# taz.de -- Schüsse in El Paso und Dayton: Dutzende Tote in den USA | |
> In Texas und in Ohio sind zahlreiche Menschen erschossen worden. In einem | |
> der beiden Fälle ermittelt die Polizei auch wegen eines Hassverbrechens. | |
Bild: Zu den Motiven des Schützen in Dayton, Ohio, konnte die Polizei zunächs… | |
El Paso/Dayton dpa | Innerhalb von weniger als 24 Stunden haben bewaffnete | |
Angreifer an zwei verschiedenen Orten in den USA mindestens 29 Menschen | |
erschossen. In einem Einkaufszentrum in der texanischen Grenzstadt El Paso | |
tötete ein Schütze [1][am Samstag mindestens 20 Menschen]. 26 weitere | |
wurden verletzt, wie Polizeichef Greg Allen mitteilte. Der mutmaßliche | |
Täter ergab sich. | |
In der Nacht zum Sonntag fielen in der Stadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio | |
Schüsse nahe einer Bar im Zentrum: Neun Menschen starben, 16 weitere wurden | |
nach Angaben der Polizei verletzt. Beamte töteten den Angreifer. Die zwei | |
Massaker lösten international Bestürzung aus. | |
Bei dem Schützen in El Paso an der Grenze zu Mexiko handelt es sich | |
offenbar um einen 21-jährigen Weißen. Polizeichef Allen sagte, es gebe ein | |
„Manifest“, [2][das womöglich auf ein Hassverbrechen schließen lasse]. Es | |
sei allerdings noch nicht bestätigt, ob die Kampfschrift tatsächlich von | |
dem Verdächtigen stamme. In dem Pamphlet, das dem mutmaßlichen Täter von El | |
Paso zugeschrieben wurde, heißt es unter anderem: „Dieser Angriff ist eine | |
Antwort auf die hispanische Invasion in Texas.“ | |
Zu den Motiven des Schützen in Dayton in Ohio sowie dessen Identität konnte | |
die Polizei zunächst nichts sagen. Es habe sich um einen Einzeltäter | |
gehandelt. Der Mann habe mit einer Langwaffe geschossen, sagte der leitende | |
Polizeibeamte Matt Carper. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf | |
Ermittler, der Schütze habe eine Schutzweste getragen. Die Bundespolizei | |
FBI schaltete sich in die Ermittlungen ein. | |
Das schnelle Eingreifen der Polizei habe Schlimmeres verhindert, sagte | |
Carper: „Wir hatten Beamte in der unmittelbaren Umgebung, als die Schüsse | |
fielen. Wir konnten reagieren und das Ganze schnell beenden.“ Oregon | |
District, das Ausgeh-Viertel in Dayton, wo die Schüsse fielen, gelte | |
eigentlich als sicher. Aus Chicago wurde derweil ein Vorfall gemeldet, bei | |
dem sieben Menschen nahe einem Park durch Schüsse aus einem Auto verletzt | |
wurden. | |
## Vorwurf des Mordes und eines Hassverbrechens | |
Der Autor des Pamphlets von El Paso äußert in dem vierseitigen Text seine | |
Unterstützung für [3][den rassistischen Attentäter von Christchurch], der | |
Mitte März in Neuseeland zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet | |
hatte. Die New York Times berichtete, der Text sei 19 Minuten vor dem | |
ersten Notruf in El Paso online gegangen. | |
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, kündigte bei einer Pressekonferenz | |
an, die Strafverfolgung werde sich nicht nur auf den Vorwurf des Mordes, | |
sondern auch auf den eines Hassverbrechens konzentrieren. Der mexikanische | |
Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, | |
unter den Toten seien drei Mexikaner. Nach Angaben des mexikanischen | |
Außenministeriums wurden sechs weitere Mexikaner verletzt, darunter ein | |
zehnjähriges Mädchen. Ein Polizeisprecher sagte nach Angaben des Senders | |
CNN, der mutmaßliche Todesschütze rede mit den Ermittlern. | |
Polizeichef Allen sagte, der erste Notruf sei um 10.39 Uhr Ortszeit | |
eingegangen. Sechs Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen. Der | |
Szenerie am Tatort sei „schrecklich“ gewesen. Ein Polizeisprecher sagte, | |
die meisten Opfer seien in einem Walmart in dem Ladenkomplex von Schüssen | |
getroffen worden. Der Supermarkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs voll | |
