# taz.de -- Outsourcing in landeseigenen Betrieben: Arbeitnehmer sourcen sich e… | |
> Die Berliner Kampagne „Outsourcing und Befristungen verbieten“ kämpft | |
> gegen ungleiche Bezahlung in landeseigenen Unternehmen. | |
Bild: Um Schadensbegrenzung bemüht: Protest gegen Outsourcing vor der Charité | |
Berlin taz | Um das Schlimmste zu verhindern, helfen vielen Beschäftigten | |
in landeseigenen Unternehmen nur noch Abwehrkämpfe: Rund 100 | |
Tochtergesellschaften haben die Berliner Landesbetriebe laut der | |
Senatsverwaltung für Finanzen. Deren Beschäftigte machen oft die gleiche | |
Arbeit wie Kollegen, die direkt beim Mutterunternehmen angestellt sind. Sie | |
werden aber deutlich schlechter bezahlt. Die Differenz beträgt oft mehrere | |
hundert Euro im Monat, hinzu kommen schlechtere Arbeitszeiten. | |
Einige Arbeitnehmer in Berlins landeseigenen Betrieben wehren sich dagegen | |
– zuweilen mit Erfolgen: Der Arbeitskampf von Angestellten der 2009 | |
ausgegliederten Charité-Tochter „Physiotherapie- und Präventionszentrum | |
GmbH“ (CPPZ) hat sich ebenso ausgezahlt wie jener von Angestellten im | |
Botanischen Garten, die 2007 in die Tochterfirma „Betriebsgesellschaft | |
Botanischer Garten und Botanisches Museum“ outgescourct wurden. Letztere | |
Tochtergesellschaft wurde zum 1. Januar 2018 aufgelöst. CPPZ-Angestellte | |
werden nach einem Aufsichtsratsbeschluss ab dem 1. Januar 2020 wieder in | |
die Charité eingegliedert. | |
Weil es manchen der betroffenen Belegschaften aber nicht nur um eigene | |
Interessen, sondern das große Ganze geht, haben sie sich jetzt in der | |
Kampagne „Outsourcing und Befristungen verbieten“ zusammengeschlossen. Am | |
Mittwochabend sind Interessierte auf Einladung des Kollektivs labournet.tv | |
zu einer Filmvorstellung mit Diskussion in der Neuköllner Kneipe K-Fetisch | |
zusammengekommen. | |
Ramazan Bayram von der Berliner Initiative gegen Arbeitgeberunrecht stellte | |
die Ziele der Kampagne vor: Alle Tochtergesellschaften sollen sofort in die | |
Mutterunternehmen zurückgeführt, Befristungen dagegen verboten werden. „Wir | |
müssen die öffentliche Hand in die Verantwortung nehmen“, sagte Bayram. | |
## Mehr Druck auf die Geschäftsführer | |
Von den Zuständen und Kämpfen in ihren Betrieben berichteten an diesem | |
Abend Mitarbeiter des Botanischen Gartens und der BVG. Letztere hat seit | |
Ende der 1990er mit der Berlin Transport GmbH ebenso eine hundertprozentige | |
Tochtergesellschaft. | |
Wenn Rot-Rot-Grün die selbst gesteckten Ziele konsequent verfolgen würde, | |
müssten die Arbeitnehmer aber gar nicht kämpfen. Denn R2G hat im | |
Koalitionsvertrag festgehalten, dass in allen Landesunternehmen und | |
Tochtergesellschaften, die noch nicht tarifgebunden sind, Tarifverträge | |
gemäß dem TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst) abgeschlossen | |
werden müssen. Zur Auslagerung heißt es dort: „Die Koalition wird | |
Outsourcing in öffentlichen Einrichtungen und Betrieben mit lediglich dem | |
Ziel, sich aus Tarifbindungen zu lösen, unterbinden.“ | |
Auf Nachfrage der taz bekannte sich etwa der arbeitsmarktpolitische | |
Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Lars Düsterhöft, zu diesem | |
Ziel: „Alle landeseigenen Unternehmen und Töchter sollen nach Tarif | |
bezahlen. Die weitere Wiedereingliederung der Tochtergesellschaften | |
thematisieren wir auch bei den Haushaltsverhandlungen.“ | |
Auch Katina Schubert, Landesvorsitzende der Linken, sieht das so: „Es ist | |
erklärtes Ziel der Linken, die outgesourcten Töchter in die | |
Mutterunternehmen zu reintegrieren.“ Der Senat müsse dafür über | |
Aufsichtsratsmandate und Fachaufsichten mehr Druck auf die | |
Geschäftsführungen der öffentlichen Unternehmen ausüben. | |
9 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Volkan Ağar | |
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