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# taz.de -- Sudan nach der Bashir-Ära: Armee will Putsch vereitelt haben
> Hatten Teile des sudanesischen Militärs wirklich einen Umsturz geplant?
> Oppositionelle zweifeln an der Echtheit der Geschichte.
Bild: Militärrats-Chef Abdelfattah Burhan während einer Kundgebung in Omdurma…
Nairobi taz | Der herrschende Militärrat im Sudan hat eigenen Angaben
zufolge einen Putsch vereitelt. 16 Offiziere und Soldaten der Armee sowie
Mitglieder des Nationalen Geheim- und Sicherheitsdienstes seien verhaftet
worden. Dies wurde am Donnerstagabend bekannt, während die Armee und die
Oppositionsbewegung über Details eines [1][am 5. Juli geschlossenen
Abkommens] verhandelten, das eine Übergangsregierung für das Land vorsieht.
Aktivisten aus den Reihen der Opposition zweifeln allerdings an der
Echtheit der Meldung. Möglicherweise versuche die Armee, Sympathiepunkte zu
sammeln, während sie mit der Opposition darüber verhandelt, wie genau das
Abkommen über die Übergangsregierung zu interpretieren ist. Noch immer soll
es Uneinigkeit über die Machtverhältnisse innerhalb des geplanten
Souveränen Rats geben. Die Institution soll zur höchsten Behörde des Landes
werden.
Einiges spricht allerdings auch dafür, dass es tatsächlich einen
Putschversuch gegeben hat. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der
Armee, den angeschlossenen Milizen und dem Geheimdienst sind groß. Der im
April gestürzte Diktator Omar Hassan al-Baschir hatte die verschiedenen
Machtzentren gegeneinander ausgespielt, um seine Herrschaft zu festigen.
Viele Militärs sollen unglücklich sein mit dem [2][Einfluss von Mohammed
Hamdan Dagolo], besser bekannt als Hametti. Er ist Chef der Rapid Support
Forces (RSF), einer mit der Armee verbundenen Miliz, sowie Vizevorsitzender
des Ministerrates. Vieles deutet darauf hin, dass Hametti die eigentlich
entscheidende Figur im Land ist.
## Zerwürfnisse auch in der Oppostition
Die RSF-Miliz besteht vor allem aus Mitgliedern arabischer
Bevölkerungsgruppen, die im Namen der Regierung einst Krieg führten gegen
die Einwohner in der Darfur-Region im Westen des Landes. Der Miliz werden
Massenmord, Vergewaltigungen und Plünderungen vorgeworfen. Viele
RSF-Mitglieder, darunter auch Hametti, stammen ursprünglich aus dem
Nachbarland Tschad. Unter Soldaten wird geklagt, dass der Sudan jetzt von
Ausländern geführt werde. Knapp 600 verschiedene Bevölkerungsgruppen leben
im Sudan. 39 Prozent der Bevölkerung sagen, sie stammten von Arabern ab, 30
Prozent beschreiben sich als Afrikaner.
Aber auch in den Reihen der Opposition gibt es Zerwürfnisse. So finden
Aktivisten außerhalb Khartums, dass die Intellektuellen in der Hauptstadt
zu viel Einfluss haben und Bevölkerungsgruppen in anderen Landesteilen
ausgeschlossen werden.
Am Samstag sollen die Gespräche zwischen Militär und Opposition
weitergehen. Parallel ist eine Demonstration der Opposition geplant. Noch
immer herrscht Misstrauen gegenüber der Armee und vor allem der RSF-Miliz.
Letztere wird beschuldigt, maßgeblich für das Massaker vom 3. Juni
verantwortlich zu sein, bei dem mehr als hundert Demonstrierende getötet
wurden. Die RSF streitet das ab.
12 Jul 2019
## LINKS
[1] /Machtverteilung-im-Sudan/!5609630
[2] /Proteste-im-Sudan/!5596961
## AUTOREN
Ilona Eveleens
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Hametti
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