gewesen. Der Sprecher schätzte, dass sich dort zwischen 1.000 und 3.000 | |
Menschen aufhielten. Der Schütze habe bei der Tat ein Gewehr benutzt. | |
El Pasos Bürgermeister Dee Margo sagte, der Verdächtige stamme nicht von | |
dort. Nach US-Medienberichten kam er aus der Stadt Allen nördlich von | |
Dallas, rund 930 Kilometer Luftlinie von El Paso entfernt. El Paso liegt | |
unmittelbar an der Grenze zu Mexiko und hat rund 680.000 Einwohner. Nach | |
Angaben des Bürgermeisters bestätigten sich Meldungen über einen zweiten | |
Schützen nicht. | |
Der Sender CNN berichtete, Familien hätten in dem Walmart-Ladenkomplex für | |
den bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres eingekauft. Auch rund 100 | |
Walmart-Mitarbeiter seien in dem Supermarkt gewesen. Der älteste Verletzte | |
sei 82 Jahre alt. Der Konzern zeigte sich schockiert über die Geschehnisse. | |
Man bete für die Opfer, hieß es [4][in einer Twitternachricht von Walmart]. | |
## „Akt der Feigheit“ | |
Die Polizei rief die Menschen in El Paso auf, Blut zu spenden. Gouverneur | |
Abbott sagte bei einer Pressekonferenz am Samstagabend in El Paso, es | |
hätten sich Schlangen von Menschen gebildet, die Blut spenden wollten. | |
„Jetzt ist es an der Zeit für Texaner, zusammenzukommen und sich | |
gegenseitig zu unterstützen.“ Abbott sprach von einer „abscheulichen“ | |
Gewalttat. | |
Tabitha Estrada, Mitarbeiterin eines Ladens in dem Einkaufszentrum, sagte | |
CNN, sie habe sich mit Kunden im hinteren Teil des Geschäfts versteckt | |
gehabt. Viele ihrer Kunden seien aus Mexiko gewesen. „Es ist surreal, dass | |
das in unserer Stadt passiert, weil ich El Paso nie als einen hasserfüllten | |
Ort kennengelernt habe.“ Sie fügte hinzu, erst vor rund einem Monat habe | |
die Polizei in dem Einkaufszentrum eine Übung für den Fall eines Amoklaufs | |
abgehalten. | |
US-Präsident Donald Trump nannte die „hasserfüllte Tat“ tragisch und einen | |
„Akt der Feigheit“. Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige | |
Menschen zu töten, [5][schrieb er auf Twitter]. Trump sagte dem Gouverneur | |
von Texas die volle Unterstützung der Regierung in Washington zu. „Gott sei | |
mit Euch allen!“, fügte er hinzu. Auch die Bundesregierung in Berlin | |
reagierte erschüttert. „Unsere Gedanken und Anteilnahme sind bei den | |
Verletzten und den Hinterbliebenen der Opfer“, sagte eine Sprecherin des | |
Auswärtigen Amts. | |
Trump wurde nach Angaben des Weißen Hauses laufend über die Lage vor Ort | |
unterrichtet. Der Präsident habe mit Justizminister William Barr und | |
Gouverneur Abbott gesprochen, erklärte Vizesprecher Steven Groves. Kritiker | |
werfen Trump vor, mit seinen Äußerungen Rassismus zu befeuern. Zuletzt sah | |
er sich wegen [6][persönlicher Angriffe auf einen schwarzen Abgeordneten | |
der Demokraten] Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Regelmäßig greift der | |
republikanische Präsident auch Migranten aus Lateinamerika an, die auf | |
illegalem Wege in die USA kommen wollen. | |
In den USA kommt es immer wieder vor, dass in Einkaufszentren, an anderen | |
öffentlichen Orten oder auch in Schulen Menschen durch Schüsse getötet | |
werden. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere | |
– vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind. Die mächtige | |
Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz | |
stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung | |
des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz. | |
4 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Massaker-in-El-Paso/!5615270 | |
[2] /Massaker-in-El-Paso/!5615270 | |
[3] /Rechter-Terroranschlag-in-Neuseeland/!5578575 | |
[4] https://twitter.com/Walmart/status/1157731382304616453 | |
[5] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1157868518823596032 | |
[6] /Nach-rassistischen-Twitter-Botschaften/!5613836 | |
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