# taz.de -- Tankerkrise am Persischen Golf: Hinter den Kulissen tut sich was | |
> Die Lage am Golf eskaliert. Im Streit mit den USA bringt der Iran nun | |
> eine baldige Unterzeichnung eines zentralen Dokuments ins Gespräch. | |
Bild: Die iranische Flagge vor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IA… | |
Istanbul taz | Offiziell geben sich sowohl die USA als auch [1][der Iran | |
seit Monaten kompromisslos]. US-Präsident Donald Trump, der im vergangenen | |
Jahr einseitig aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 ausstieg, verhängt fast | |
im Wochenrhythmus neue Sanktionen gegen den Iran. Teheran hat darauf | |
reagiert, indem es sich an einen Teil seiner Verpflichtungen aus dem | |
Abkommen nicht mehr hält. Trump müsse eine Kehrtwende vollziehen und zu dem | |
Abkommen zurückkehren, heißt es in Teheran. | |
Doch am Rande eines Besuchs in New York erklärte der iranische | |
Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in der vergangenen Woche, dass | |
Teheran bereit sei, das Zusatzprotokoll der Internationalen | |
Atomenergie-Organisation (IAEO) über verstärkte Inspektionen zu | |
ratifizieren. Auf lange Sicht könnte dies genau das garantieren, was sowohl | |
Trump als auch die Europäer, Russen und Chinesen und auch Israel und | |
Teherans Kontrahenten am Golf wollen: dass Teheran nicht in den Besitz von | |
Atomwaffen gelangt. | |
Das Zusatzprotokoll räumt den Inspektoren der IAEO umfassenden Zugang zu | |
Irans Nuklearanlagen ein – auch zu jenen, die Teheran bisher nicht als | |
solche deklariert hat. Zudem erlaubt es eine bessere Verifizierung von | |
Spaltmaterial, das die Iraner bisher möglicherweise im Verborgenen lagern. | |
Im Gegensatz zu den jetzigen Verpflichtungen wären die schärferen | |
Inspektionen dauerhaft gültig. | |
Das iranische Parlament, der Madschlis, muss das Zusatzprotokoll laut dem | |
Wiener Atomabkommen spätestens im Jahr 2023 ratifizieren. Iran sei aber | |
bereit, diesen Prozess zu beschleunigen, sagte Sarif gegenüber Journalisten | |
in New York. Im Gegenzug forderte er von der US-Regierung die Aufhebung der | |
neuen Sanktionen. Dies müsste durch ein vom Kongress verabschiedetes Gesetz | |
geschehen, was es Trump erschweren würde, später erneut einen Rückzieher zu | |
machen. | |
## Keine Kompromissbereitschaft beim Raketenprogramm | |
Trump hat sich zu dem Angebot bislang nicht geäußert. Er hatte aber schon | |
zuvor durchblicken lassen, dass er zu Gesprächen „ohne Vorbedingungen“ | |
bereit sei. Allerdings kann es gut sein, dass ihm Sarifs Angebot nicht weit | |
genug geht. Außenminister Mike Pompeo hatte im vergangenen Jahr einen | |
Zwölf-Punkte-Katalog veröffentlicht, den Teheran erfüllen müsse, bevor die | |
Sanktionen aufgehoben würden. | |
Von einigen Punkten – wie der indirekten Forderung nach einem Regimewechsel | |
– hat sich Trump distanziert. In anderen Fragen blieb er bisher aber hart. | |
So will Trump erreichen, dass der Iran die Urananreicherung gänzlich | |
einstellt – diese steht freilich jedem Land offen, solange sie | |
ausschließlich friedlichen, zum Beispiel medizinischen Zwecken dient. Zudem | |
soll ein „besserer Deal“ garantieren, dass Teheran sein Raketenprogramm | |
zurückfährt und die Unterstützung für „Terrorgruppen“ einstellt. | |
Hinsichtlich des Raketenprogramms sind die Iraner weiterhin zu keinen | |
Zugeständnissen bereit. Das liegt auch daran, dass sich Teheran von seinen | |
Rivalen am Golf bedroht fühlt, die im großen Stil von den USA und anderen | |
Ländern aufgerüstet werden. | |
Sarif machte aber deutlich, dass das Verhandlungsangebot ernst gemeint ist. | |
Die Anreicherung von Uran über die durch das Atomabkommen erlaubte | |
Obergrenze hinaus, die der Iran Anfang Juli wieder aufgenommen hat, könne | |
jederzeit zurückgefahren werden. „Es geht nicht um einen Fototermin. Wir | |
sind an Substanz interessiert“, sagte Sarif. Laut Medienberichten traf er | |
sich auch mit dem republikanischen Senator Rand Paul, der angeboten hat, | |
eine ähnliche Rolle zu übernehmen wie einst John Kerry, der als Senator | |
Geheimgespräche mit dem Iran führte, die später zu den Nuklearverhandlungen | |
führten. | |
21 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Inga Rogg | |
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