# taz.de -- Vorschlag zur Mietenpolitik: 100.000 Wohnungen jährlich | |
> Linke Ökonomen fordern ein kommunales Wohnungsbauprogramm. Die „Deutsche | |
> Wohnen enteignen“-Initiative sehen sie skeptisch. | |
Bild: In Großstädten wie hier in Berlin wird immer mehr gebaut. Trotzdem mang… | |
BERLIN taz | Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik hat ein | |
[1][Sondermemorandum zur Wohnungspolitik] vorgelegt. Darin fordert sie | |
unter anderem ein kommunales Wohnungsbauprogramm im Umfang von 100.000 | |
Wohnungen pro Jahr. | |
Die linken Ökonomen rund um den Bremer Rudolf Hickel und den | |
Vizevorsitzenden der Linken, Axel Troost, gehen dabei von einem | |
öffentlichen Investitionsvolumen von 18 Milliarden Euro aus, von dem etwa | |
40 Prozent als Bundeszuschuss aufgebracht werden sollen. Die restlichen 60 | |
Prozent sollen über Kredite der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften | |
finanziert werden. | |
Die sogenannte Memorandum-Gruppe setzt mit der Forderung nach einem großen | |
kommunalen Wohnungsprogramm einen neuen Akzent in der Debatte um die | |
Ausrichtung der Wohnungspolitik, die sich bisher mehr um Mietpreisbremsen, | |
Eigentumsförderung oder stärkere Anreize für private Investoren gedreht | |
hatte. | |
Der freie Markt sei für den Neubau keine Lösung, glaubt die | |
Memorandum-Gruppe. „Trotz der äußersten Knappheit sowie frei verhandelbarer | |
Marktmiete und real steigender Erträge bei bestehenden Mietverhältnissen | |
entwickelt der private Markt keine ausreichende Bautätigkeit.“ Offenbar sei | |
„privaten Investoren die langfristige Rendite im Wohnungsbau für | |
Normalverdiener zu gering“. | |
Den Berliner Mietendeckel, dessen Ausgestaltung den Verfassern des | |
Sondermemorandums noch nicht bekannt war, sehen die Autoren grundsätzlich | |
positiv, merken aber an: „Notwendig ist, dass der Regulierung auch die | |
Gestaltung folgt. Ein Mietenstopp kann der Wohnungspolitik nur die Zeit | |
verschaffen, die für ein Umsteuern gebraucht wird.“ | |
Die Berliner Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ beurteilen die | |
Autoren skeptisch: „Das Grundgesetz sieht im Falle einer Enteignung eine | |
Entschädigung vor. Dazu wären erhebliche finanzielle Mittel aufzubringen. | |
Eine Entschädigung in Höhe des Verkehrswerts würde die Investoren mit | |
frischen Mitteln für weitere Spekulationen ausstatten.“ | |
Die „fantasievollen Rechnungen“ der Enteignungsinitiative für eine | |
geringere Entschädigung versuchten sich an der Quadratur des Kreises: „Das | |
Privateigentum muss geachtet werden, aber seine Vergesellschaftung soll | |
nicht viel kosten.“ Es komme aber nicht „nur darauf an, die Eigentumsfrage | |
zu stellen“: „Sie muss auch realistisch beantwortet werden“, schließt die | |
Memorandum-Gruppe. | |
27 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/de/article/10656275.sondermem… | |
## AUTOREN | |
Martin Reeh | |
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