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# taz.de -- Klimawandel im Harz: Bis nur noch eine Pfütze bleibt
> Der Harz wird immer trockener. Früher folgten auf Dürresommer nasse
> Winter – nun fällt das ganze Jahr über zu wenig Wasser.
Bild: Problematisch für die Trinkwasser-Versorgung: Die Harzer Okertalsperre i…
Hamburg taz | Kein Schnee für die Skipisten im Winter, dafür längere Dürre-
und Hitzeperioden im Sommer: So lautet eine aktuelle Prognose für die
Klimaentwicklung im Harz. Die Harzwasserwerke haben Daten von 1941 bis 2018
von den sechs großen Talsperren im Westharz analysiert. Das Ergebnis der
Studie: Der Harz wird immer trockener.
„Der Klimawandel kommt schneller und härter im Harz als bisher
prognostiziert“, heißt es in der Untersuchung. Ein alarmierendes Resümee,
findet der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Angesichts
häufigerer Trockenperioden müssen wir uns damit beschäftigen, welche
Wassermengen künftig noch zur Verfügung stehen und wie der Bedarf gedeckt
werden kann“, sagt Lies.
Rund zwei Millionen Menschen beziehen täglich ihr Trinkwasser von den
Harzwasserwerken – ebenso wie zahlreiche Industrieunternehmen. Somit sind
die Harzwasserwerke der größte Trinkwasserversorger Niedersachsens.
Umso wichtiger ist zu wissen, auf welche Veränderungen durch den
Klimawandel sich die Wasserwerke als Talsperrenbetreiber einstellen müssen.
Und die Studie zeigt: Sie sind gravierend. Aus den Daten geht hervor, dass
zwischen 1941 und 2008 zwar die Dürreperioden länger geworden sind. Das
wurde durch größere Niederschlagsmengen in den Wintermonaten aber wieder
ausgeglichen. Doch: „Der früher festgestellte Trend, dass es im Winter mehr
Hochwasser gibt, hat sich deutlich abgeschwächt“, heißt es in der Studie.
Die Analyse der Daten aus den Jahren 2008 bis 2018 ergibt ein neues Bild.
„Beim Niederschlag zum Beispiel ist zwar deutlich zu erkennen, dass in den
Sommermonaten weniger Regen fällt.“ „Dieser werde aber nicht, wie
ursprünglich prognostiziert, durch mehr Regen und Schneefall in den
Wintermonaten ausgeglichen. „Das heißt: Auf das gesamte Jahr betrachtet,
fällt im Trend im Westharz weniger Niederschlag als früher.“
Und das bedeutet weniger Wasser in den Talsperren. Das Einzugsgebiet der
Sösetalsperre im Süden des Harzes und die Radau im Nordharz, von der ein
Teil des Wassers über die Okertalsperre in die Granetalsperre geleitet
werden kann, seien besonders betroffen. Lediglich die Eckertalsperre, die
durch ihre Lage am Brocken im Winterhalbjahr weiterhin von Regen und Schnee
profitiert, sei ausgenommen.
Wird das Trinkwasser also langfristig in Niedersachsen knapp? „Die
Harzgegend ist ein Beispiel für die unmittelbare Abhängigkeit der
Trinkwasserversorgung von regengespeisten Talsperren“, meint Klimaforscher
Dieter Gerten. „Dass wir in Deutschland in Zukunft um unser Trinkwasser
fürchten müssen, ist eine Überspitzung.“ Dennoch seien gewisse Engpässe b…
solchen Dürren in Regionen wahrscheinlich, deren
Versorgung nicht zum Beispiel aus Grundwasserreserven gedeckt sei.
Unabhängig vom Trinkwasser weist der Hydrologe auch auf weitere
Langzeitfolgen hin, die durch Dürre- und Hitzeperioden in Niedersachsen –
aber auch in ganz Deutschland drohen.
„Wie es 2018 gezeigt hat, geht es auch um den Zustand der Gewässer- und
Landökosysteme, den landwirtschaftlichen Ertrag, den Güterverkehr auf
Flüssen und Kanälen“, sagt Gerten. „Also um eine Kaskade ökologischer und
ökonomischer Folgen, deren Zusammenspiel in Dürresituationen noch nicht gut
verstanden ist, und auf die wir wenig vorbereitet sind.“
## Ministerium arbeitet am Wasserversorgungskonzept
Auch das niedersächsische Umweltministerium beschäftigt sich mit den
Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass die
Jahresniederschlagsmenge sinkt. Seit 2017 arbeitet das Ministerium an einem
Wasserversorgungskonzept. „Wasser ist ein hohes Gut, aber es ist begrenzt
und wir müssen in Zukunft noch sorgsamer damit umgehen“, sagt Lies, dessen
Ministerium auch selbst Studien beauftragt hat, um die regionalen
Auswirkungen des Klimawandels einzuschätzen „und daraus abgeleitet,
Handlungsoptionen zu entwickeln.“
Die grüne Landtagsabgeordnete Imke Byl fürchtet, dass Niedersachsen
mittelfristig Versorgungsprobleme beim Thema Wasser bekommen werde. „Man
merkt ganz deutlich, dass die Klimavorhersagen schlimmer eintreffen, als
gedacht.“ Es gebe viele verschiedene Baustellen. So wäre es etwa sinnvoll,
wenn das Land Landwirte unterstützen würde, die auf wassersparende Methoden
setzen würden, sagt Byl. „Landwirte sind aber nicht die einzigen, die sich
anpassen müssen. Das betrifft auch unseren privaten Wasserkonsum.“
26 Jun 2019
## AUTOREN
Nina Hoffmann
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Harz
Wasser
Dürre
Hitze
Niedersachsen
Schwerpunkt Klimawandel
Borkenkäfer
Lesestück Recherche und Reportage
Trinkwasser
Schwerpunkt Fridays For Future
Skitourismus
Ökologie
Harz
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