# taz.de -- Konflikt zwischen Iran und USA: Sanktionen und Beleidigungen | |
> Nach dem abgeblasenen US-Militärschlag gegen den Iran verhängen die USA | |
> neue Sanktionen. Teheran kontert scharf. | |
Bild: Gibt sich empört: Irans Präsident Hassan Ruhani | |
Berlin taz | Fast wären die ersten Bomben gefallen, doch nach der | |
Zuspitzung der vergangenen Woche geht nun das verbale Gemetzel zwischen den | |
USA und Iran vorerst weiter: Als „unverschämt“ und „idiotisch“ bezeich… | |
der iranische Präsident Hassan Ruhani am Dienstag die neuen Sanktionen, die | |
die USA gegen Irans obersten Führer Ali Chamenei sowie gegen hochrangige | |
Kommandeure der Revolutionsgarden verhängt haben. Der Schritt sei ein | |
„Zeichen geistiger Behinderung“. | |
Dabei dürften die jüngsten Strafmaßnahmen durchaus kalkuliert sein. Mit der | |
Verhängung von neuen Wirtschaftssanktionen antworten die USA mit | |
nichtmilitärischen Mitteln auf den Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne am | |
vergangenen Donnerstag. Der Vorfall soll nach US-Angaben fast zu einem | |
Militärschlag geführt haben. | |
US-Medienberichten und eigenen Aussagen zufolge hatte Präsident Donald | |
Trump als Reaktion einen Militärschlag bereits befohlen, ihn dann aber in | |
letzter Minute doch noch abgeblasen. Zwischen Trump, seinen Beratern und | |
Vertretern des Außen- und Verteidigungsministeriums soll es dabei chaotisch | |
zugegangen sein. Am Ende aber setzten sich offensichtlich die Skeptiker | |
durch. | |
Unbestritten ist, dass Iran hinter dem Abschuss steht. Allerdings behauptet | |
Teheran, das unbemannte Flugobjekt sei in den iranischen Luftraum | |
eingedrungen, was Washington abstreitet. Am Dienstag sprang Russland der | |
Führung in Teheran bei: Es gebe Beweise, dass die USA den Luftraum verletzt | |
hätten, sagte Sicherheitsberater Nikolai Patruschew bei einem Treffen mit | |
seinen US-amerikanischen und israelischen Kollegen in Jerusalem. | |
## Sanktionen auch gegen Außenminister geplant | |
Die nun als Reaktion auf den Abschuss verhängten US-Strafmaßnahmen sind | |
eine weitere Verschärfung der Sanktionspolitik gegen Iran, die die | |
Trump-Regierung seit ihrem einseitigen Ausstieg aus dem internationalen | |
Wiener Atomabkommen von 2015 im vergangenen Jahr verfolgt. | |
Die neuen Maßnahmen sollen hochrangigen Vertretern der iranischen Führung | |
den Zugang zu zentralen Finanzressourcen verwehren. US-Finanzminister | |
Steven Mnuchin kündigte zudem weitere Sanktionen noch in dieser Woche an, | |
die sich gegen Außenminister Jawad Sarif richten sollen. | |
Die Führung in Teheran bezeichnete die Sanktionen als fruchtlos. In der Tat | |
ist fraglich, ob Strafmaßnahmen gegen Einzelpersonen überhaupt Folgen haben | |
werden. Nach Angaben des iranischen Außenamtssprechers Abbas Mussawi | |
verbauen sie aber die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung des Konflikts | |
– und zwar „dauerhaft“, wie er betonte. Trump hatte nach dem abgeblasenen | |
Militärschlag mehrmals Gesprächsbereitschaft signalisiert. | |
Vor lauter Kriegsgedröhne aus Washington und Teheran ist indes aus dem | |
Blick geraten, was die USA vom Iran eigentlich fordern. Washington war im | |
Alleingang und ohne konkreten Anlass aus dem unter seinem Vorgänger Barack | |
Obama geschlossenen Iranabkommen ausgestiegen, was einem Bruch des Vertrags | |
gleichkommt. Als Begründung gab Trump an, das Abkommen reiche nicht aus, um | |
eine Atombewaffnung Irans zu verhindern. Nun will die US-Regierung die | |
Führung in Teheran zu einem neuen Atomwaffen- und Raketenabkommen zwingen, | |
das weit über das Wiener Abkommen hinausgeht. Ein konkreter Vorschlag liegt | |
jedoch nicht vor. | |
Trumps Sicherheitsberater John Bolton sagte am Dienstag während eines | |
Besuchs in Israel, Trump habe die Tür für Gespräche offen gehalten. „Alles, | |
was der Iran tun muss, ist durch diese Tür zu gehen.“ Verhandlungen müssten | |
aber dazu führen, dass das iranische Atomwaffenprogramm und sein Programm | |
für ballistische Raketen nachweisbar abgeschafft würden. Außerdem müsse der | |
Iran seine Unterstützung des internationalen Terrorismus einstellen. Damit | |
spielt Bolton auf Iran nahestehende nichtstaatliche Milizen wie die | |
libanesische Hisbollah oder die jemenitischen Huthi-Rebellen an. | |
## Europäer unter US-Druck | |
Die Europäer, die das Wiener Atomabkommen noch retten wollen, geraten | |
unterdessen immer weiter unter Druck. Am Donnerstag will auch der Iran | |
einen ersten Punkt des Abkommens nicht mehr erfüllen. So hat das Land nach | |
eigenen Angaben bereits die Anreicherung von Uran angekurbelt und wird | |
schon an diesem Donnerstag eine im Atomabkommen vereinbarte Maximalmenge | |
von schwach angereichertem Spaltmaterial überschreiten, die es innerhalb | |
der Landesgrenzen lagern darf. | |
Der nächste Schritt wäre, Uran nicht mehr nur schwach anzureichern, sondern | |
über die Grenze von 3,67 Prozent hinaus. Sollte Teheran diesen Punkt wie | |
angedroht verletzen, wäre das Abkommen de facto aufgekündigt. Dann könnten | |
sich die Europäer dem US-Druck wohl kaum noch entziehen und müssten selbst | |
wieder Sanktionen gegen Iran verhängen. | |
25 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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