lippen der Vulva, also heißen sie: Vulvalippen – naheliegend.
Und deutlich naheliegender, als sie Scham- oder Schuld- oder
Sonst-was-Lippen zu nennen.
„Aber warum sagt ihr dann nicht Labien? Das steht bereits im Duden.“
Stimmt, nur wird in Grundschulen und Kindergärten nicht Latein gesprochen,
sondern die deutsche Übersetzung verwendet und damit lernen Kinder von
Anfang an, dass da Teile an ihrem Körper sind, für die sie sich schämen
sollen. Scheiße gelaufen. „Schamlippen ist gar nicht die Übersetzung von
Labien, das wäre Lippen, interpretiere nicht überall Diskriminierung rein.“
## Von Pussyrüschen zu Muschiflügeln
Doch! Denn für die Kirche war alles, was mit Sex zu tun hatte, Teufelszeug,
für das man sich gefälligst zu schämen hatte. Deshalb nannten sie
Genitalien auch genau so: Pudendum. Das ist das Partizip von beschämen. Und
die Lippen der beschämenden Teile sind halt Schamlippen. In zehn Jahren
werden wir mal zurückschauen und denken: Unglaublich, wir haben Anfang des
dritten Jahrtausends noch Schamgenitalien gesagt? Gab es da keine Petition?
Doch, gibt es. Jetzt! Postet ein Foto von euch mit dem
[2][Vulvalippen]-Zeichen (Victory-Zeichen plus Daumen – also Mittelfinger
und Zeigefinger formen das V und der zur Seite gespreizte Daumen macht
daraus das VL) und dem #vulvalippen auf sozialen Medien und fordert das
Ende der Scham(lippen).
Ich fand das so einfach und einleuchtend, dass ich es überall verbreitete.
Und war überrascht, dass mein Umfeld sofort begann, mich mit
Alternativvorschlägen zu bombardieren: Pussyrüschen, Vulvinalippen,
Intimbordüre, Geschlechtslippen oder mein Lieblingsvorschlag:
„Muschiflügel. Es ist ein zusammengeklappter Schmetterling!“
Anscheinend machen sich eine Menge Menschen kluge Gedanken über ihre intime
Kommunikation. Das macht Mut! Lasst uns gemeinsam brainstormen. Auch für
mehr als ein Wort. Und die Schamhaare müssen natürlich auch noch umbenannt
werden. Wie wäre es mit Charmehaare? Der erste Schritt ist, Vulvalippen in
den Duden zu bekommen. Dafür brauchen wir genügend Erwähnungen. Also:
Vulvalippen, Vulvalippen, Vulvalippen.
22 Oct 2018
## LINKS
[1] https://www.watson.de/leben/meinung/992525365-schluss-mit-scham-lasst-uns-v…
[2] /Kommentar-zum-Vulva-Kommerz/!5540642
## AUTOREN
Mithu Sanyal
## TAGS
Duden
Frauen
Sexismus
Vulva
Vulva
Prostitution
Schwerpunkt Rassismus
Mithulogie
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