# taz.de -- Neue Volksinitiative: Alternative zur Enteignung | |
> Der Verein „Neue Wege für Berlin“ startet eine Volksinitiative zum Bau | |
> von 100.000 Wohnungen. Dahinter stecken altbekannte Akteure aus CDU und | |
> SPD. | |
Bild: Bauen statt enteignen. Dafür werden bald Unterschriften gesammelt | |
An deutlichen Worten ließ es Peter Kurth nicht mangeln: „Unsere | |
Volksinitiative kostet nur einen Bruchteil dessen, was die | |
Enteignungsphantasien kosten.“ Der ehemalige CDU-Finanzsenator machte damit | |
deutlich, wogegen sich die Initiative #FaireMietenBauen zuallererst | |
richtet: gegen den Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co. enteignen. | |
Kurth, inzwischen Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, | |
Wasser- und Rohstoffwirtschaft, stellte gestern die Volksinitiative, die | |
dafür sorgen soll, dass Berlin in den kommenden acht Jahren 100.000 | |
bezahlbare Wohnungen baut, gemeinsam mit dem SPD-Wirtschaftspolitiker Heiko | |
Kretschmer und der FDP-Politikerin Sandra von Münster vor. Alle drei | |
bezeichneten ihren Vorstoß und die Gründung des ihn tragenden Vereins „Neue | |
Wege für Berlin“ als „Initiative der Zivilgesellschaft“. „Eine neue Pa… | |
wollen wir nicht gründen“, betonte Kretschmer und dementierte damit | |
entsprechende Medienberichte. | |
Wohnungsbau also. Und zwar gefördert. Laut Kretschmer soll dafür eine Summe | |
von einer bis zwei Milliarden Euro vom Land und vom Bund aufgebracht | |
werden. „Das sind etwa zehn Prozent dessen, was eine Enteignung kosten | |
würde“, ergänzte Kurth an die Adresse des Enteignungsvolksbegehrens, das | |
gerade 77.000 Unterschriften an die Berliner Innenverwaltung übergeben hat. | |
40.000 der angedachten Wohnungen sollen Sozialwohnungen sein, weitere | |
60.000 zu einer Miete bis 9,50 Euro nettokalt vermietet werden. | |
„Wir werden am Ende der Sommerpause damit beginnen, Unterschriften zu | |
sammeln“, kündigte Peter Kurth an. Damit die Volksinitiative erfolgreich | |
wird, sollen bis Ende des Jahres die nötigen 20.000 Unterschriften | |
gesammelt werden. An einen Volksentscheid – etwa zur Abgeordnetenhauswahl | |
2021 – denkt der Verein bislang nicht. „Wir gehen davon aus, dass wir mit | |
unserer Initiative eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus bekommen“, sagt Heiko | |
Kretschmer. | |
Als Begründung für den Vorstoß nennt Kretschmer, einst im Bundesvorstand | |
der Jusos, das Wachstum Berlins. „Dieses Wachstum muss nachhaltig gestaltet | |
werden.“ Dabei dürfe es auch keine Tabus geben. Als Beispiele nennt er die | |
Randbebauung des Tempelhofer Feldes, die Elisabethaue in Pankow sowie die | |
Vorschläge der „Bürgerstadt Buch“ für den Bau von 40.000 Wohnungen in | |
Pankow. Die aber hat Bezirksbürgermeister Sören Benn bereits als | |
„Scheinlösung“ bezeichnet. Ein Teil der genannten Flächen seien | |
Landschaftsschutzgebiete und Gewerbegebiete. | |
Die Volksinitiative zum Bau von 100.000 bezahlbaren Wohnungen ist nur die | |
erste Aktion des neuen Vereins. Man wolle sich auch künftig an den Debatten | |
in Berlin beteiligen, bekräftigte Heiko Kretschmer. „Die Bürger werden mit | |
ihren Ängsten weitgehend alleine gelassen“, sagte er und nannte die | |
„Verdrängungseffekte“, die das Wachstum mit sich bringe. Weitere aktive | |
Mitstreiter im Verein sind etwa der ehemalige CDU-Wirtschaftssenator | |
Wolfgang Branoner als auch Ex-SPD-Finanzstaatssekretär Frank Bielka. | |
Unterstützt wird „Neue Wege für Berlin“ auch von der | |
Vivantes-Aufsichtsratschefin Vera Gäde-Butzlaff und dem | |
Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, Jan Eder. | |
28 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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