Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Nicht mehr komisch
> Wolodimir Selenski, Präsident der Ukraine, meint, die schönen
> Ukrainerinnen seien ein Markenzeichen seines Landes. Die finden das gar
> nicht witzig.
Bild: Selenski zeigt sich über die jüngere Geschichte der Ukraine schlecht in…
Als hätte Wolodimir Selenski, der quasi über Nacht vom Komiker zum
ukrainischen Staatspräsidenten avancierte, nicht schon genug Probleme am
Hals: ein Friedensprozess in der Ostukraine, der diesen Namen nicht
verdient. Ein längliches Gezerre um den Termin für vorgezogene Wahlen
([1][jetzt wohl am 21. Juli]), weil das Verfassungsgericht bockig war.
Und eine [2][drohende Rückholung Russlands in den Europarat] – als
Belohnung dafür, dass die Krim immer noch völkerrechtswidrig besetzt ist
und der Krieg in der Ostukraine mit freundlicher Unterstützung Moskaus
weitergeht.
Während seiner Antrittsbesuche in Paris und Berlin Anfang dieser Woche
griff der Politneuling dann auf internationalem Parkett so richtig schön in
den Abort. Bei der Begrüßung Selenskis mit militärischen Ehren in Berlin
[3][fing Bundeskanzlerin Angela Merkel an zu zittern], was weniger
freudiger Erregung denn temporärer Dehydrierung geschuldet war. Doch auf
solche Feinheiten kommt es nicht an. Er habe neben ihr gestanden und die
Kanzlerin sei die ganze Zeit in voller Sicherheit gewesen, ließ Selenski
wissen. Ein echter Beschützer, ein Mann mit Eiern eben.
Dieses Statement nahm sich jedoch noch vergleichsweise harmlos aus im
Vergleich zu dem, was der erste Mann der Ukraine in Frankreich zum Besten
gegeben hatte. Die schönen Ukrainerinnen seien ein Markenzeichen seines
Landes, was auch Touristen schon aufgefallen sei, meinte Selenski.
## Unter Generalverdacht der Prostitution
Eine derart plumpe PR fanden vor allem viele Frauen in der Ukraine alles
andere als komisch – wie Kommentaren unter dem Hashtag
[4][#Iamnotyourtourismbrand] zu entnehmen ist. Ein touristisches
Markenzeichen? Von wegen, wettert eine Ukrainerin, die eine Entschuldigung
fordert. Sie, wie tausende andere Frauen auch, seien eine hoffnungsvolle
Rückenstärkung der ukrainischen Kämpfer.
Sexistische Anwandlungen Selenskis sind das eine, erhebliche Wissenslücken
im Fach Geschichte bzw. Landeskunde das andere. Offensichtlich erinnert
sich Selenski nicht an den Visa-Skandal zu Zeiten des grünen Außenministers
Joschka Fischer.
Reiselustige UkrainerInnen standen unter dem Generalverdacht der
Prostitution – perverse Fantasien, die auch heute noch durch kranke Hirne
geistern. Oder die feministische Gruppe Femen, die mit spektakulären
Aktionen für Frauenrechte kämpfte, und das nicht nur in der Ukraine.
Man stelle sich vor: barbusige Frauen, die Redebedarf haben und den
Amtssitz Selenskis stürmen. (K)eine lustige Vorstellung.
21 Jun 2019
## LINKS
[1] https://orf.at/stories/3123666/
[2] https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/cassis-spricht-mit-lawrow-ueb…
[3] /Merkels-Schwaecheanfall-in-den-Medien/!5601710
[4] https://www.rferl.org/a/oh-yes-he-did-ukrainian-women-unite-online-against-…
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Wolodymyr Selenskij
Ukraine
Sexismus
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Wolodymyr Selenskij
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Ukraine
Feinde der Pressefreiheit
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Europawahl
Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Spielplatzverweis wegen nackter Brust: Brust des Anstoßes
Eine Mutter wird des Spielplatzes verwiesen, weil sie sich ohne Oberteil
sonnt. Doch das dürfen auch im Jahr 2021 nur Männer.
Neue Regierung in der Ukraine: „Neue Hirne, neue Herzen“
Präsident Selenski bildet das Kabinett um und markiert einen Neuanfang.
Sogar in der eigenen Partei steht er unter Druck.
Parlamentswahl in der Ukraine: Selenskyjs Partei wird klar Sieger
Die Partei „Diener des Volkes“ des prowestlichen Präsidenten kommt auf
knapp 44 Prozent. Das geht aus Prognosen kurz nach Schließung der
Wahllokale hervor.
Vor der Parlamentswahl in der Ukraine: Zerreißprobe auf Ukrainisch
Am Sonntag wählt die Ukraine ein neues Parlament. Im Wahlkampf wollen die
Parteien sowohl mit Nationalstolz als auch mit Europa punkten.
Parlamentswahl in der Ukraine: Linke dürfen nicht mehr mitspielen
Die Partei des ehemaligen Gouverneurs von Odessa Michail Saakaschwili wurde
von der ukrainischen Parlamentswahl ausgeschlossen.
Gewalt gegen ukrainische Journalisten: Niedrige Aufklärungsrate
Nach einem Überfall ist der ukrainischer Journalist Wadim Komarow
gestorben. Seine Kollegen diskutieren nun, wie sie sich vor Gewalt schützen
können.
Merkels Schwächeanfall in den Medien: Das große Zittern
Warum sehen Hunderttausende so gern zu, wenn es einer älteren Frau
blümerant wird? Über den Nachrichtenwert von Unpässlichkeiten.
Krieg in der Ukraine: In Europas Grauzone
Im ostukrainischen Hnutove leben die Menschen unter ständigem
Schusswechsel. Der neue Präsident Selenski will den Konflikt beenden.
Politologe zu Ukraine-Wahlsieger Selenski: „Die wollen echte Veränderungen“
Erst Komiker, bald Präsident der Ukraine: Wolodimir Selenski wird vieles
ändern, sagt Politologe Wolodimir Fesenko. Doch er muss mit starkem
Widerstand rechnen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.