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# taz.de -- Massaker in El Paso: Mann erschießt 20 Menschen
> Nach tödlichen Schüssen in einem Einkaufszentrum stellt sich ein
> Verdächtiger. Zuvor hatte er Unterstützung für den Mörder von
> Christchurch bekundet.
Bild: Sie wollen keine Waffengewalt: Trauernde im texanischen El Paso
New York taz | Am Samstag sind bei einem Massaker mindestens 20 Menschen in
einem Einkaufszentrum im texanischen El Paso umgekommen. Weitere 26 wurden
teilweise schwer verletzt. Unter den Opfern waren offenbar auch mehrere
MexikanerInnen.
Der mutmaßliche Täter, der mit einem Sturmgewehr bewaffnet war, kam danach
in Polizeigewahrsam. Es handelt sich um den 21-jährigen Patrick C., einen
Trump-Unterstützer aus einer Vorstadt von Dallas. Er ist mehr als neun
Stunden gefahren, um MigrantInnen in der Grenzstadt zu ermorden.
In einem vier Seiten langen rassistischen „Manifest“, das mehrere Stunden
vor dem Massaker auf rechtsradikalen Internetseiten erschien, soll er seine
Tat eine „Antwort auf die hispanische Invasion von Texas“ genannt haben.
Die Polizei hält das Dokument für „authentisch“. Sie ermittelt wegen eines
„potenziellen Hassverbrechens“.
Donald Trump, der seinen Wahlkampf mit Hetze gegen MexikanerInnen
(„Drogen-Dealer, Kriminelle, Vergewaltiger“) begonnen hat und der das
Stichwort „Invasion“ in die Diskussion gebracht hat, reagierte am Samstag
auf das Massaker, indem er die üblichen „Gedanken und Gebete“ [1][nach
Texas twitterte]. „Es gibt keine Gründe oder Entschuldigungen dafür,
unschuldige Menschen zu töten“, [2][schrieb er].
Auch der texanische Gouverneur Greg Abbot – ebenfalls ein Republikaner –
sagte bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Tat: „Wir beten“. In einer
weiteren in seinen politischen Kreisen üblichen Sprachregelung nach
Massakern legte er eine „psychische Erkrankung“ des Täters nahe.
Polizeichef Greg Allen sagte bei der Pressekonferenz, der Täter habe sich
selbst der Polizei „ausgeliefert“.
Während der Pressekonferenz suchten verzweifelte MigrantInnen in El Paso
nach ihren Angehörigen. Nach Berichten aus der Stadt sollen manche von
ihnen sich aus Angst vor Abschiebungen nicht getraut haben, in
Krankenhäusern und in dem von der Polizei eingerichteten Zentrum für
Familienzusammenführung nach dem Schicksal ihrer Verwandten zu fragen.
## Sprache von Alt-Right und rechten Identitären
Das Massaker begann am Samstagvormittag kurz vor 11 Uhr. Zu dem Zeitpunkt
war der Supermarkt Walmart voller Eltern und Kinder, die für den
Schuljahresbeginn einkauften. Der Täter eröffnete das Feuer, schon bevor er
in den Walmart hineinging. Auf dem Parkplatz schoss er auf mehrere
Menschen, die Wasser verkauften. Videoaufnahmen zeigen ihn mit
Sicherheitsbrille und Ohrschützern.
In dem „Manifest“, das unter anderem auf dem rechtsradikalen Internetforum
8Chan erschien, beschreibt sich der Autor als „patriotischen Amerikaner“.
In der Sprache von Alt-Right und rechten Identitären bekundete er seine
„Unterstützung“ für [3][den Massenmörder von Christchurch in Neuseeland]
und beschrieb detailliert die „Gründe“ und „persönlichen Gedanken“, s…
die „Ausrüstung“ für seine eigene Tat.
Er sieht seine Tat als „Aufforderung zu einem Rassenkrieg“. O-Ton: „Dies
ist erst der Anfang des Kampfes für Amerika und für Europa“. Und er
schrieb, dass er erwogen habe, auf „andere Zielscheiben als auf Migranten“
zu schießen, weil das „eine größere Wirkung“ haben könne. Doch er habe …
nicht dazu durchringen können, „meine amerikanischen Landsleute zu töten“.
Der mutmaßliche Täter ist ein Trump-Anhänger. Bevor seine Postings am
Samstag aus dem Netz verschwanden, haben BeobachterInnen unter anderem auch
ein Posting gefunden, in dem der Name von Trump mit horizontal und vertikal
aufgestellten Schusswaffen geschrieben ist. In anderen Postings soll der
mutmaßliche Täter die Hashtags #BuildTheWall benutzt und dem [4][rechten
Verschwörungstheoretiker Alex Jones] gefolgt sein.
## Die Täter sind Rassisten
Der Schauplatz des Verbrechens, das Einkaufszentrum Cielo Vista, ist nur
wenige Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt. El Paso ist
lediglich durch den Rio Grande von der mexikanischen Stadt Ciudad Juárez
entfernt. Bis zum Jahr 1845, als die USA sich Texas einverleibten, gehörten
die beiden Städte zusammen. El Paso ist bekannt für ihre für
US-Verhältnisse extrem niedrige Kriminalitätsrate. Dies erklärt sich
dadurch, dass die Stadt eine besonders hohe Dichte von Uniformierten –
verschiedene Polizeieinheiten, Grenzschutz, Militär – hat.
Doch die Arbeit der vielen Uniformierten in El Paso konzentriert sich auf
die Südgrenze der USA und richtet sich vor allem gegen MigrantInnen. Denn
nach der Lesart der US-Behörden kommen die Gefahren für die Sicherheit der
USA von außen.
Die meisten Massaker in den USA werden von weißen Männern verübt, die im
Land geboren sind und sich dort radikalisiert haben. Das gilt unter anderem
auch für [5][das Kinomassaker in Aurora], für das [6][Kirchenmassaker in
Charleston], für die beiden [7][Schulmassaker in Parkland] und Sandy Hook
und für [8][das Konzertmassaker von Las Vegas].
Mehrere der Täter sind Rassisten, die ihre Verbrechen als Kampf für die
„weiße Vorherrschaft“ in den USA verstehen. Dennoch ist keiner von ihnen
wegen Terrorismus angeklagt worden. Statt rechtsradikale Täter ins Visier
zu nehmen, hat Ende des vergangenen Monats ein Senator aus Texas eine
Resolution in den US-Kongress eingebracht, die sich [9][gegen den
angeblichen „Terrorismus“ der Antifa richtet] – und damit genau gegen die
Gruppen, die sich auf die Beobachtung und Verfolgung von Rechtsextremen
spezialisiert haben.
4 Aug 2019
## LINKS
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1157868519964499968
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1157868518823596032
[3] /Rechter-Terroranschlag-in-Neuseeland/!5578575
[4] /Alex-Jones-in-Sozialen-Medien-gesperrt/!5524125
[5] /Nach-Massaker-in-Orlando/!5309029
[6] /Rassistische-Morde-in-Charleston/!5205047
[7] /Amoklauf-an-Schule-in-Florida/!5485053
[8] /Kommentar-Massaker-in-Las-Vegas/!5451687
[9] /Trump-droht-Antifa-Bewegung/!5613572
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
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