# taz.de -- Erneut Verstoß gegen Atomabkommen: Iran erhöht Urananreicherung | |
> Iran hat, wie angekündigt, Uran stärker angereichert. Der Ölminister | |
> wirft den USA indes vor, die Sanktionen zur Förderung ihrer Ölexporte zu | |
> nutzen. | |
Bild: In Iran vermutet man Öl-Interessen hinter dem US-amerikanischen Verhalten | |
Teheran afp | Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht, den Grad der | |
Urananreicherung erhöht und damit ein weiteres Mal gegen das internationale | |
Atomabkommen verstoßen. Am Montag habe der Iran die Schwelle von 4,5 | |
Prozent bei der Urananreicherung überschritten, teilte die iranische | |
Atomenergiebehörde mit. Erlaubt sind 3,67 Prozent. Die EU äußerte sich | |
„äußerst besorgt“ und forderte Teheran zur Rückkehr zum Atomabkommen auf. | |
Der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwand, sagte | |
laut der Nachrichtenagentur Isna, der Anreicherungsgrad von 4,5 Prozent sei | |
„absolut ausreichend für den Bedarf des Landes an Brennstoff für das | |
Atomkraftwerk“. Der außenpolitische Berater Ali Akbar Velajati hatte zuvor | |
gesagt, für die Versorgung des Kraftwerks in Buschehr sei eine Anreicherung | |
auf fünf Prozent notwendig. | |
Gemäß dem internationale Atomabkommen darf der Iran Uran aber nur auf 3,67 | |
Prozent anreichern. Für die Herstellung von Atomwaffen sind 90 Prozent | |
notwendig. Mit der Erhöhung des Anreicherungsgrads verstößt der Iran nun | |
zum zweiten Mal gegen die Atomvereinbarung von 2015. Am 1. Juli hatte | |
Teheran bereits die zulässige Menge niedrig angereicherten Urans von 300 | |
Kilogramm überschritten. | |
Mit dem schrittweisen Rückzug aus dem Atomabkommen reagiert der Iran auf | |
[1][dessen einseitige Kündigung durch US-Präsident Donald Trump] im Mai | |
2018. Zudem erhöht der Iran damit den Druck auf die Europäer, mehr zur | |
Erfüllung ihres Teils der Vereinbarung zu tun. Teheran beklagt seit langem, | |
dass Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China [2][zu | |
wenig tun], um die Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten. Die USA hatten | |
nach dem Ausstieg aus dem Abkommen harte Sanktionen wieder eingeführt. | |
## Direkt zur „letzten Etappe“ | |
Die EU äußerte sich am Montag „äußerst besorgt“ über die Ausweitung der | |
Urananreicherung durch den Iran. Die EU fordere Teheran „nachdrücklich“ | |
auf, „alle Aktivitäten zu stoppen und rückgängig zu machen“, die im | |
Widerspruch zum Abkommen stünden, ließ die EU-Außenbeauftragten Federica | |
Mogherini mitteilen. Brüssel sei in Kontakt mit den anderen | |
Vertragspartnern, um „über die nächsten Schritte“ zu beraten. | |
Teheran warnte die Europäer seinerseits vor [3][einer Eskalation im Streit | |
um das Abkommen]. Sollten gewisse Vertragsparteien „seltsame Schritte“ | |
ergreifen, werde der Iran „alle weiteren Etappen überspringen“ bei seinem | |
Plan zur Ausweitung des Atomprogramms und direkt zur „letzten Etappe“ | |
übergehen, warnte Außenamtssprecher Abbas Mussawi am Montag. Was dies | |
bedeutet, führte er nicht aus. | |
China machte die „Schikane“ der USA für die Zunahme der Spannungen | |
verantwortlich. „Der von den USA auf den Iran ausgeübte maximale Druck ist | |
die Grundursache für die iranische Atomkrise“, sagte Außenamtssprecher Geng | |
Shuang. Russland nannte die Situation „besorgniserregend“ und sprach sich | |
für die Fortsetzung des Dialogs aus. Moskau halte am Atomabkommen fest, | |
betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow. | |
Mussawi warnte, „alle Optionen“ seien auf dem Tisch einschließlich der | |
Aufkündigung des Atomabkommens und des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrags. | |
Es sei aber „noch keine Entscheidung getroffen“ worden, sagte der | |
Außenamtssprecher. Der Iran hat angekündigt, rasch zum Atomabkommen | |
zurückkehren zu können, wenn die Vertragspartner ihm helfen, die | |
Wirtschaftsblockade der USA zu umgehen. | |
## Irans Verteidigungsminister wirft Briten „Piraterie“ vor | |
Der iranische Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh warf den USA vor, die | |
Sanktionen gegen die iranischen Ölexporte zu nutzen, um den Verkauf des | |
eigenen Schieferöls zu steigern. „Gewisse Sanktionen werden verhängt, damit | |
die Amerikaner weiter ihr Schieferöl produzieren und entwickeln können“, | |
sagte Sanganeh. Um Platz für ihr Öl zu schaffen, müssten die USA auf dem | |
Ölmarkt „einen Schock provozieren“. | |
Irans Verteidigungsminister Amir Hatami warf Großbritannien derweil | |
„Piraterie“ vor, nachdem die britische Polizei am Donnerstag vor der Küste | |
von Gibraltar einen Öltanker festgesetzt hatte. London hegt den Verdacht, | |
dass der Tanker gegen EU-Sanktionen verstoßend Öl nach Syrien bringen | |
wollte. Hatami warnte, die Festsetzung des Tankers durch Großbritannien | |
werde „nicht toleriert werden und nicht ohne Antwort bleiben“. | |
8 Jul 2019 | |
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