| # taz.de -- Krise am Persischen Golf: Iranische Überlegenheit | |
| > Teherans Stärke liegt darin begründet, dass es seit Jahrzehnten mit | |
| > harten Sanktionen lebt. Die USA unterschätzen das Regime. | |
| Bild: Ein Motorboot der iranischen Revolutionsgarden bewacht den britischen Öl… | |
| In Donald Trumps Welt ist alles neu, was ihm selbst neu ist. Zum Beispiel | |
| die [1][härtesten Sanktionen aller Zeiten gegen Iran], der Wunsch nach | |
| einem Regimewechsel und das engste aller Bündnisse mit den Briten für eine | |
| neue Ordnung im Nahen Osten. Wer sich schon vor dem Amtsantritt des | |
| US-Präsidenten einmal mit Iran und der Region befasst hat, wird sich | |
| erinnern: Die härtesten Sanktionen aller Zeiten gab es auch schon unter | |
| Trumps Vorvorgänger George W. Bush, der Iran als „Schurkenstaat“ | |
| brandmarkte und für einen Waffengang und „Regime Change“ tatsächlich brei… | |
| Unterstützung gehabt hätte. Auch zwischen Washington und London passte | |
| damals kein Blatt; Großbritanniens damaliger Regierungschef Tony Blair | |
| erwarb sich den Ruf als „Bushs Pudel“. | |
| Irans Stärke und Überlegenheit liegen darin begründet, dass die Islamische | |
| Republik seit Jahrzehnten daran gewöhnt ist, mit internationalen Sanktionen | |
| zu leben. Sie nun erneut wegen der Festsetzung des britischen Öltankers | |
| „Stena Impero“ zu verschärfen, schreckt niemanden. Die Bevölkerung wird | |
| darunter leiden und wütend sein. Doch auf wen? Die Einschätzung des | |
| Regimes, die Sanktionen seien eine Form des „wirtschaftlichen Terrorismus“, | |
| wird von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt. Noch ein bisschen weiter die | |
| Daumenschrauben anzuziehen wird weder zu einem Regimewechsel führen noch zu | |
| einem Einlenken beim [2][Atomprogramm]. | |
| Trump unterschätzt die Iraner, vor allem ihr strategisches und taktisches | |
| Geschick. Sie haben in den vergangenen fünfzehn Jahren, ohne direkt Krieg | |
| zu führen, ihre Dominanz in der gesamten Region ausgebaut. Sie dürften auch | |
| jetzt sehr genau im Blick haben, wie weit sie mit ihren Provokationen in | |
| der Straße von Hormus gehen, und sich dabei durchaus im Klaren sein, dass | |
| sie mit Streichhölzern neben einem Pulverfass spielen. | |
| Natürlich kann es dabei auch explodieren. Bei einem größeren Vorfall | |
| könnten die Konfliktparteien durchaus unbeabsichtigt in einen Krieg | |
| hineinschlittern, es könnte vielleicht sogar ein Nato-Bündnisfall | |
| entstehen. Doch aus iranischer Sicht ist es ein kalkuliertes Risiko. Trump | |
| fehlt nicht nur zu Hause die Mehrheit für eine kriegerische | |
| Auseinandersetzung. Er selbst hat politisch auch immer das Gegenteil | |
| gewollt: Rückzug der US-Truppen, ein Ende der amerikanischen Rolle als | |
| Weltpolizist. Die Briten haben noch viel weniger Rückhalt für eine | |
| militärische Konfrontation und weiß Gott andere Probleme. | |
| Wie eine verschärfte Politik gegenüber Iran zurückwirken kann, zeigt die | |
| Empfehlung Londons, britische Schiffe sollten die Meerenge in absehbarer | |
| Zukunft möglichst meiden. Das bedeutet: Umwege und höhere Kosten. | |
| Dauerhafte Spannungen auf einer so stark befahrenen Handelsroute gefährden | |
| die Weltwirtschaft. Iran zu unterschätzen ist ein Fehler, für den am Ende | |
| alle teuer bezahlen könnten. | |
| 22 Jul 2019 | |
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| Silke Mertins | |
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